
Magische Drei

Es kann nicht nur an den drei Türmen und den drei Stadttoren im Wappen liegen, dass Döbeln auch „Stadt der Dreien“ genannt wird.
Das Döbelner Stadtwappen existiert seit 1329. Es diente zugleich als Ratssiegel und trug die Inschrift „Sigillum civium omnium in Dobilin“. Das heutige Wappen, erstmals 1737 im Staatsarchiv Dresden verzeichnet, bestätigte der Stadtrat 1992 per Beschluss. C. W. Hingst beschreibt das Wappen 1872 in seiner „Chronik von Döbeln und Umgegend“: „Die drei Eingänge zur Stadt: das Ober-, Nieder- und Staupitzthor waren durch starke Mauern und Thürme und tüchtige Thorflügel ebenfalls wohl befestigt und wurden in Kriegszeiten wohl bewacht, wie sie denn die Nacht hindurch auch in Friedenszeiten immer verschlossen gehalten wurde. Nach ihnen zeigte das Stadtwappen von jeher: drei Thürme über drei Thoren.“ In dem Werk „Curiosa Saxonica“ (Jahrgang 1737) wird Döbeln als „Stadt der Dreien“ bezeichnet. Über 40 Fakten werden aufgeführt, die es in der Muldenstadt dreimal gab. Die drei Türme und Stadttore verweisen einerseits auf historische Gegebenheiten, andererseits symbolisieren sie die Dreiheit, die Döbelns Geschichte prägt.

Ob Zufall oder Absicht – bewusst oder unbewusst mag die Magie der Zahl drei eine Rolle gespielt haben. In Religion und Mythologie ist sie tief verwurzelt. Seit jeher gilt sie als göttlich und heilig. Viele Kulturen sehen im Jahres- und Lebenszyklus die Dreiheit von Wachsen, Werden und Vergehen. In der griechischen Mythologie teilen Zeus, Poseidon und Hades die Herrschaft über Menschen und Götter. In Ägypten stehen Isis, Osiris und Horus für eine göttliche Triade. Im Christentum spielt die Dreifaltigkeit eine zentrale Rolle: Gott, Gottes Sohn und der Heilige Geist bilden die Trinität. Glaube, Liebe, Hoffnung gelten als göttliche Tugenden. Drei Stunden dauerte die Finsternis, bis Jesus am Kreuz starb, und am dritten Tag ist er auferstanden. Auch Kinder wissen schon um die Bedeutung der Drei. Im Märchen hat der König oft drei Söhne, die gute Fee gewährt drei Wünsche, und das tapfere Schneiderlein besteht drei Prüfungen.
„Aller guten Dinge sind drei“ – dieser Satz scheint in Döbeln bis heute zu gelten. Die magische Drei zieht sich durch die Stadtgeschichte. Beispiele gefällig? Liebend gern.
Oberviertel, Mittelviertel, Niederviertel
Nach 1200 entwickelte sich Döbeln auf der von zwei Muldenarmen umflossenen Insel in drei Schritten. Zuerst entstand das Oberviertel, begrenzt durch den Schlossberg, die Kirche St. Nicolai und die Oberbrücke. Es reichte bis zum östlichen Teil des heutigen Obermarktes. Danach folgte das Mittelviertel. Den Abschluss bildete das Niederviertel im Westen der Muldeninsel, im Bereich des heutigen Niedermarktes. Dort befanden sich ein Friedhof und die Kirche St. Jakobi, die 1523 einem Brand zum Opfer fiel.

