Kaserne
Immerhin 104 Jahre, von 1887 bis 1991, war in Döbeln Militär kaserniert. Wo heute der Sächsische Landesrechnungshof residiert, marschierten früher Soldaten im Stechschritt.
Durch gezielte Ansiedlung von Behörden und wissenschaftlichen Einrichtungen soll in Sachsen der ländliche Raum mit seinen Mittelzentren gestärkt werden. So zogen das Statistische Landesamt nach Kamenz und der Landesrechnungshof von Leipzig nach Döbeln. Für Letzteren wurde in Döbeln ein ehemaliges Kasernengebäude saniert. Das langgestreckte Haus an der Bahnhofstraße war einst das Herzstück der Döbelner Garnison.
Die Geschichte dieser beginnt 1887. Damals rüstete das Königreich Sachsen militärisch auf und förderte zugleich aufstrebende Städte, indem es Soldaten dort stationierte. Eine Garnison brachte wirtschaftliche Vorteile, und so wurde der Einzug der Truppen in Döbeln zu einem Freudenfest. Das neu gegründete 11. Infanterieregiment 139 prägte fortan die Stadt und ihre Geschichte.
Schon vor der Garnisonsgründung war Döbeln Standort verschiedener militärischer Verbände. „Im Jahre 1709 hielten Teile des in diesem Jahre errichteten Grenadierregiments von Seckendorf, das seit 1886 die Bezeichnung 3. Inf.-Reg. Nr. 102 ‚König Ludwig von Bayern‘ führt, ihren Einzug in Döbeln. Ferner diente es als Garnison 1730-1743 dem ‚Kronprinz‘-Inf.-Regt., 1754-1810 dem Fürstlich Lubomirsky-Inf.-Regt., 1809-1811 und 1818-1822 der Prinz-Max-Infanterie, jetzt 5. Inf.-Regiment ‚Kronprinz‘ Nr. 104, 1822-1830 Teilen des Schützenregiments. Nach dem Kriege 1866 erhielt die 4. Schwadron vom 1. Reiterregiment ‚Kronprinz‘ mit dem Stabe in Döbeln Quartier. Im Jahre 1867 zogen zwei Bataillone 107er in Döbelns Mauern ein, die bis zum Jahre 1869 hier weilten.“ (1) Die Soldaten lebten damals in Sammelunterkünften oder Privatquartieren und waren über die gesamte Stadt verteilt, da es noch keine Kaserne gab. Die Hauptwache auf dem Obermarkt diente als Wachlokal und Anlaufstelle.
Historische Postkarten vom Haupteingang und dem Wachgebäude der Kaserne
In den 1880er-Jahren bemühte sich die Stadt mehrfach, ein festes Regiment zu erhalten. Man wusste, dass das Investitionen erfordern würde, sah aber auch die wirtschaftlichen Chancen, die Soldaten und Offiziere als zahlungskräftige Kundschaft boten. Ende März 1887 war es so weit: Quartiermachende Offiziere und der neue Regimentskommandeur Oberst Leusmann trafen ein. Am 1. April folgten die Kompanien in Sonderzügen. Vom Bahnhof zogen sie, begleitet vom Musikkorps des 7. Infanterieregiments Nr. 106, zum Obermarkt. Die Stadt war festlich geschmückt, Girlanden und Fahnen säumten den Weg der „139er“. Es war Frühling, die Sonne schien. Bürgermeister Thiele begrüßte das Regiment im Namen der Stadt. Noch gab es keine Kaserne, die Soldaten zogen in provisorische Quartiere ein. Die Stadt übernahm die Kosten, in der Hoffnung, dass die Vorteile die anfänglichen Ausgaben überwiegen würden – eine Rechnung, die aufging. Nicht alle Soldaten blieben: Schon am 4. April zog das 3. Bataillon nach Leisnig weiter.
Am 22. April 1887 überreichte König Albert im Dresdner Residenzschloss einer Abordnung des Regiments dessen neue Fahnen mit den Worten: „Nicht als leere Form verleihe ich meinem jüngsten Regimente diese Feldzeichen, sondern sie sollen meine Person vertreten. Und wie ich damit gleichsam persönlich zum Regimente gehe, so sind auch meine Gedanken stets bei demselben. Möge das Regiment sich somit immer unter den Augen seines Königs fühlen, um bald den alten Regimentern gleich zu sein in Kriegsfertigkeit und Kriegstüchtigkeit. Gott sei immer mit ihm und mit seinen Fahnen!“ (2) Der Monarch machte gegenüber dem Regimentskommandeur mehr als deutlich, dass er schnell Gefechtsbereitschaft erwartete.
Historische Postkarten von einem Parademarsch des Regiments auf dem Schießplatz, heute Steigerhausplatz, am 25. Mai 1909
Mehr Platz für die Soldaten
In Döbeln begann man, die nötige militärische Infrastruktur aufzubauen. Nach den Herbstübungen wurde die Exerzierhalle fertiggestellt, die den Soldaten Schutz vor dem Winter bot. Heute dient diese Halle an der Burgstraße als Sportstätte des Döbelner SV „Vorwärts“.
Westlich der Innenstadt begann 1888 eine rege Bautätigkeit. Auf den Klosterwiesen, wo heute Spaziergänger flanieren und Inline-Skater ihre Runden drehen, wurden zwischen Mulde und Eichberg Schießstände errichtet. 2002 verwandelte man die baulichen Reste dieser Anlagen in ein kleines Kletterparadies. Bouldern in einem ehemaligen Schießstand - das ist etwas Besonderes.
Der heutige Steigerhausplatz, früher nach dem benachbarten Schützenhaus (heute Volkshaus) Schießwiese genannt, wurde befestigt und als Exerzierplatz genutzt. Für größere Gefechtsübungen und Manöver pachtete man Felder des Rittergutes Obersteinbach und Felder bei Strölla. Bis diese Örtlichkeiten hergerichtet waren, marschierten oder turnten die Soldaten auf den Döbelner Straßen.
Die Unterbringung der Truppen gestaltete sich anfangs schwierig. Die Soldaten der einzelnen Kompanien waren über die ganze Stadt verstreut. Um Disziplin und Ordnung zu gewährleisten, versuchte das Militär bald, die Kompanien in Massenquartieren zusammenzulegen. Die Stadt half bei der Vermittlung dieser. So war die 1. Kompanie in einer Essigfabrik untergebracht, die 2. Kompanie in verschiedenen Häusern am Niederscheunenplatz (heute Körnerplatz), die 3. Kompanie im „Sächsischen Hof“, die 4. Kompanie in verschiedenen Häusern am Niedermarkt, die 5. Kompanie in der ehemaligen Stuhlfabrik in der Sörmitzer Straße, die 6. Kompanie in der Obermühle auf dem Oberwerder, die 7. Kompanie in Haupts Faß-Fabrik in der Sörmitzer Straße und die 8. Kompanie in Becks Leder-Fabrik.
Die Unterbringung der Mannschaften war somit schnell gewährleistet. Schwieriger gestaltete sich die Wohnsituation für Offiziere und Unteroffiziere. Oft mussten sie ihre Familien in früheren Garnisonsstädten zurücklassen oder in Döbeln beengt wohnen. Der Wohnungsmarkt entspannte sich nur langsam. Ledige Offiziere fanden meist leichter eine Bleibe zur Untermiete, vermissten jedoch ein ordentliches Offizierskasino. Der Inhaber des Hotels „Goldne Sonne“ in der Ritterstraße richtete in einem ehemaligen Pferdestall ein provisorisches Offizierskasino ein. Erst 1894 eröffnete in der Kasernenstraße (heute Kunzemannstraße) ein neues Offizierskasino (heute Gaststätte „Strammer Leutnant“).
Historische Postkarten vom Offizierkasino des Regiments, anfangs wohnte hier auch der Regimentskommandeur
Ein zentrales Anliegen für die neue Garnisonsstadt war der Bau einer Kaserne. Am 4. Juli 1887 wurde damit an der Bahnhofstraße begonnen. Die Bauunternehmer Hentschel und Walther errichteten die 120 Meter langen Gebäude, die Kosten beliefen sich auf 235.000 Mark. Der Kasernenhof zwischen den Häusern war 74 Meter breit. Schon im Oktober 1888 konnten die Kasernen des ersten und zweiten Bataillons bezogen werden. In der Folge entstanden, gesäumt im Norden von der Bahnhofsstraße, im Osten von der Kasernenstraße (heute Kunzemannstraße), im Westen von der verlängerten Schlachthofstraße (heute „An der Jacobikirche“) und im Süden von der Bahnstrecke Leipzig – Dresden, weitere Bauten wie eine Hauptwache, ein Arresthaus, ein Fahrzeugschuppen, eine Kleiderkammer und ein Waschhaus. Am Bahndamm wurden provisorische Baracken errichtet. So konnten nach und nach die Sammelquartiere in der Stadt freigezogen und die Soldaten am Kasernenstandort konzentriert werden. Hinzu kam der Bau von Wohnungen für verheiratete Unteroffiziere, sodass diese ihre Familien nach Döbeln holen konnten.
