Schulen

In ständiger Veränderung war und ist die Döbelner Schullandschaft. Wir stellen die Einrichtungen vor.

Also lautet der Beschluss;
Dass der Mensch was lernen muss.
Nicht allein das A-B-C
Bringt den Menschen in die Höh.
Nicht allein im Schreiben, Lesen
übt sich ein vernünftig Wesen.
Nicht allein in Rechnungssachen
Soll der Mensch sich Mühe machen,
Sondern auch der Weisheit Lehren
Muss man mit Vergnügen hören.
Dass dies mit Verstand geschah,
War Herr Lehrer Lämpel da!

Wer muss nicht bei diesen Anfangsversen zum 4. Streich von „Max und Moritz“ aus der Feder von Wilhelm Busch schmunzeln und erinnert sich dabei an die eigene Schulzeit? Ist sie doch ein wesentlicher Abschnitt im Leben eines jeden Menschen, in dem er von Elternhaus und Schule für das Bestehen in unserer Welt ausgestattet wird. Mehr oder weniger von den Schülern geliebt - die Einsicht, etwas Gutes zu erhalten kommt oft spät - ist die Schule in allen Zeiten durch mannigfaltige Einflüsse geformt worden.

Anfangs hatten Kirchen und Klöster das „Bildungsmonopol“, wobei durch die Schulsprache Latein der Kreis der Lernenden eng gezogen war. Viel für die Schulung junger Menschen leisteten die Meister von Handwerk und Gewerbe, die neben handwerklichen Fertigkeiten auch geistiges Wissen vermittelten. Gleiches kann man von den Meistern aller Arten künstlerischer Betätigung sagen. Mit dem industrieellen Zeitalter, als sich ein Schulwesen schon einige Zeit herausgebildet hatte, kam es zum Aufschwung des Baues und der Einrichtung von Schulen, da vielseitig gebildete Arbeitskräfte benötigt wurden. Eine Tendenz, die sich heute ebenso feststellen lässt, um neuen Technologien, um dem technischen Neuland gewachsen zu sein!

Derzeit gibt es in Döbeln bei den Allgemeinbildenden Schulen fünf Grund- und vier Mittelschulen, ein Gymnasium, vier berufsbildende Schulen und schließlich noch zwei Förderschulen. Den geschichtlichen Weg aller Schulen nachzuzeichnen fehlt der Platz. Bummeln wir also wieder einmal durch Döbeln und besuchen die wichtigsten Schulen:

Angefangen hat das Schulwesen in Döbeln dort, wo auch der historische Kern der Stadt liegt - im Umfeld von St. Nicolai. Anfang des 16. Jahrhunderts werden erste Schulen in der Chronik erwähnt. Mörbitz schreibt von einer deutschen und einer lateinischen Schule. Die Rektoren waren oft Kantoren der Kirche. Belebung für die Schule brachte die Reformationszeit, während der dreißigjährige Krieg und dessen Folgezeiten Stagnationen nach sich zogen.

Ehemalige Schule am Lutherplatz
Ehemalige Schule am Lutherplatz heute Stadtbibliothek

Das älteste erhaltene Schulgebäude Döbelns steht gegenüber dem Lutherdenkmal von St. Nicolai. Die bauliche Grundausführung entstand im Jahre 1784 als Knabenschule. Nach Umbauten im Jahr 1899 war dort die Döbelner Bauschule ansässig. Danach erfolgte wieder normaler Schulbetrieb. 1969 kam noch ein Anbau hinzu, ehe der Schulbetrieb 1985 auf den Schlossberg verlegt wurde. Seit Ende 1994 befindet sich in dem Gebäude die Stadtbibliothek und die Döbeln-Information.

Ehemalige Mädchenschule
Ehemalige Mädchenschule hinter St. Nicolai zu finden

Im Jahr 1820 entstand östlich der Nicolaikirche die Döbelner Mädchenschule. Fünfzig Jahre später wurde sie als Freischule genutzt und noch später als Fronfeste. Seit über 100 Jahren wird das Haus nun schon als Wohnhaus genutzt. Sein Standort in der Nähe der Reste der alten Stadtmauer ist sehr schön gelegen.

Schlossbergschule
Schlossbergschule Im Vordergrund sind die Färberhäuser zu sehen.

Im März 1869 konnte die neue Bürgerschule auf dem Schlossberg eingeweiht werden. Anfangs zog in den Nordflügel des Hauses die Königliche Realschule 1. Ordnung ein, der Vorläufer unseres heutigen Lessing-Gymnasiums. 1896 erhielt die Schule zum Erhalt von Zucht und Ordnung einen neuen Karzer! Bis in die jüngste Vergangenheit wurde das Schulgebäude in verschiedenen Schulformen unterhalten. Als 1985 die Schülerschaft der Lutherplatzschule zum Schlossberg wechselte, wanderten nicht wenige dieser Schüler zur neuen Schule in Döbeln Nord ab. In den letzten Jahren hat der Schulträger die Rekonstruktion veranlasst und sie zur Förderschule entwickelt.