Kornmarkt, Mittelmarkt, Niedermarkt
Im Mittelalter spielten drei Märkte eine zentrale Rolle für die Döbelner. Auf dem heutigen Obermarkt fand im östlichen Teil der Kornmarkt statt. Jeden Donnerstag brachten Bauern aus den umliegenden Dörfern Weizen, Gerste und Hafer in die Stadt. Für die Städter war dieser Markt lebenswichtig: Wer Getreide hat, kann Brot backen. Vor dem Rathaus lag der sogenannte Mittelmarkt, wo man an Markttagen Waren des täglichen Bedarfs kaufte. Ebenso bedeutend war der Niedermarkt. Im südlichen Bereich wurde Holz verkauft. Wer einen Herd oder Ofen heizen wollte, deckte sich hier ein. Doch die vielen Feuerstellen wurden der Stadt oft zum Verhängnis. Große Brände legten Döbeln mehrfach in Schutt und Asche.
Innere Stadtmauer, äußere Stadtmauer und Wallgraben mit Futtermauer
Städte waren stets Zentren des Wohlstands – und damit auch Ziele für Angreifer. Vorsicht war geboten, Verteidigung unerlässlich. In Döbeln ließ Markgraf Heinrich der Erlauchte zwischen 1221 und 1268 eine doppelte Stadtmauer errichten. Trotz der Insellage schützte ein innerer und ein äußerer Mauerring die Stadt. Dazwischen verlief der Zwinger, dessen Name in der heutigen Zwingerstraße weiterlebt. Die äußere Mauer war 1700 Meter lang und wie die innere mit Schießscharten versehen. Nach dem Hussiteneinfall 1420 verstärkte man die Befestigungen: Bürger und Fronbauern gruben einen Wallgraben und errichteten eine Futtermauer. Das heißt, ins Erdreich war eine Stützwand eingearbeitet, die Angreifer erst überwinden mussten, ehe sie den Graben bezwingen konnten. War das geschafft, warteten noch die zwei Mauerringe. Auch für erfahrene Soldaten war die Erstürmung der dreifach geschützten Stadt Döbeln ein mühseliges und gefährliches Unterfangen.
(1) Reste der Stadtmauer hinter der Nicolaikirche mit den Grabsteinen ehemaliger Pfarrer der Stadt Döbeln
(2) Teile der Stadtmauer haben sich hinter den Häusern der Ritterstraße erhalten. Ein kürzlich eingerichteter Spazierweg entlang des nördlichen Muldenarmes ermöglicht so neue Einblicke in die Stadtgeschichte.
(3) Relikt aus längst vergangener Zeit - ein Rest der Stadtmauer wurde beim Bau der Kreissparkasse an der Ecke Ritterstraße / Rudolf-Breitscheid-Straße erhalten.
Ober-, Nieder- und Staupitztor
Natürlich brauchte die Stadtmauer Tore, um den Zugang zu ermöglichen. Diese entstanden nahe den alten Furten. Das Obertor im Osten, das Niedertor im Süden und das Staupitztor im Norden führten in die Stadt. Zu Stadtjubiläen baute man die Tore symbolisch nach – aus Pappe und Sperrholz. Trotz der einfachen Materialien vermittelten die Attrappen einen Eindruck davon, wie die Stadttore einst ausgesehen haben könnten. Auch das Döbelner Wappen zeigt stilisiert die Tore.

Oberbrücke, Niederbrücke und Staupitzsteg
Wie überquerten Besucher die Mulde? Anfangs suchte man eine Furt, eine flache Stelle im Fluss. Doch das war mühsam und bei Hochwasser gefährlich. Viele Karren versanken, Händler verloren ihre Waren. Brücken mussten her – und zwar drei. Brücke und Stadttor bildeten fortan eine Einheit. Die ersten drei Brücken existieren noch heute. Die Oberbrücke, aus Stein und mit drei Jochen war so breit, dass zwei Wagen aneinander vorbeifahren konnten. Fußgänger nutzten erhöhte Stege am Rand. Die Niederbrücke hatte fünf Joche und bot in der Mitte Ausbuchtungen, die Fußgänger vor vorbeifahrenden Wagen schützten. Der hölzerne Staupitzsteg, auf Steinpfeilern ruhend, war nur für Fußgänger gedacht. Im Mittelalter hatten alle Brücken Bohlenbeläge, die man bei drohender Gefahr schnell entfernen konnte, um Angreifer aufzuhalten.