Historische Postkarten von den Kasernengebäuden westlich der Innenstadt
Neben der Bautätigkeit legten die Kommandeure des Regiments Wert darauf, die Truppe ideologisch auf den Kriegsdienst einzustellen. 1895 wurde im Deutschen Reich die 25. Wiederkehr des Sieges über Frankreich im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 gefeiert. In Döbeln sprach im Rahmen eines Feldgottesdienstes Regimentskommandeur Oberst Graf von Vitzthum-Eckstädt. Er betonte die Treue zu König und Vaterland und erklärte fast etwas bedauernd: „Noch schmückt unsere jungen Fahnen kein Eichenlaub. Zu dieser feierlichen Stunde geloben wir es aber, wie jene die vor 25 Jahren mit ihrem Blute den höchsten Siegespreis errangen, unsere Feldzeichen selbst im Tode nicht zu lassen und entweder mit ihnen zu siegen oder über ihnen zu sterben.“ (3)
Solche Gedanken erscheinen uns heute fremd. Doch die Leser müssen sich ins Jahr 1895 zurückversetzen, in eine Zeit, die von Militarismus und von Nationalismus geprägt war. Der Sieg über Frankreich hatte den deutschen Militärs übermäßiges Selbstbewusstsein verliehen. 1914 zogen auch die 139er in den Ersten Weltkrieg, ohne sich vorstellen zu können, dass sie einen Krieg verlieren könnten. Bis dahin vergingen 19 Jahre, die man nutzte, um aus den Armeen der deutschen Teilstaaten eine gesamtdeutsche Truppe zu formen. Im Herbst 1896 etwa fand ein sogenanntes Kaisermanöver statt. Nach einer großen Parade auf dem Truppenübungsplatz Zeithain organisierte das Militär bei Bautzen gemeinsam mit der Königlich Preußischen 8. Division ein Manöver. Auch die Verbindung zum sächsischen Königshaus wurde immer wieder betont. Regelmäßig besuchten der König oder die Prinzen Georg und Friedrich August die Döbelner Kaserne. Ihnen zu Ehren erhielt der Platz zwischen Kaserne und Exerzierhalle am 12. Juli 1893 den Namen „Wettinplatz“.
Veränderungen im Regiment
Im Jahr 1897 wurde das 3. Bataillon von Leisnig nach Döbeln verlegt. Damit vereinigte sich das Regiment räumlich, was zuvor aufgrund fehlender Kapazitäten in Döbeln nicht möglich war. Zum Zeitpunkt der Versetzung des 3. Bataillons war in Döbeln noch nicht alles perfekt.
Die Soldaten mussten vorerst in Bürgerquartieren untergebracht werden.
Historische Postkarten, die die Verbundenheit mit dem deutschen Kaiser und dem sächsischen König zeigen und die preußisch-sächsische Waffenbrüderschaft zum Ausdruck bringen sollen.
Es begann eine umfangreiche Bautätigkeit. Ein neues Kasernengebäude an der Friedrichstraße (heute ein Asylbewerberheim) und ein Unteroffizierskasino wurden errichtet. Ein Hochwasser zerstörte 1897 das unterhalb der Schießstände errichtete Militärflussbad an der Mulde. Es wurde oberhalb der öffentlichen Bade- und Schwimmanstalt in der Nähe der Roßweiner Straße neu gebaut. An der Stockhausener Straße 1-3 entstanden zwischen 1888 und 1890 erste Gebäude für ein Militärlazarett. 1914 bestand das Militärkrankenhaus aus vier Häusern im geschlossenen Karree mit kleiner Parkanlage. Block A diente als Verwaltungsgebäude. Im Pavillon-Bau des Haupthauses, Block C, befanden sich der Operationssaal, Behandlungsräume und Patientenzimmer, ebenso in Block B. Beide Häuser waren durch einen überdachten Gang verbunden. Der Flachbau in der Mastener Straße, Block D, wurde ursprünglich als Waschhaus und Sanitäranlage genutzt.
Historische Postkarte vom Garnisonslazarett an der Mastener Straße
Besondere Höhepunkte für das Regiment waren Besuche des Königs oder von Mitgliedern der königlichen Familie. Am 15. August 1898 inspizierte König Albert die Kaserne. Er war anlässlich des Wettin-Bundesschießens in Döbeln. Kurz vorher besuchte Prinz Friedrich August das Regiment und verbrachte den Abend im Offizierkasino.
Im Jahr 1899 veränderte man das Organisationsprofil des Regiments. Das sächsische Militär wurde in zwei Armeekorps aufgeteilt, mit Generalkommandos in Dresden und Leipzig. Das Döbelner Regiment der 139er gehörte fortan zum neugegründeten XIX. Armeekorps mit Sitz in Leipzig.
Die Führung des Regiments wartete auf Situationen, in denen sich die 139er bewähren konnten. Sie blickten fast neidisch auf ältere, „kriegserprobte“ Regimenter, denen 1900 silberne und goldene Fahnenbänder verliehen wurden, an denen Spangen mit den eingravierten Namen derjenigen Schlachten befestigt sind, an denen sie beteiligt waren. Freude kam auf, als „nach beinahe dreißigjähriger Friedenszeit […] das deutsche Schwert zeigen konnte, dass seine Klinge noch scharf, der Arm, der es schwingt, noch stark ist“. (4) Anlass war der Boxeraufstand in China, bei dem eine Freiheitsbewegung gewaltsam gegen die europäische, US-amerikanische und japanische Fremdherrschaft aufbegehrte. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen. Am deutschen Expeditionskorps nahmen aus Döbeln Oberleutnant Cummerow, drei Unteroffiziere und 47 Soldaten teil, die sich freiwillig gemeldet hatten. Cummerow erhielt nach seiner Rückkehr das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens. Unteroffizier Wilhelm Artur Fischer hatte weniger Glück. Er meldete sich im September 1903 freiwillig für die Kaiserliche Schutztruppe in Kamerun und starb am Tropenfieber. Auch in Deutsch-Südwestafrika kamen beim Aufstand der Herero und der Nama 18 Soldaten aus Döbeln zum Einsatz. Von den ursprünglich 60.000 bis 80.000 Herero überlebten nur etwa 16.000. Die gezielte Vernichtungspolitik der deutschen Kolonialherren wird mittlerweile übereinstimmend als Völkermord eingestuft. Die Annalen des Regiments loben den Mut und die Tapferkeit der Soldaten.
"Kämpfer aus Südwestafrika" nennt eine Darstellung zur Regimentsgeschichte aus dem Jahr 1912 die Döbelner Soldaten, die sich zum kolonialen Kriegsdienst gemeldet hatten.
Höhepunkte im Leben der Truppe waren auch im neuen Jahrhundert die herbstlichen Manöver. 1903 fand eines in Glauchau statt, danach wurde das Regiment zur Kaiserparade auf den Exerzierplatz Lindenthal bei Leipzig beordert. Erstmals seit seiner Gründung absolvierte das XIX. Korps eine Parade vor den Augen des Kaisers. Wilhelm II. ließ „die Puppen tanzen“.