Lessing-Gymnasium
Lessing-Gymnasium

Im April 1871 war das Schulgebäude des heutigen Lessing-Gymnasiums in der damaligen Königsstraße fertig und die „Königlichen“ zogen vom Schlossberg in das neue Haus. Als Vereinsmitglieder werden Sie gewiss dessen weitere Geschichte kennen. Große bauliche Veränderungen gab es nach der Wende. Im Februar 1995 war es geschafft, der Naturwissenschaftliche Erweiterungsbau an der Thielestraße wurde durch den Bürgermeister an das Gymnasium übergeben. Wenig später - Ende 1996 - folgte die Einweihung der Dreifach-Sporthalle mit Mensa! Jetzt steht die Modernisierung des „Urgebäudes“ ganz oben auf der Wunschliste der neuen Schulleiterin.

Eine Schulstatistik aus dem Jahre 1874 wies für Döbeln beachtliche Schülerzahlen aus:

  • Königliche Realschule: 250 Schüler
  • 1. Bürgerschule 399 Schüler
  • 2. Bürgerschule 1025 Schüler
  • Freischule 313 Schüler
  • Sonntagsschule 95 Schüler
  • An der Handelsschule erhielten drei Klassen Unterricht.

Körnerplatzschule
Körnerplatzschule

Im Oktober 1891 konnte die neue Bürgerschule am Körnerplatz bezogen werden. In den Jahren unansehnlich geworden, erhielt die Schule dieses Jahr eine strahlend helle Fassade. Einen Monat später, im November 1891 öffneten sich die Schultüren in der neuen Schule in Großbauchlitz. Diese Schule erhielt 1935 einen Anbau.

Saniertes Schulgebäude in Großbauchlitz
Saniertes Schulgebäude in Großbauchlitz LGD-Foto: M. Müller, April 2007

In Döbeln entsteht 1914 eine Gewerbeschule und 1926 in den Klostergärten die Landwirtschaftsschule.
Im Mai des Jahres 1929 konnte am Fuße des Geyersberges die Pestalozzischule geweiht werden, eine sogenannte Hilfsschule, die 1991 als Schule für Lernbehinderte mit Vorschul- und Berufsschulteil weitergeführt wurde. Inzwischen steht das Gebäude für andere Zwecke frei.

Ehemalige Pestalozzi-Schule
Ehemalige Pestalozzi-Schule am Fuße des Geyersberges

Die Fertigstellung der neuen gewerblichen Berufsschule unterhalb des Staupitzbades kann der Chronist Ende 1954 belegen. In Verantwortung des Landratsamtes und unter Verwendung erheblicher Fördermittel von Land und Bund entstand in den letzten Jahren ein moderner Berufsschulkomplex mit gymnasialer Ausbildung ab Februar 2000.

Berufliches Schulzentrum
Berufliches Schulzentrum

Die Ansiedlung größerer Neubaugebiete im Osten und Norden der Stadt, auf den Höhen des Döbelner Talkessels, hatte den Bau neuer Schulen in diesen Gebieten zur Folge. Im Jahre 1969 nahm die erste Oberschule in Döbeln Ost mit 20 Klassenräumen, 6 Fachräumen und einer Turnhalle den Schulbetrieb auf. Ihr folgte 1976 eine größere Schule in Döbeln-Ost II, welche in jüngerer Zeit als Gebäude II des Lessing-Gymnasium für die Klassenstufen 5 bis 7 genutzt wird. Mit der starken Abnahme der Schülerzahlen in den nächsten Jahren ist abzusehen, dass der Schulbetrieb an diesem Standort bald zu Ende geht.

In Döbeln Nord wuchsen 1984 und 1985 zwei große Schulen aus dem Boden. In eine Schule zogen inzwischen die vom Schlossberg „ausgewanderten“ Schüler.

In der Wendezeit entstanden neue Schulen auf dem ehemaligen Kasernengelände: Eine berufliche „Heimerer“-Schule und die „Kunzemann“-Grundschule in selbiger Straße. In unmittelbarer Zukunft dürften dies die beiden letzten neuen Schulen gewesen sein, da der bereits erwähnte Rückgang der Schülerzahlen dem Bau weiterer neuer bzw. dem Erhalt aller vorhandenen Schulen entgegensteht.

Zu erwähnen wäre noch eine Schule, zu der unser Verein gute Beziehungen unterhält: Die Döbelner Musikschule „Carl Philipp Emanuel Bach“ ist gegenüber dem Gymnasium in der ehemaligen Tümmler-Villa beheimatet!

Gerhard Heruth
"Traditions- und Förderverein Lessing-Gymnasium Döbeln" e.V.
Mitgliederinformation Nr. 21
08. Dezember 2001

LGD-Fotos: Matthias Müller (2007)