(1) Die Oberbrücke war zuerst eine Holzbrücke über das Sumpfgelände des Töpferbaches. Im Jahre 1537 wurde eine Steinbrücke mit drei schmalen Durchlassbögen errichtet. (2) Auch die Niederbrücke war anfangs eine Holzbrücke. Im Jahre 1532 baute man eine steinerne Brücke mit vier Bögen von je 8 Metern Spannweite sowie eisernen Geländern. (3) Der Staupitzsteg bestand als hölzerner Steg mit Überdachung bereits im Mittelalter. Erst 1965 wurde er durch einen eisernen Steg ohne Mittelpfeiler ersetzt.
Obertorturm, Niedertorturm, Staupitztorturm
Brücke und Stadttor sind im Kasten. Doch etwas fehlt: ein Turm. An jeder Brücke erhob sich ein starker, vierkantiger Turm, der die Tore verteidigte. Diese Türme prägen das Wappen der Stadt Döbeln. Die Botschaft damals: Döbeln ist wehrhaft – Angriff zwecklos. Als das raue Mittelalter Vergangenheit war, nutzte man die Türme auch für neuzeitliche Innovationen. Der Niedertorturm erhielt 1684 eine Uhr. Man erzählte sich, dass ihre Schläge besonders weit zu hören waren, wenn Regen nahte.


Obertorhaus, Niedertorhaus, Staupitztorhaus
Neben den Toren standen Torhäuser. Die Tore waren Nadelöhre, die jeder Besucher passieren musste. Ab 1383 wartete der Torhüter in den Torhäusern, um für die Stadtkämmerei den Torpfennig und das Wagengeld zu kassieren.

Verteidigungstürme im Südosten, Südwesten und Nordwesten
Verteidigungstürme an den Stadttoren reichten nicht aus. Auf drei Mauerecken standen weitere Türme. Im Südwesten (nahe dem heutigen Theater) und Nordwesten (nahe der heutigen Sparkasse) erhoben sich massive, vierseitige Türme. Das südwestliche Mauerbollwerk führte den unheimlichen Namen Marterturm. Wo man sich heute beschwingt der heiteren Muse widmet, wurden früher Verdächtige gefoltert. Zum Glück gehört so etwas heute nicht mehr zur Ermittlungsroutine. Der Turm im Südosten, ganz in der Nähe des Schlossbergs war dem runden Schlossturm angepasst. Er war wohl der jüngste von den dreien und entstand erst nach einem Schlossbrand um 1457 wie der anliegende Teil des Stadtgrabens.
Mühlpforte, Zwingerpforte, Wasserpforte
Das Spiel mit der Zahl drei setzt sich fort. Das Leben der Döbelner spielte sich nicht nur innerhalb der Mauern ab. Vor den Mauern lagen drei Werder, erreichbar durch drei Pforten. Die Mühlpforte verband die Obermühle mit dem Nordende der Kirchgasse. Die Obermühle befand sich auf dem Oberwerder, einer vom Mühlgraben und der Mulde begrenzten kleinen Insel östlich der Kleinen Kirchgasse zwischen Oberbrücke und den Färberhäusern. Die Zwingerpforte führte südlich der Sattelgasse zur Schlosswiese, heute der Busbahnhof. Die Sattelgasse, die als Sattelstraße noch heute existiert, war damals länger und erstreckte sich ungefähr in der Flucht der heutigen Rathauspassage bis zur Zwingerpforte in der Stadtmauer. Die Wasserpforte, seit 1734 bestehend, lag nahe der Nordwestmauerecke und verband den Salzgraben mit der Stadt. Neben den Pforten gab es noch drei Pförtchen, aber das führt zu weit.