Historische Postkarten von der Fahnenkompanie im Hof der Kaserne am 25. Mai 1909
Die Manöver und Paraden boten den Soldaten und Offizieren eine willkommene Abwechslung vom eintönigen Kasernenalltag. In Döbeln gab es weitere Aktivitäten, um militärische Tugenden spielerisch einzuüben. 1903 organisierte Hauptmann Mertens erstmals Jagdausflüge für das Offizierskorps. In Kooperation mit den Gutsbesitzern der Region waren alle Offiziere, die ein Pferd auftreiben konnten, zweimal pro Woche im Herbst zu einem Ausritt eingeladen. In wildem Galopp ging es über abgeerntete Felder, durch Wälder, über Hecken und Wasserläufe. Die Offiziere waren begeistert, besonders über die mit reichen Preisen ausgestattete Hubertusjagd am 3. November, die die Saison beendete. Alternativ führte man für die Soldaten zusätzlich zum militärischen Turnen sogenannte Turnspiele ein, bei denen es um Geschicklichkeit und schnelle Entschlussfähigkeit ging. Im Mai fanden Sportspiele statt, die bei den Soldaten gut ankamen. Soldaten der Truppe gewannen bei militärischen Wettspielen anlässlich der Internationalen Hygiene-Ausstellung 1910 in Dresden zahlreiche Preise. Sowohl die herbstlichen Ausritte der Offiziere als auch die Turnspiele der Soldaten wurden zu Traditionen, die man von Jahr zu Jahr pflegte.
Viel Zustimmung in der Bevölkerung
Technischer Fortschritt und Industrialisierung revolutionierten um die Jahrhundertwende die Bewaffnung des Regiments. 1905 führte man in Döbeln das Gewehr 98 ein. Dieses Mehrladegewehr basierte auf dem Verschlusssystem des deutschen Waffenherstellers Mauser. Die Repetierwaffe mit Zylinderverschluss und integriertem Magazinkasten für fünf Patronen wurde mehr als 100 Millionen Mal hergestellt und gehörte zu den weltweit meistproduzierten Waffen. Bald ergänzten Maschinengewehre die Ausrüstung. Das MG 08 basierte auf dem 1884 von Hiram S. Maxim entwickelten Maxim-Maschinengewehr. Die bekannteste Variante, das leichte MG 08/15, führte zur Redewendung „nullachtfünfzehn“. Diese abgespeckte Version galt als weniger zuverlässig als das Original.
Für die neu gegründete Maschinengewehrkompanie errichtete man in Döbeln 1909 ein Gebäude an der Friedrichstraße. 1911 wurde parallel dazu ein Wohnhaus für verheiratete Unteroffiziere gebaut. Die Verbindung zwischen der Stadt Döbeln und dem Regiment wurde immer stärker. Die Döbelner zeigten ihre Dankbarkeit für die Aufwertung der Stadt durch die Garnison, indem sie auf dem Niedermarkt ein Reiterstandbild König Georgs errichteten. Ohne die Unterstützung des Königshauses wäre Döbeln kein Standort für ein Regiment geworden. Bei der Enthüllung des Denkmals am 5. September 1911 erschien König Friedrich August, der Sohn Georgs, persönlich in Döbeln. Die 9. Kompanie stellte die Ehrenkompanie, während die anderen Kompanien an den Straßen Spalier standen, die der König durchfuhr. Das gesamte Offizierskorps nahm auf dem Niedermarkt Aufstellung.
Vom 11. bis 13. Mai 1912 feierte das Militär das 25-jährige Regimentsjubiläum unter großer Anteilnahme der Bevölkerung. Die Stadtverwaltung und die Industriellen der Stadt halfen dem Regiment durch die Gründung von Stiftungen zur Unterstützung bedürftiger Unteroffiziersfamilien. Döbelns Aufschwung um 1900 hing auch mit der Ansiedlung des Regiments 139 zusammen. Die Stadt wuchs schnell Richtung Westen. In der Nähe der Kaserne entstanden viele stattliche Privathäuser, weil Offiziere und Unteroffiziere Wohnraum benötigten. Die Händler der Stadt erkannten schnell, dass die vielen Soldaten eine bedeutende Kundschaft darstellten. 1907 gab es in Döbeln 1755 aktive Soldaten, 139 Reservisten und 65 Lazarettangestellte. Die Stadt wurde zu einem Kneipenparadies, da viele Soldaten nach Dienstschluss einkehrten.
Der Militarismus, der Deutschland um die Jahrhundertwende prägte, führte dazu, dass die Wehrdienstleistenden trotz aller Schikane und des militärischen Schliffs ihr Regiment in guter Erinnerung behielten. Zahlreiche Vereine von Reservisten und ehemaligen 139ern entstanden in ganz Sachsen – 1895 in Dresden, 1897 in Döbeln, 1906 in Chemnitz, 1907 in Leipzig, 1910 in Plauen, 1911 in Bautzen. Sie einte die Vorstellung, dass das Regiment aus „wehrhaften Söhne[n]“ Männer herangebildet hat, „die mit starkem Arme und tapferen Herzen in Stunden der Gefahr die Heimat zu schützen wissen“. Eine historische Abhandlung zur Regimentsgeschichte schloss mit folgenden Worten: „Kameraden wollen wir bleiben im gemeinsamen Wunsche für das fernere Blühen und Gedeihen unseres Regiments, Kameraden in unerschütterlicher Anhänglichkeit an unseren König, an unser schönes Vaterland, Kameraden, wenn es gilt, in ernster Stunde zusammenzustehen, Männer zu sein, die mutvoll zu streiten und die unverzagt dem Tode ins Auge zu schauen wissen, dem ehrenvollen Soldatentode im Kampfe fürs teure Vaterland. So haben wir es geschworen und so wollen wir’s halten: Wir sind ja deutsch, sind aus dem Land der Treue.“ (5) Bald darauf starben Millionen Soldaten und Offiziere im Ersten Weltkrieg, darunter viele Männer des 11. Königlich Sächsischen Infanterie-Regiments Nr. 139.
1913, kurz vor Ausbruch des Krieges, wurde der Standort Döbeln weiter aufgewertet. An der Friedrichstraße entstand ein Verwaltungsgebäude. Hier befanden sich fortan die Geschäftszimmer für das Regiment und die Bataillone sowie das Kommando der 3. Infanterie-Brigade Nr. 47, die am 1. Oktober 1913 nach Döbeln verlegt wurde. Weil in Döbeln mittlerweile eine vorbildliche militärische Infrastruktur existierte, erhielt das Kasernement laut Allerhöchster Verfügung am 18. Februar 1913 den Namen „König-Albert-Kaserne“. Albert, von 1873 bis 1902 König von Sachsen, hatte 1887 entschieden, Döbeln zur Garnisonsstadt zu machen. Am 30. März 1914 überflog ein Militär-Luftschiff, von Strölla kommend, Döbeln. Noch deutete nichts darauf hin, aber der Krieg rückte näher.
Ein Soldatenheim für die Verwundeten
Am 28. Juni 1914 ermordete Gavrilo Princip, Mitglied der serbisch-nationalistischen Bewegung Mlada Bosna, den österreichisch-ungarischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin in Sarajevo. Daraufhin stellte Österreich-Ungarn ein Ultimatum an Serbien. Nach dessen Ablauf erklärte Österreich-Ungarn den Krieg. Europa spaltete sich in zwei Blöcke: Die Mittelmächte mit Deutschland, Österreich-Ungarn, Türkei, Bulgarien sowie Italien und die Entente mit Frankreich, Russland, Großbritannien, Portugal und weiteren Staaten.
Oberst Einert, Kommandeur des Regiments in Döbeln, meldete am 6. August 1914 die Marschbereitschaft. Einen Tag später zogen die Soldaten Richtung Westfront. Anfangs glaubten alle an einen schnellen Sieg, ähnlich wie 1870/71. Bald stellte sich heraus, dass das eine Illusion war. Die ersten Soldaten des Regiments fielen. Die Döbelner Bevölkerung sorgte sich um das Wohl der 139er. Als der Winter nahte, schickte sie warme Unterwäsche, und an den Döbelner Schulen wurden Strümpfe gestrickt. Im Oktober sandte man 10.000 Zigarren im Wert von 1.200 Mark an die Front. Kurz vor Weihnachten folgten 72 Pakete mit Tabak, Lichtern, Lichterhaltern, Buntpapier und Lesestoff.
In die Döbelner Kaserne wurden Reservisten eingezogen und erhielten eine kurze militärische Ausbildung. Monat für Monat zogen neue Soldaten ins Feld: Im Januar 1915 waren es 571, im Februar 152, im März 1.420, im April 650, im Mai 550, im Juni 250, im Juli 150, im August 100, im September 243, im Oktober 850, im November 200 und im Dezember 100. Bald reichten die vorhandenen Unterkünfte und Ausbildungskapazitäten nicht mehr aus. Deshalb wurde ein gerade fertiggestelltes Produktionsgebäude der Landmaschinenfabrik Franz Richters an der Industriestraße (damals Bergstraße) in der Nähe des Ostbahnhofs zur "Bock-von-Wülfingen-Kaserne" umfunktioniert. 5.176 Unteroffiziere und Soldaten zogen allein im Jahr 1915 von Döbeln aus in den Krieg. Viele kehrten nie zurück.