Obenaus, Niedenaus, Vor dem Staupitztor
Nach 1500 entstanden vor den Stadttoren drei kleine Vororte: „Obenaus“, „Niedenaus“ und „Vor dem Staupitztor“. In Steuerlisten heißen sie Obertor, Niedertor und Staupitztor. Interessant, dass es nach dem Tor jeweils drei Wege gab. Hinter der Oberbrücke führte ein Weg zum Kloster, einer über den Saumarkt zur Ziegelei und der dritte am Hospital St. Georg vorbei zum Galgen auf der Zschackwitzer Höhe. Wer durch das Niedertor und über die Niederbrücke schritt, stand auf dem Niederscheunenplan, um den sich die ersten Häuser Niederaus gruppierten. Östlich lag der „Sack“, westlich die Wege „Auf dem Graben" und „An der Vogelstange". Hinter dem Staupitzsteg führte ein Weg den Staupitzberg hinauf, einer zweigte östlich Richtung Kloster ab und einer westlich zu den Klostergärten.
Staupitzberg, Dresdner Berg, Hirtenberg
Döbeln liegt eingebettet zwischen drei kleinen Bergen, an denen die Stadt später emporwuchs. Im Norden erhebt sich der Staupitzberg, heute meist Leipziger Berg genannt, da die Leipziger Straße, eine Hauptverkehrsader, ihn erschließt. Die Südlage bietet vielen Häusern eine idyllische Aussicht. Das Stadtgebiet reicht hier durch das Neubaugebiet Döbeln-Nord bis zum Holländerturm. Im Osten liegt der Dresdner Berg, benannt nach der gleichnamigen Straße, die die Neubaugebiete Döbeln-Ost I und II mit der Innenstadt verbindet. Im Süden begrenzt der Hirtenberg die Stadt, auch bekannt als Geyersberg.
(1) Postkarte um 1900 - Staupitzberg, Blick von der Leipziger Straße (2) Postkarte Dresdner Straße (3) Postkarte Blick auf den Geyersberg
Obermühle, Niedermühle, Staupitzmühle
Die Obermühle, bereits bei der Mühlenpforte erwähnt, war eine von drei Mühlen, die Döbeln vor Jahrhunderten mit Mehl versorgten. Sie lag nahe dem Schloss und der Nicolaikirche, hatte drei Gänge und eine Tuchwalke. Herzog Georg überließ sie 1501 der Stadt, zusammen mit der Niedermühle, die ebenfalls zum Schloss gehörte. Ein ausgeklügeltes System versorgte letztere mit Wasser. „In einem Stollen durch den Schloßberg geleitet, wallte es im Graben durch Schloß- und Zwingergärten nach dem Niederwerder zur Mühle. Zwei Mahlgänge waren oberschlächtig, der dritte wurde von einem darüber gesetzten Gang aus getrieben, der bei Hochwasser, wenn alle anderen Mühlen feiern mußten, mahlen konnte. “ (Reinhold, S. 35). Die Staupitzmühle, die leistungsstärkste mit fünf Gängen, schenkte der Adlige von Schönberg 1462 der Stadt. Neben diesen drei ältesten Mühlen entstanden später weitere.
(1) Links fließt die Mulde, rechts das Wasser im Mühlgraben, der von der ehemaligen Obermühle kommt und sich kurz vor der Oberbrücke wieder mit der Mulde vereinigt. Die künstliche Insel nennt man Oberwerder. (2) Die ehemalige Niedermühle auf dem Niederwerder liegt direkt gegenüber vom Stadttheater. (3) Die Staupitzmühle stellte als letzte Mühle Döbelns 1976 den Betrieb ein.
Trinkwasserrohrleitungen von Zschäschütz, vom Bielbach und aus dem Greußniger Forst sowie Bottiche vor dem Obergasthof, auf dem Korn- und auf dem Niedermarkt
Wasser war für die Stadt ebenso lebenswichtig wie Brot. Drei Röhrenleitungen versorgten Döbeln lange Zeit mit Trinkwasser. Sie führten von Zschäschütz, von der Wiese hinter dem Bielbach bei Sörmitz und aus dem Greußniger Holz in die Stadt. Dort standen drei große Bottiche, jeder mit einem Fassungsvermögen von 36 Fässern Wasser: vor dem Obergasthof (später „Goldene Sonne“ in der Ritterstraße), im Klosterstadtteil und später auch auf dem Mittelmarkt nahe dem Rathaus. Erst 1888, im Dreikaiserjahr, begann Döbeln mit dem Bau moderner Wasserleitungen. An der Sörmitzer Straße entstand das erste Wasserdruckwerk.
Nicolaikirche, Jacobikirche, Johanniskirche
Auch die Kirchen der Stadt bilden einen Dreiklang. Die Nicolaikirche, das älteste Gotteshaus, entstand nahe dem Schloss. Ein Pfarrer wird erstmals 1293 urkundlich erwähnt. Ein früheres Kirchengebäude fiel 1333 einem Stadtbrand zum Opfer. Danach begann der Bau einer dreischiffigen Basilika, die später zur gotischen Hallenkirche umgestaltet wurde. Ein Brand 1730 zerstörte die schlanke Turmspitze, die danach kürzer und breiter wiederaufgebaut wurde. Die Jacobikirche, nach 1300 belegt, stand einst am Niedermarkt. Nach einem Brand 1523 wurde sie dort nicht wieder errichtet. Lange blieb die Nicolaikirche die einzige Kirche der Stadt. Doch mit dem Wachstum Döbelns reichte sie bald nicht mehr aus. 1902 beschloss der Kirchenvorstand den Bau einer neuen Kirche im Westen der Stadt. 1904 wurde sie eingeweiht und nach der alten Jacobikirche benannt. Die dritte Kirche, die Johanniskirche, entstand für die katholische Gemeinde. 1852 zählte diese nur 23 Mitglieder, doch durch den Zuzug vieler Menschen Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Gemeinde. 1916 wurde die Johanniskirche oberhalb des Stadtbades geweiht.
(1) Nicolaikirche, (2) Jacobikirche, (3) Johanniskirche
Oberfriedhof, Niederfriedhof, Friedhof am Krematorium
Wie einst üblich, lagen die Friedhöfe nahe bei den Kirchen. Mit dem Wachstum der Städte, auch in Döbeln, rückten sie an die Ränder. Der Obergottesacker befand sich zunächst neben der Nicolaikirche, dann vor dem Obertor. Dort bestand er lange im Bereich der heutigen Parkanlage entlang der Wappenhenschstraße. 1859 zog er nach Döbeln-Ost um, wo er bis 1986 Bestand hat. Der Niedergottesacker lag am Niedermarkt. Als 1584/85 die Pest wütete, reichte der Platz nicht mehr aus. Der Friedhof wurde aus der Stadt heraus an den Fuß des Hirtenbergs verlegt. 1585 weihte man ihn als „Maria-Magdalena-Gottesacker“, 1671 entstand die erste Kapelle, und 1910/11 wurde er nach Süden zum Parkfriedhof erweitert. Als Niederfriedhof dient er noch heute. Nicht weit entfernt wurde 1938 das 130. Krematorium des Deutschen Reiches gegründet. Immer mehr Menschen wählten die Einäscherung, Erdbestattungen nahmen ab. Neben dem Krematorium, das eine große Andachtshalle erhielt, entstand ein neuer Friedhof mit Urnenfeldern.
(1) Niederfriedhof - Ansicht vom Grab Tümmlers Richtung Stadt, (2) Der Oberfriedhof in Döbeln Ost wurde zu einer Parkanlage umgestaltet. Einige Gräber gefallener sowjetischer Soldaten blieben erhalten. (3) Im Umfeld des Krematoriums auf dem Geyersberg entstand der jüngste Friedhof der Stadt.
Bahnhof Großbauchlitz, Hauptbahnhof, Ostbahnhof
Die Zahl drei, die im Stadtwappen durch die stilisierte Darstellung der drei Tore und der drei Türme verewigt wurde, spielte also schon im mittelalterlichen Döbeln eine große Rolle. Auch in moderneren Zeiten taucht die Zahl drei immer wieder auf. Kann das ein Zufall sein?