Einer von ihnen war Felix Gleisberg. Der Leutnant, Sohn eines bekannten Döbelner Fabrikanten, diente als Kompanieführer in einem Ersatz-Regiment an der Ostfront. Am 6. Mai 1915 stand die Kompanie bei Roszkowa Wola, im heutigen Polen, nahe dem Fluss Pilica. Gleisberg und sein Bursche Walter Polster befanden sich auf einem vorgeschobenen Posten, als Gleisberg einen tödlichen Lungenschuss erlitt und starb. Beim Bergen seines Leichnams wurde auch Polster, der sich über Gleisberg beugte, tödlich getroffen. Felix Albert Gleisberg starb mit nur 24 Jahren, Walter Polster war sogar nur 19 Jahre alt. Das vom Döbelner Bildhauer Prof. Otto Rost geschaffene Grabmal ist auch heute noch im oberen Teil des Niederfriedhofes zu sehen. Es zeigt zwei Soldaten mit Stahlhelm, Gleisberg und Polster. Einer der beiden liegt mit schmerzverzerrtem Gesicht, während sich der andere Soldat über ihn beugt und versucht zu helfen. Die Grabinschrift lautet: „Ich hat' einen Kameraden“ und auf der Rückseite steht der Satz „Sie stürmten, siegten und fielen für uns“. Es war der verzweifelte Versuch, dem sinnlosen Tod zweier junger Männer, die ihr Leben noch vor sich hatten, nachträglich einen Sinn zu geben.
1 - In Flandern 1917. Straße in Messines nach der Beschießung vor dem Angriff auf die Éloi-Stellung (Mai)
2 - In Flandern 1916/17. Kompanieführer-Unterstand im Trichter IV bei St-Éloi
3 - In Flandern 1916/17. Trichter III vor St-Éloi
4 - Leute der 10.139 mit Schutzschild und Stielhandgranaten
5 - Flandern 1917. Deckungsgraben bei St. Éloi. II. Linie, am hinteren Rand des Trichters
6 - Gegend bei Barisis (Aug.Sept. 1918) bei der Einnahme der Siegfriedstellung im Wald von St. Gobain
7 - Höhle im Walde bei St. Gobain (1918)
8 - Minenwerfer-Abteilung 139 im Wald von St. Gobain (1918)
9 - Oktober 1918 im Auto von St. Gobain nach Bohain
10 - Zur Erinnerung an die Offensive 1918. Englischer Tank bei Haplincourt östlich Bapaume
Die Fotos stammen aus: Artur Baumgarten-Crusius: Das Königlich-Sächsische 11. Infanterie-Regiment Nr. 139: (1914-1918) - Erinnerungsblätter deutscher Regimenter, 1927
Die Zeichnungen zum Einsatz der 139er stammen aus der unveröffentlichten "Chronik des Standortes Döbeln" von Emil Reinhold (1941) und wurden vom Gefreiten Rietzschel aus Bayern angefertigt.
Das Infanterieregiment 139 kämpfte an der Westfront und nahm 1914 an der Maasschlacht (23. August), an der Schlacht bei Thin le Moutier (28. August), an der Schlacht an der Aisne (31. August) und an der Schlacht südlich der Marne (4. September) teil, ehe am 9. September der erste Rückzugsbefehl erging. Von Anfang an waren die Verluste hoch, und die anfängliche Kriegsbegeisterung schwand schnell.
1915 lagen die 139er im Stellungskrieg in Flandern. Allein in diesem zweiten Kriegsjahr verlor das Regiment in Frankreich 50 Prozent seines Bestandes. Die Soldaten fielen oder lagen verwundet im Lazarett. In der Garnisonsstadt Döbeln beschlossen die Verantwortlichen 1916, ein Soldatenheim zu errichten. Im ersten Stock der Drogerie „Germania“ in der Burgstraße 2 wurde es eröffnet und sollte den Verwundeten das Elternhaus ersetzen. Schon nach wenigen Monaten besuchten ca. 500 Soldaten täglich das neue Heim, was zu einer räumlichen Erweiterung führte. Bald gründete man den Verein „Soldatenheim zu Döbeln e.V.“, der Geld- und Sachspenden für das Domizil einwarb.
Historische Postkarten vom Soldatenheim - Es befand sich in der Nähe der Kaserne an der Ecke Burgstraße/Bahnhofstraße.
Im Westen gingen die Kämpfe indessen weiter. 1916 stand das Regiment sieben Monate westlich von Lille, war im August an der Somme eingesetzt, im September in La Bassée, im Oktober und November wieder an der Somme und am Ende des Jahres im Wytschaete-Bogen. Hier kämpfte das Regiment auch noch in den ersten sechs Monaten des Jahres 1917. Den Juli verbrachte es südwestlich von Lille. Man musste den Soldaten nach so langer Zeit an der Front etwas Ruhe gönnen. Danach wurden sie wieder am Wytschaete-Bogen eingesetzt, bis Februar 1918 am Vimy-Abschnitt. Nach einem Monat des Ausruhens hinter der Front ging es wieder in den Krieg, der doch schon längst verloren war. Sie verstärkten die Stellung östlich von Hébuterne bis Mitte April, wurden wieder hinter die Front geführt, kämpften in der Avreschlacht, deckten den Abzug der deutschen Truppen hinter die Hermannstellung, die diese bis Anfang Oktober halten konnten. Danach brach der deutsche Widerstand immer mehr zusammen, die Hunderttageoffensive der Alliierten endete mit dem Waffenstillstand von Compiègne. Deutschland hatte den Krieg verloren.
1 - Im Kampfgraben der 139er westlich Lille. II. Bataillon des Regimentes 1915
2 - Mit Gasmaske beim Grabendienst
3 - Kompanieführer Leutnant Haubold im durch eine Granate zerstörten Schützengraben
4 - Rittmeister Pöschmann und Mannschaften III.139. Grabenstück in der Stellung vor Armentieres 1915
Die Fotos stammen aus: Artur Baumgarten-Crusius: Das Königlich-Sächsische 11. Infanterie-Regiment Nr. 139: (1914-1918) - Erinnerungsblätter deutscher Regimenter, 1927
Abstieg in die Bedeutungslosigkeit
Der Blutzoll des Regiments 139 war hoch. Zwischen 1914 und 1918 fielen 74 Offiziere, 238 Unteroffiziere und 2190 Soldaten. 177 Offiziere, 692 Unteroffiziere und 6254 Soldaten wurden verwundet. Acht Offiziere, 101 Unteroffiziere und 625 Soldaten galten als vermisst. 26 Offiziere, 61 Unteroffiziere und 649 Soldaten gerieten in Gefangenschaft. Regimentskommandeur Demmering kommentierte die Niederlage im „Döbelner Anzeiger“. Er erklärte, das Regiment habe „in langem Kriege gegen eine erdrückende Übermacht die Feinde von den vaterländischen Grenzen ferngehalten und den deutschen Boden von den Schrecken des erbitterten Kampfes bewahrt“. So wird eine Niederlage doch noch zu einem kleinen Sieg. Der Krieg, ist man sich schnell einig, wäre nicht an der Front verloren gegangen, wohl aber „an der zersetzenden und wühlenden Arbeit der Juden und Kommunisten und an der schwachen obersten Führung“. (6) So einfach kann die Welt sein.
Der Krieg endete, aber Ruhe kehrte nicht ein. Im November 1918 überschlugen sich in Deutschland die Ereignisse. Die Abdankung des Kaisers hinterließ ein Machtvakuum. Gravierende Zukunftsfragen standen an. Würde Deutschland eine parlamentarische Republik oder eine Räterepublik nach sowjetrussischem Vorbild werden? Am 8. November abends kam ein revolutionärer Soldatenrat aus Leipzig nach Döbeln. Er besetzte die Kaserne und entwaffnete Soldaten und Offiziere. Am Kasernentor wehte die rote Arbeiterfahne. Die Lage war unübersichtlich. Bürgermeister Müller erklärte, dass er zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ruhe den Anordnungen des Soldatenrates folgen werde.