Der Aufschwung Döbelns im 19. Jahrhundert hing stark mit dem Eisenbahnbau zusammen. Der erste Bahnhof entstand an der verkehrsgünstigen Chaussee von Döbeln nach Leisnig in Großbauchlitz. Am 28. August 1847 reisten der Sächsische König mit Gemahlin, Gefolge und Festgästen von Döbeln nach Riesa. Mit der Eröffnung der Strecke Döbeln–Leisnig der Bahnstrecke Borsdorf–Coswig begann 1868 die Geschichte des Döbelner Hauptbahnhofs im Westen der Stadt. Anfangs gab es nur einen Personeneinsteigeschuppen. Zwei Jahre später baute man das heutige Empfangsgebäude, das Historiker Rolf-Ulrich Kunze als „eines der schönsten deutschen Bahnhofsgebäude“ lobte [Rolf-Ulrich Kunze: Close Readings – Kulturgeschichtliche Interpretationen zu Bildern der wissenschaftlich-technischen Zivilisation (= Karlsruher Studien Technik und Kultur). KIT Scientific Publishing, Karlsruhe 2014, S. 170]. Im Herbst 1868 ging die Haltestelle Döbeln Ost an der Strecke nach Meißen in Betrieb, heute „Döbeln Zentrum“, umgangssprachlich Ostbahnhof genannt. Hoffen wir, dass hier bald wieder Leben einkehrt. Mit der Stilllegung der Teilstrecke Döbeln-Meißen kappte man die traditionsreiche Bahnverbindung Döbelns mit der Landeshauptstadt Dresden.
(1) Bahnhof Großbauchlitz, (2) Hauptbahnhof Postkarte um 1935, (3) Ostbahnhof

Bahnstrecken Chemnitz – Riesa, Borsdorf – Coswig und Döbeln – Oschatz
Drei Bahnhöfe bestätigen Döbelns lange Bedeutung als Eisenbahnknotenpunkt. Hier kreuzten sich die Strecken Chemnitz–Riesa und Borsdorf–Coswig. Schnell merkten die Döbelner natürlich, dass eine dritte Bahnstrecke fehlt. Man war schließlich die „Stadt der Dreien“. 1884 wurde die Kleinbahnstrecke Oschatz-Mügeln-Döbeln in Betrieb genommen, die Dörfer anband und für den Transport von Zuckerrüben wichtig war. 1882 entstand in Döbeln eine Zuckerfabrik, die zu den drei größten in Deutschland zählte. Waggons rollten auf einem Anschlussgleis direkt in die Fabrik und lieferten Rüben aus dem Umland. Der Volksmund spottete über die kleine Strecke „Mutzschen – Mügeln – Mailand – Rom“.
B 175, B 169, A 14
Drei Hauptverkehrsadern führen nach oder an Döbeln vorbei: zwei Bundesstraßen und eine Autobahn. Die A 14 wird seit 1936 gebaut und ist immer noch nicht fertig. Sie begann in Halle, erreichte Klinga und wurde in den 1970er Jahren bis Grimma und Nossen verlängert. Die A 14 umgeht Döbeln nördlich und östlich mit zwei Anschlussstellen. Die B 169 ist eine Bundesstraße, die 1937 als Reichsstraße 169 von der sächsischen Stadt Plauen bis ins brandenburgische Cottbus geplant wurde. Sie führt seit 1969 westlich an Döbeln vorbei. Über sie erreicht man Richtung Norden Riesa und Richtung Süden Hainichen und Frankenberg. Die B 175 durchquert Döbeln und bildet eine wichtige West-Ost-Verbindung. Sie beginnt im thüringischen Lederhose und führt bis Nossen. Auf Döbeln trifft sie von Hartha kommend, in Masten, einem westlichen Stadtteil, und verlässt Döbeln im Osten Richtung Nossen. Erst vor kurzem wurde die Verkehrsführung der B 175 zwischen Zschäschütz und dem Autobahnanschluss Döbeln-Ost zugunsten der Verkehrssicherheit im Bereich der sogenannten Gakendelle verändert.