Bald kühlte sich „die revolutionäre Glut“ ab. Eine Räterepublik wurde nicht installiert. Am 24. November kehrte das Regiment 139 in die Heimat zurück. Viele Döbelner wollten dort wieder anknüpfen, wo man 1914 aufgehört hatte. Am Bahnhof errichteten sie eine Ehrenpforte, das Kasernentor wurde mit Tannengrün geschmückt. Mit Musik und Glockengeläut marschierten Soldaten und Offiziere am 25. November vom Bahnhof zur Kaserne.
Für die Reichswehr begann nun eine lange Durststrecke. Deutschland hatte den Krieg verloren und musste im Versailler Vertrag Auflagen akzeptieren. Die Truppenstärke wurde auf 100.000 Mann reduziert. Es sollte nur noch 4.000 Offiziere geben. Für die Marine waren maximal 15.000 Mann vorgesehen. Die allgemeine Wehrpflicht wurde abgeschafft, der Große Generalstab aufgelöst. Schwere Waffen wie U-Boote oder Panzer verbot man ebenso wie eine Luftwaffe. Durch die Truppenreduzierung wurden viele Soldaten und Offiziere arbeitslos. Freikorpsverbände erhielten Zulauf. Diese Freikorps bekämpften im Auftrag des Rates der Volksbeauftragten und der Reichsregierung linksradikale Aufstände und sicherten die Grenzen im Osten. In Döbeln wurde für das Freikorps „Görlitz“ geworben.
Die Truppenreduzierung beim Heer hatte Auswirkungen auf den Garnisonsstandort Döbeln. Fortan war hier nur noch ein Ausbildungsbataillon stationiert. Der Nordflügel der Kaserne wurde umgebaut. Es entstanden Wohnungen. Viele Döbelner Familien, die schon länger auf preiswerten Wohnraum gewartet hatten, freuten sich darüber. Die Reichswehr eher nicht.
Im Oktober 1919 kam das I. Bataillon des Reichswehr-Jäger-Regiments Nr. 38 von Leipzig nach Döbeln. Aus Chemnitz wurde die 47. Reichswehrbrigade mit Kraftfahrabteilung und ein Drittel der Nachrichtenkompanie 38 abkommandiert. Das war für den Standort Döbeln hilfreich, blieb aber nur ein matter Abglanz der einstigen Größe. Wehmütig erinnerte man sich an vergangene Zeiten, der verlorene Krieg wurde zu einem kollektiven Trauma. 1919 und 1920 kehrten die letzten Gefangenen nach Döbeln zurück. Sie wurden am 13. Dezember 1919 und am 22. April 1920 im Beisein ihrer Angehörigen begrüßt.
Das Gedenken an die Toten des Krieges entwickelte sich zum festen Ritus. Am 23. November 1919 hielten die Döbelner eine Gedächtnisfeier für die Gefallenen ab. 1920 wurde ein Denkmal für die verstorbenen Unteroffiziere des 139. Regiments auf dem Wettinplatz eingeweiht. Im Februar 1921 beschloss man, ein monumentales Kriegermal für die Gefallenen auf dem Geyersberg zu errichten. Die Denkmalweihe fand am 24. September 1922 statt, einen Tag nach einer großen Wiedersehensfeier, zu der viele Ehemalige des Regiments mit der Bahn angereist waren.
Oberstleutnant Demmering hielt die Gedächtnis- und Weiherede über das eingemeißelte Wort „Die Toten führen uns zum Aufstieg“. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet die Anlage in Vergessenheit und verwilderte. Irgendwann empfand man sie im neugegründeten Arbeiter- und Bauernstaat DDR nur noch als Relikt aus Zeiten eines fürchterlichen Militarismus. Die Sockelaufschrift mit dem Zitat General Erich Ludendorffs „Die Toten führen zum Aufstieg“ würde die Opfer aller Kriege verhöhnen. Ende 1970 wurde das Kriegermal durch Soldaten der NVA abgerissen.
Auch zu Beginn der 1920er Jahre war die Lage in Deutschland innenpolitisch noch nicht stabil. Immer wieder versuchten Gruppen von links und rechts, den neuen Staat ins Wanken zu bringen. Im März 1920 rückte das Döbelner Bataillon nach Leipzig aus, da es dort zu Kämpfen zwischen Revolutionären und dem Zeitfreiwilligen-Regiment der Leipziger Studenten kam. Ein Oberleutnant fand den Tod. Am 28. März 1923 versuchten spät abends 50 Mann in die Döbelner Kaserne einzudringen, wurden aber von den Posten abgewiesen. Zu großen Unruhen kam es am 13. Februar 1924. Arbeitslose zogen unter Führung von Kommunisten durch die Straßen und zettelten Schießereien an. Eine Person wurde schwer, zwei leicht verletzt. Die Reichswehr kam zum Einsatz und zerstreute die Aufrührer.
Anarchie und Konservatismus prägten die ersten Jahre der Weimarer Republik gleichermaßen. Jährlich fanden Treffen der ehemaligen 139er statt. Da militärische Vereine laut Versailler Vertrag verboten waren, durfte man die Fahnenweihe der Döbelner „Vereinigung ehemaliger 139er“ nicht am Ehrenmal durchführen. Man verlegte sie kurzerhand auf den Kasernenhof. Alljährlich fanden auch Weihnachtsfeiern statt, bei denen man der Gefallenen gedachte und für die Kriegsinvaliden, -witwen und -waisen sammelte.
Der verlorene Krieg und seine Folgen waren im Bewusstsein der Bevölkerung allgegenwärtig und bald auch im Stadtbild Döbelns sichtbar. Viele Kasernengebäude wurden für die stark geschrumpfte Reichswehr nicht mehr benötigt. In einem Flügel der Truppenunterkunft entstanden Wohnungen, das Kammergebäude wurde zu einer Gewerbeschule umgebaut. Insofern waren die Goldenen Zwanziger Jahre für die Reichswehr nicht so rosig. Die Militärs mussten sich mit einer gewissen Bedeutungslosigkeit arrangieren. Sie feierten das 40-jährige Jubiläum der 139er, halfen beim Löschen eines Großfeuers in der Seifenfabrik Schmidt, lauschten einem Vortrag des berühmten Kampffliegers Hermann Köhl und erhielten 1930 Besuch von Reichswehrminister Gröner. Business as usual.
Die militärische Infrastruktur wird reaktiviert
Das Jahr 1933 markierte einen tiefen Einschnitt für die Garnisonsstadt Döbeln. Am Rathaus wehte die Hakenkreuzfahne, und der neue Reichskanzler Hitler wurde gemeinsam mit Generalfeldmarschall von Hindenburg am 12. März zum Ehrenbürger Döbelns ernannt.
In Erinnerung an das Regiment kam die Standarte 139 nach Döbeln. Am 16. Juni kaufte die Reichswehr die Kaserne und benannte sie von König-Albert-Kaserne in Demmering-Kaserne um, nach dem letzten Regimentskommandeur im Ersten Weltkrieg. Am 26. März 1934 gründete sich in Döbeln ein nationalsozialistischer Frontkämpferbund. Die militärische Traditionspflege der Kaiserzeit und die NS-Kriegsideologie erwiesen sich als kompatibel. Nach Hindenburgs Tod am 2. August 1934 leistete die Reichswehr den Treueeid auf Hitler.
In den ersten Jahren der NS-Diktatur wurde der Wille zur Aufrüstung deutlich. Noch scheute man sich, die Bestimmungen des Versailler Vertrages offen zu ignorieren. Am 1. Oktober 1934 richtete das Militär in Döbeln wieder ein Wehrbezirkskommando ein, das zunächst die Tarnbezeichnung „Meldeamt für den freiwilligen Arbeitsdienst“ trug. Erst 1935 hieß die Dienststelle offen „Wehrbezirkskommando“. Zunächst befand sich das Amt in einer Baracke im Lazarett, später zog es in den Block D der Demmering-Kaserne um.
Nach Jahren der Abrüstung gab es in Döbeln auch wieder Investitionen. 1934 wurden für fast 330.000 RM eine Truppenwaffenmeisterei, ein Pferdestall und ein Hundezwinger errichtet. Zudem baute man die vier Mannschaftshäuser, die Gas- und Entseuchungsanstalt und den Krankenstall um. Auf dem Gelände des ehemaligen Burgstadels an der Leisniger Straße, entstanden von Dezember 1934 bis April 1935 vier Mannschaftsbaracken, eine Geschäftszimmerbaracke, eine Stallbaracke, eine Wirtschaftsbaracke sowie Fahrzeug- und Kohleschuppen und vier Munitionsbehälter.