Neubaugebiete Döbeln-Ost I, Döbeln-Ost II und Döbeln-Nord
Auch bei den Döbelner Neubaugebieten hielt man sich an die Zahl drei. Mitte der 1950er Jahre begannen die Bauarbeiten südlich der Dresdner Straße in Döbeln-Ost. Im April 1956 zogen die ersten Mieter der Arbeiterwohnungsgenossenschaft „Fortschritt“ ein. Die Dreizimmerwohnung im Erdgeschoss kostete 34,50 DM Miete. Bis 1961 entstand ein kleiner Stadtteil, in dem viele Familien ein neues Zuhause fanden. 1961 öffnete an der Blumenstraße eine HO-Verkaufsstelle mit Lebensmitteln, Obst, Gemüse und Industriewaren. Auch ein Kindergarten und ein Spielplatz wurden eingeplant.
1970 setzte man den Bau in Döbeln-Ost fort. Nördlich der Dresdner Straße entstand das Neubaugebiet Döbeln-Ost II. Nach der Erschließung des Geländes montierte man im August die ersten Fertigteile. Während man in Döbeln-Ost I noch Stein auf Stein baute, setzte man in Döbeln-Ost II auf industriell vorgefertigte Betonteile. Parallel zum Bau der Neubaublöcke auf der „grünen Wiese“ verfiel die Altstadt Döbeln. 1973 kam es zu großflächigen Abbrucharbeiten in der Salzgasse, 1976 in der Brauhausgasse. Auch in Döbeln-Ost II errichtete man 1975 eine Kaufhalle und einen Kindergarten. Schon 1969 hatte man die W.-Pieck-Schule eröffnet, 1976 folgte die POS „W.-I.-Lenin“. 1975 lebten etwa 7000 Döbelner in Ost I und II. 1982 wurden die letzten Blöcke in Döbeln-Ost II fertiggestellt, altersgerecht ausgebaut und mit Fahrstühlen ausgestattet.
Der Wohnungsmarkt in Döbeln blieb angespannt. Die Industriestadt wuchs, immer mehr Menschen zogen aus den unsanierten Altbauten des Stadtzentrums in die Neubaugebiete. Deshalb begann man 1981 mit dem Bau eines dritten Neubaugebietes. In Döbeln-Nord, zwischen Leipziger Straße und Holländerturm, montierte man den ersten WBS-70-Block. Auch hier setzte man auf industrielle Vorfertigung. In Döbeln-Nord entstand in den folgenden Jahren ein großes Wohngebiet mit vielen Neubaublöcken, die mit Fernwärme versorgt wurden. Zum Viertel gehörten bald auch zwei Schulen, eine neue Kombination mit 90 Krippen- und 180 Kindergartenplätzen sowie eine Kaufhalle.
(1) Neubaugebiet Döbeln-Ost I, Ecke Blumenstraße Käthe-Kollwitz-Straße; (2) Neubaugebiet Döbeln-Ost II, Unnaer Straße (früher Leninstraße) (3) Neubaugebiet Döbeln-Nord, Blick von der Albert-Schweitzer-Str. Richtung Innenstadt (www.döbeln.de)
Heinz-Gruner-Sportpark, Stadion „Am Bürgergarten“, Stadion ESV Lok Döbeln
Die drei Neubaugebiete zeigen, dass Döbeln über Jahrzehnte eine attraktive Stadt für junge Familien war. Diesen Anspruch hat Döbeln noch heute. Die Attraktivität einer Stadt misst sich auch an ihren Sportstätten. In Döbeln gibt es ein Hallen- und ein Freibad, zahlreiche Turnhallen, Tennisplätze, Fitnessstudios und drei Stadien.