Die Wehrmacht bemühte sich ebenfalls, Wohnungen für ihre Angehörigen bereitzustellen. Sie gewährte großzügige Baudarlehen und errichtete Häuser, in denen Offiziere Wohnungen erhielten. Beispiele hierfür waren die repräsentativen Häuser am Sonneneck 1 und 2. Zudem stellte die Wehrmacht der Stadt 30.000 RM zur Fortführung des Stadtbades zur Verfügung, wodurch Wehrmachtsangehörige das Hallen- und Freibad zu festgelegten Zeiten kostenlos nutzen konnten.
Diese Aussichten lockten auch ausgeschiedene Berufssoldaten nach Döbeln, die in der aufstrebenden Wehrmacht eine neue Perspektive fanden. Am 5. Januar 1935 trafen 300 junge Männer der Jahrgänge 1901–1913 zu einem achtwöchigen Lehrgang für Leibesübungen in Döbeln ein. Bald brauchten sie solche Tarnungen nicht mehr. Am 16. März 1935 verkündete Hitler die Wiederherstellung der Wehrhoheit Deutschlands, und 1936 führte das Land die zweijährige Dienstpflicht wieder ein, was gegen den Versailler Vertrag verstieß.
Nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht wurde auch in Döbeln die militärische Infrastruktur reaktiviert. Die 20 Familien, die im Garnisonslazarett wohnten, und die Familien in der Kaserne an der Bahnhofstraße mussten dafür umgesiedelt werden. Zivilisten in der Kaserne waren nicht mehr opportun.
Fotos von einer Truppenparade der Wehrmacht auf dem Schießplatz (heute Steigerhausplatz) und von der Wache am Eingang der Kaserne, an der ein Reichsadler mit Hakenkreuz angebracht wurde.
Die politische Lage spitzte sich weiter zu. 1938 markierte den Wendepunkt von einer friedlichen zu einer expansiven Außenpolitik Hitlers. Im März 1938 erfolgte der „Anschluss Österreichs“ an das Deutsche Reich. Im September 1938 beanspruchte Hitler das Sudetenland. Eine diplomatische Lösung wurde auf der Münchner Konferenz getroffen, die die Eingliederung des Sudetenlandes in das Deutsche Reich gewährte. Im März 1939 marschierten deutsche Truppen in die sogenannte Rest-Tschechei ein. Böhmen und Mähren wurden zum „Reichsprotektorat“ erklärt. Am 1. September 1939 fielen deutsche Soldaten in Polen ein. Der Zweite Weltkrieg begann.
Soldaten aus Döbeln im Zweiten Weltkrieg
Mit Beginn der Mobilmachung am 25. August 1939 kam es in Döbeln zu vielfältigen Umgruppierungen im Truppenbestand. Die Pläne dafür lagen bereit und wurden zügig umgesetzt. Folgende Fronttruppenteile zogen von Döbeln aus in den Zweiten Weltkrieg: Ausbildungs-/Infanterie-Regiment 11, I./Infanterie-Regiment 101, Ergänzungsbataillon des Infanterie-Regiments 101, Bau-Bataillon B, Landesschützen-Bataillon XXVIII/IV.
Das Infanterieregiment 101, im Wehrkreis IV aufgestellt, hatte seinen Stab in Dresden. Das 1. Bataillon des Regiments wurde in Döbeln ausgehoben, das 2. Bataillon in Freiberg (seit 1938 in Oschatz), das 3. Bataillon in Dresden. Gleichzeitig stellte man in Döbeln ein Ergänzungs-Bataillon für das Infanterie-Regiment 101 auf, das in der Barackensiedlung an der Leisniger Straße untergebracht war.
Historische Postkarten von der Barackensiedlung an der Leisniger Straße - Eine alte Holz-Baracke ist noch heute auf dem Areal erhalten (Foto 2022).
Die Bewegungen und Einsätze der Soldaten und Offiziere aus Döbeln lassen sich heute klar nachvollziehen. Nach vier Wochen Schanzarbeit östlich von Rosenberg (poln. Olesno) in Oberschlesien überschritt das Regiment am 1. September 1939 um 4.45 Uhr die deutsch-polnische Grenze. Es beteiligte sich am Angriff auf Polen. Der Widerstand polnischer Zollbeamter brach schnell, und das Regiment überquerte die Warthe auf vorbereiteten Brücken und Stegen. Die Truppen rückten zügig vor und trafen bei Jaciska und Zetdzina erstmals auf polnische Einheiten. Beide Dörfer wurden durch Artillerie in Brand gesetzt. In den folgenden Tagen näherte sich das Regiment Tschenstochau (poln. Częstochowa), wurde jedoch durch Gefechte aufgehalten und bog nach Norden ab, um der 46. Infanterie-Division den Übergang über die Pilica zu ermöglichen. Am Abend des 6. September 1939 erreichte es Czarna bei Ruda Maleniecka und nahm es am nächsten Tag ein. Verstopfte Transportwege behinderten zunehmend das Vorankommen. Vom 9. bis 12. September 1939 marschierte das Regiment durch große Wälder Richtung Weichsel. In den Wäldern nahm es erstmals eine größere Zahl an Gefangenen und erreichte am Abend des 12. September 1939 über Lipsko den Ort Solec an der Weichsel.
Das Regiment versuchte mehrfach, den Fluss zu überqueren, scheiterte jedoch zunächst am polnischen Abwehrfeuer. Nach Artilleriebeschuss der polnischen Stellungen gelang es einigen Kompanien, einen Brückenkopf auf der östlichen Uferseite zu errichten. Am 16. September 1939 waren die meisten Regimentsfahrzeuge übergesetzt, und der Vormarsch ging weiter. Lublin erreichte das Militär am 17. September 1939. In der Nacht eroberte das I. Bataillon die westlichen Vororte. Am nächsten Tag stand die ganze Stadt unter deutscher Kontrolle.
Schon am 19. September marschierte das Regiment weiter Richtung Chelm. Bei der Ankunft am 20. September herrschte Verwirrung über den Verlauf der Demarkationslinie zwischen russischem und deutschem Einflussgebiet. Ein geheimes Zusatzprotokoll des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts vom 24. August 1939 hatte Festlegungen für eine territoriale Umgestaltung getroffen. Der größte Teil Polens sowie Litauens sollte der deutschen Interessensphäre, Ostpolen, Finnland, Estland, Lettland und Bessarabien der sowjetischen zugeschlagen werden. Die genaue Grenzführung blieb unklar. Erst am 28. September 1939 wurde im Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag eine engere Zusammenarbeit vereinbart und die Interessengebiete angepasst. Der Vormarsch der Wehrmacht war so schnell, dass die Diplomaten nicht mithalten konnten.
Dem Regiment wurde der Rückzug hinter den Fluss Wieprz befohlen. Zwischenzeitlich sollte die Weichsel die Demarkationslinie sein. Also marschierte das Regiment über Lublin und die Weichselbrücke bei Polawy nach Radom, wo es am 27. September 1939 ankam und gleich wieder zurückmarschierte. Die Demarkationslinie war noch weiter nach Osten, an den Fluss Bug, verlegt worden.
Hitler hatte ein erstes Kriegsziel erreicht: Polen wurde innerhalb eines Monats überrannt, die polnische Armee konnte der hochgerüsteten Wehrmacht wenig entgegensetzen. Die Döbelner Truppe beklagte im Polenfeldzug zehn Tote und 45 Verwundete. Kein Vergleich zu den gewaltigen Opferzahlen des Ersten Weltkrieges.
Schon am 6. Oktober 1939 wurde das Regiment per Eisenbahn nach Westen in den Raum von Rheinhausen südwestlich von Duisburg transportiert. Der Krieg ging weiter. Die Verlegung erfolgte gemeinsam mit der 14. Infanterie-Division, der Teile des Regiments bald zugewiesen wurden. Im Dezember 1939 verlegte man die Truppen in den Raum Mönchengladbach – Rheydt. Am 10. Mai überquerten die Soldaten bei Arsbeck die Grenze und stießen über Erkelenz und Heinsberg auf die Maas bei Roermond vor. Nach Überschreiten der Maas und des Albert-Kanals durchbrach die Division die Dyle-Stellung bei Löwen und marschierte am 17. Mai in Brüssel ein.
Es folgten Kämpfe nördlich von Courtrai und Ypern und schließlich die Schlacht um Dünkirchen im Mai und Juni 1940. Während des deutschen Westfeldzugs war Dünkirchen der letzte Evakuierungshafen der British Expeditionary Force, die 1939/1940 in Frankreich als Teil der defensiven Strategie der Westalliierten eingesetzt war. Es gelang den Briten und Franzosen, den Brückenkopf so lange zu verteidigen, bis sie über 330.000 von etwa 370.000 ihrer Soldaten in der Operation Dynamo evakuiert hatten. Die Einnahme der Stadt durch die deutsche Wehrmacht gelang am 4. Juni.
Vor hier folgte die 14. Infanterie-Division als OKH-Reserve anderen deutschen Truppen bis nach Les Andelys. Nach Unterzeichnung des Waffenstillstandes wurde die Division Besatzungstruppe in Fontainebleau südlich von Paris. Im September 1940 kehrte die Division vorerst in ihre Heimatgarnisonen zurück. Es war die Ruhe vor dem Sturm, der im Untergang endete.
Am 15. Oktober 1940 motorisierte man die Division und bezeichnete sie danach als 14. Infanterie-Division. Im Zuge der Umgliederung wurde das Infanterie-Regiment 101 zum Schützen-Regiment 101, schied aus dem Divisionsverband aus und kam zur 18. Panzer-Division. Das I. Bataillon des Regiments, das in Döbeln eingezogen worden war, bildete fortan das Kradschützen-Bataillon 54 und verblieb bei der 14. Infanterie-Division (mot.). Nach den erfolgreichen Blitzkriegen gegen Polen und Frankreich wähnte sich Hitler unbesiegbar und begann am 22. Juni 1941 den Krieg gegen die Sowjetunion. Am 18. Dezember 1940 erteilte er dem OKW die Weisung Nr. 21, um den Angriff unter dem Codewort „Unternehmen Barbarossa“ vorzubereiten. Es wurde der Anfang vom Ende.
An der Ostfront war die 14. Infanterie-Division (mot.) der Heeresgruppe Mitte unterstellt und marschierte von Brest-Litowsk bis an die strategisch bedeutsame Autobahn Smolensk-Moskau. Während des Unternehmens Taifun gelangte sie bis an den Moskwa-Wolga-Kanal kurz vor Moskau, wobei der Angriff durch den plötzlichen Wintereinbruch und einen rapiden Temperaturabfall liegenblieb. Einen Höhepunkt bildete die Schlacht um den Frontbogen von Klin im November/Dezember 1941.
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| Beerdigung zweier Angehöriger der 14. Infanterie-Division - Der Tod ist allgegenwärtig. (Public domain) | Einer von vielen Friedhöfen der Division. (Public domain) |
Von 1942 bis zum Frühjahr 1943 war die 14. Infanterie-Division (mot.) an den verlustreichen Schlachten von Rschew beteiligt. Im März 1943 gab sie ihre Stellungen auf und bildete eine neue Abfanglinie in der Nähe von Smolensk. Die im Winter 1942/43 geplante Umwidmung in eine 14. Panzer-Grenadier-Division wurde schnell wieder gestoppt und im Sommer 1943 entmotorisierte man die Division. Fortan wurde sie nur noch als 14. Infanterie-Division bezeichnet. In dieser Zeit kehrte auch das Grenadier-Regiment 101 zur Division zurück. 1942 hatte man die Infanterieregimenter in Grenadierregimenter umbenannt.
Im Sommer 1943 zog sich die Division über die Desna bis nach Roslawl zurück und kämpfte bis 1944 im Suchowka-Bogen in der Nähe von Witebsk/Weißrussland. Während der sowjetischen Operation Bagration wurde die Truppe als Reserve der 4. Armee zusammen mit der Heeresgruppe Mitte im Raum Borissow-Beresino-Minsk vernichtet. Im Spätsommer 1944 musste die 14. Panzergrenadier-Division neu aufgestellt werden, zog sich über den Njemen kämpfend nach Ostpreußen zurück. Im März 1945 stand die Division zwischen Braunsberg und Zinten und machte die Kämpfe im Heiligenbeiler Kessel mit. Bei Kriegsende geriet die Truppe bei Stutthof und auf der Frischen Nehrung in Gefangenschaft. Teile der Division wurden in einem britischen Lager in Schleswig-Holstein interniert.
Hitler nahm sich am 30. April 1945 im Berliner Führerbunker das Leben. Generaloberst Alfred Jodl unterzeichnete am 7. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht. Der Krieg war beendet.
Die Nationale Volksarmee kommt in die Stadt
In der Garnisonsstadt Döbeln herrschte in diesen Wochen, wie überall in Deutschland, große Verunsicherung. Die Lage blieb unübersichtlich. Am 23. April 1945, kurz vor Kriegsende, erschossen Militärangehörige Fleischermeister Albert Wünsch wegen „Fahnenflucht“ am Eichberg. Die Front rückte näher. Eisenbahnbrücken wurden zur Sprengung vorbereitet, Straßensperren errichtet. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Kampfkommandant Hauptmann Adler, Kreisleiter Rehfeld und Oberbürgermeister Gottschalk flohen, ebenso der Wehrmachtsstab. In der Kaserne blieben acht Soldaten und ein Offizier, die nach Hainichen marschieren sollten. Stunden später rückten sowjetische Truppen der 1. Ukrainischen Armee in Döbeln ein. Die Rote Armee besetzte die Kaserne, das Rathaus wurde zur sowjetischen Stadtkommandantur.
Auf dem heutigen Steigerhausplatz standen Geschütze und Bagagewagen der Sowjets, viele Pferde mussten versorgt werden. Die Russen schafften schnell Ordnung und setzten sie streng durch. Waffen mussten abgegeben werden, und es wurde abgerechnet. Polizeiwachtmeister Willi Baatz, der Albert Wünsch denunzierte und seine Erschießung zu verantworten hatte, klagte man im August vor einem Freiberger Schwurgericht an.
Immer deutlicher wurde das Ausmaß der Verluste: 800 gefallene Männer aus Döbeln und Umgebung waren amtlich beurkundet, geschätzt wurden 1200 bis 1500. Viele ehemalige Wehrmachtsoldaten waren noch in Gefangenschaft. 1947 kehrten 20 Heimkehrer aus Lagern im Donezk-Becken und Ural nach Döbeln zurück.
Monate vergingen, bis die unmittelbare Not der Nachkriegszeit überwunden werden konnte. Die Verwaltungsstrukturen waren provisorisch, Verantwortlichkeiten wechselten häufig. Allmählich wurde klar, dass die sowjetische Besatzungszone in einen „Bruderstaat“ verwandelt werden sollte. Die sowjetische Militärverwaltung gab Kompetenzen ab, linientreue deutsche Kommunisten übernahmen den Aufbau einer zivilen Verwaltung. Stück für Stück zog sich die Rote Armee aus Döbeln zurück. Die militärische Infrastruktur erhielt eine neue Nutzung. Das Grundstück der ehemaligen Heeresstandortverwaltung wurde für das Gesundheitswesen beansprucht. Im Januar 1949 eröffnete dort die Kreispoliklinik mit drei Fachabteilungen. Das Kreispolizeiamt und das Polizeimeldeamt zogen in die Räume des ehemaligen Wehrbezirkskommandos in der Bahnhofstraße.
Die militärische Infrastruktur erhielt eine neue Nutzung. Das Grundstück der ehemaligen Heeresstandortverwaltung wurde für das Gesundheitswesen beansprucht. Im Januar 1949 eröffnete dort die Kreispoliklinik mit drei Fachabteilungen. Das Kreispolizeiamt und das Polizeimeldeamt zogen in die Räume des ehemaligen Wehrbezirkskommandos in der Bahnhofstraße.
Im September 1949 begann in Döbeln die Ausbildung an einer neu gegründeten Volkspolizeischule. Die DDR, die kurz darauf gegründet wurde, erkannte die Bedeutung der Sicherheitsfrage für ihren Fortbestand. 1952 wurden die Volkspolizei-Bereitschaften zu Einheiten der Kasernierten Volkspolizei (KVP) mit Döbeln als Dienststelle. Die Kaserne im Döbelner Westen hatte neue Nutzer gefunden. Noch firmierten die bewaffneten Truppen als Polizei, doch die DDR bereitete in Abstimmung mit Moskau den Aufbau eigener Streitkräfte vor. Am 18. Januar 1956 beschloss man das Gesetz über die Schaffung der Nationalen Volksarmee (NVA), und im selben Jahr eröffnete in Döbeln eine Offiziersschule der Landstreitkräfte, die sich bald auf Nachrichtentechnik spezialisierte. Bis 1964 wurden dort Offiziere ausgebildet.