Der heutige Heinz-Gruner-Sportpark existierte als Sportplatzanlage schon lange. 1913 erhielt der Döbelner Sport-Club 02 pachtweise die Greußniger Wiesen am Muldenbad. 1923 genehmigte die Stadt den Bau einer Platzanlage mit Laufbahn. Hier trainierten Leichtathleten und Fußballer. Die erste Fußballmannschaft des DSC wurde 1926 sogar Pokalmeister Nordsachsens. Heute ist der Gruner-Sportpark die Heimat der Fußballer des Döbelner SC. Das Stadion „Am Bürgergarten“ entstand in den 1930er Jahren. Der Allgemeine Turnverein machte aus der „Wiese am Bürgergarten“ einen Sportplatz, der 1938 eröffnet wurde. 1944 kaufte der Verein das Sportplatzgelände. In den vergangenen Jahren wurde das Stadion mit einer Tartanbahn ausgestattet und bietet für den Schulsport und die Leichtathleten des DSC hervorragende Bedingungen.
Das Stadion des ESV Lok befindet sich im Westen der Stadt und gehörte früher den Turnvereinen Klein- und Großbauchlitz. Später übernahm der Eisenbahner-Sportverein Lok das Gelände. Döbeln bot als wichtiger Knotenpunkt vielen Eisenbahnern Arbeit, und die Deutsche Reichsbahn wollte ihren Mitarbeitern auch soziale Leistungen bieten. Sport hielt die Belegschaft gesund, und gesunde Mitarbeiter brauchte auch die Reichsbahn. In der DDR waren die Eisenbahnsportler in den Betriebssportgemeinschaften Lokomotive organisiert. Heute wird im Lok-Stadion vornehmlich Fußball gespielt.
(1) Der Heinz-Gruner-Sportpark ist die Heimat des Döbelner SC. (2) Der größte Benefizlauf der Region wird vom Lessing-Gymnasium und seinen Partnern organisiert und findet im Stadion "Am Bürgergarten" statt. (3) Lok-Stadion im Westen Döbelns
Zu Beginn verwies ich auf das Kompendium „Curiosa Saxonica“ von 1737, das 40 Gründe nennt, warum Döbeln zu Recht „Stadt der Dreien“ heißt. Wir haben hier 20 Beispiele aufgeführt, die zeigen, wie oft Döbeln im Dreierpack auftritt. Das war in der Vergangenheit so, und auch heute spürt man immer wieder den Drang, sich der Zahl Drei anzunähern.
Die Stadtwerke betreiben in Döbeln derzeit drei Blockheizkraftwerke, die nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung arbeiten. Das leistungsstärkste steht in Döbeln-Nord. Die drei erdgasbetriebenen Module erhielten die Namen Simone I, II und III – benannt nach drei jungen Frauen in der Verwaltung, die alle Simone hießen. Drei Kraftwerke, drei Module. Wer das für Zufall hält, sollte einen Blick auf die Entwicklung der Eigenheimstandorte in Döbeln werfen. Bisher gab es zwei Baugebiete: die Sonnenterrassen in Döbeln-Nord und die „Sörmitzer Au“. Nun kommt mit dem Walduferviertel im Westen der Stadt ein drittes hinzu.
Was die Zukunft für Döbeln bereithält, wissen wir nicht. Doch eines ist sicher: Aller guten Dinge werden drei sein.
Michael Höhme
"Traditions- und Förderverein Lessing-Gymnasium Döbeln" e.V.
24.01.2021
Quellen:
Carl Wilhelm Hingst: Chronik von Döbeln und Umgegend. Döbeln 1872
Emil Reinhold: Das alte Döbeln bis 1840. In: Wanderungen durch Döbeln und Umgegend. Hg. C. Schwender zum 2. Döbelner Heimatfest. Döbeln 1924.
Stadt Döbeln und AG Heimatfreunde (Hg.): Döbelner Chronik – 1871-1999. Beucha 1999
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