Die NVA wollte von Anfang an die Bevölkerung ansprechen und Freiwillige anwerben. Am 9. Februar 1957 fand ein „Tag der offenen Tür“ statt, am 1. März, dem Tag der Nationalen Volksarmee, öffnete die Nachrichtenschule ihre Tore. Am 1. Mai 1959 konnte man im Stadion am Bürgergarten einem Armeesportfest beiwohnen. Am 10. September turnten in der NVA-Kulturhalle chinesische Spitzensportler. Armeespartakiaden, Reit- und Springturniere der GST (Gesellschaft für Sport und Technik) und Garnisonsbälle im Klubhaus der Jugend sollten die Verbundenheit der Bevölkerung mit der NVA stärken.
1962 wurde aus der Freiwilligenarmee eine Armee der Wehrpflichtigen. Fortan prägten Soldaten wieder das Stadtbild Döbelns. Wie immer bei Zwangsverpflichtungen gingen die Meinungen auseinander. Einige schwärmten von ihrer Dienstzeit und glaubten, die habe sie erst zum Mann gemacht. Andere beklagten, Döbeln sei das „Grab ihrer Jugend“ gewesen.
Das Ende der Garnisonsstadt
Die NVA in Döbeln bemühte sich stets, einen positiven Eindruck in der Garnisonstadt zu hinterlassen. Im schneereichen Winter 1962/63 hielten Soldaten die 70 Weichen am Döbelner Hauptbahnhof schnee- und eisfrei. Auch im Winter 1967/68 kämpften NVA-Soldaten gegen Schneemassen, um Verkehrswege freizuhalten und die Kohleversorgung sicherzustellen. Im Winter 1978/79 sprengten Pioniere des Regiments sogar das Eis der Mulde, um die Niederbrücke vor Schäden zu bewahren.
Im Bürgergarten errichteten Soldaten 1963 ein Gehege für Rehe, um die Attraktivität der Parkanlage zu erhöhen. Ein Jahr später erlebten 1.000 Zuhörer ein Militärkonzert des Zentralen Orchesters der Nationalen Volksarmee. Die NVA wurde ein fester Bestandteil Döbelns. Ab 1969 fanden die Vereidigungen der Soldaten auf dem Obermarkt, damals Roter Platz, statt. Diese Tradition erinnerte an frühere Zeiten, als das Königlich-Sächsische Infanterieregiment 139, die Reichswehr und die Wehrmacht dort Appelle abhielten. Gleichzeitig distanzierte sich die NVA vom preußisch-deutschen Militarismus, was sich in der Auseinandersetzung um das Kriegerdenkmal auf dem Geyersberg zeigte. Dieses Denkmal, das an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges erinnerte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gepflegt. 1969 verlangte Wenzel Fuchs, Vorsitzender des Stadtausschusses Döbeln der Nationalen Front, in der Leipziger Volkszeitung (LVZ) den Abriss des Denkmals. Ende 1970 entsprachen NVA-Soldaten dieser Forderung.
1971 benannte die NVA die Döbelner Kaserne in „Paul-Rockstroh-Kaserne“ um. Elsa Rockstroh, die Witwe des antifaschistischen Widerstandskämpfers Paul Rockstroh, war bei der Zeremonie anwesend. Am 25. Januar 1975, genau 30 Jahre nach seinem Tod im KZ Sachsenhausen, wurde die Friedrichstraße in Paul-Rockstroh-Straße umbenannt. 1986 erhielt das Döbelner Regiment anlässlich des 30. Jahrestages der NVA den Namen „Georgi Dimitroff“. Oberst Meinhold heftete die Namensschleife an die Regimentsfahne.
Die NVA änderte regelmäßig die Organisationsstruktur ihrer Truppen. 1963 verlegte die Armeeführung die Offiziersschule von Döbeln nach Zittau und die Flakabteilung-7 von Zittau nach Döbeln. 1974 wurde die Flakabteilung zum Flak-Regiment 7 umstrukturiert und 1981 in Fla-Raketenregiment 7 umbenannt. 1982 erhielt das Regiment einen Marschbefehl nach Zeithain.
Manöver gehörten zur Ausbildung der NVA. Das Ausbildungsgelände Miera wurde traditionell genutzt, jedoch fanden Flakgefechtsschießübungen zweimal jährlich am Flak-Artillerieschießplatz Zingst statt. Diese Manöver waren aufwendig und dauerten mehrere Wochen. Die gesamte Technik wurde auf die Bahn verladen und an die Ostsee transportiert. In Zingst sorgten die Luftstreitkräfte für eine realistische Zieldarstellung. Zu den nationalen Manövern kamen regelmäßig Übungen im Verbund mit den Armeen des Warschauer Vertrages, wie das Manöver „Waffenbrüderschaft“ 1970, an dem sieben Länder mit insgesamt 74.000 Soldaten teilnahmen, darunter 44.500 aus der DDR.
1968 zeigte sich die Bereitschaft der NVA, im Krisenfall zur innenpolitischen Stabilisierung beizutragen. Truppen aus der UdSSR, Bulgarien, Ungarn und Polen marschierten im August 1968 in die CSSR ein und beendeten gewaltsam den „Prager Frühling“. Das Döbelner Regiment wurde als Teil der 7. Panzerdivision der NVA in Alarmbereitschaft versetzt und hielt sich als Reserve in der Lausitz auf. Erst im Oktober 1968 kehrte es in seine Kaserne zurück.
In den 1970er und 1980er Jahren baute die NVA Döbeln zu einem Standort für Nachrichtentruppen aus. Am 03. Mai 1970 wurde die Aufstellung des Richtfunk-Kabelbau-Bataillons 3 befohlen. Am 07. Oktober 1972, dem Tag der Republik, erhielt es seine Truppenfahne. 1976 stattet man es mit sowjetischer Nachrichtentechnik aus, 1979 mit moderner Richtfunktechnik vom Typ R-409 und später mit moderner Troposphärentechnik. 1982 wurde das Bataillon zum Richtfunk-Kabelbau-Regiment 3 und 1986 zum Leitungsbauregiment 3 umbenannt. In diesem Jahr führte man auch Funk- und Kabel-Schlüsseltechnik ein.
Die NVA investierte viel Geld in den Döbelner Standort und verbesserte die Ausbildungsbedingungen der Soldaten. 1974/75 sanierte der VEB Straßen- und Tiefbau Döbeln das Stadion der „Paul-Rockstroh-Kaserne“ (heute Stadion „Am Bürgergarten“) für 270.000 DDR-Mark. Der alte Rasen wurde bis auf eine Tiefe von 50 Zentimeter ausgebaggert, neue Muttererde und Drainage eingebracht, die Laufbahn mit Steinsand belegt und der Vorplatz asphaltiert. 1984 eröffnete man nach 18-monatiger Bauzeit die NVA-Sporthalle in der Belojannisstraße, heute Burgstraße, wieder.
Kasernen sind oft eine abgeschlossene Welt. Das Leben ist geregelt. Trotzdem bemerkte man auch hier in den 1980er Jahren die wachsende Unzufriedenheit in der DDR-Bevölkerung. Niemand ahnte, dass die DDR kurz vor ihrem Untergang stand. 1989 kam es zur „Friedlichen Revolution“ und 1990 zur Wiedervereinigung mit der Bundesrepublik. Der Nationalen Volksarmee ging das Land verloren. Auf dem Steigerhausplatz, kürzlich noch militärisches Sperrgebiet, eröffnete eine Markthalle. Am 02. Oktober 1990 wurde das NVA-Leitungsbauregiment 3 in Döbeln aufgelöst, einen Tag später übernahm die Bundeswehr den Standort. Major Doberschuetz und elf Bundeswehrsoldaten aus Baden-Württemberg und Bayern kamen nach Döbeln, um bei der Umstrukturierung zu helfen. Am 11. Juli 1991 stellte Brigadegeneral Bentschke, stellvertretender Befehlshaber der Bundeswehr im Wehrbereich VII, das Leitungsbauregiment 3 offiziell außer Dienst. Seit April wurde die Militärtechnik des Regiments entsorgt oder verkauft. Die Immobilien gingen an das Bundesvermögensamt.
Der Militärstandort wurde aufgelöst. Nach 104 Jahren Garnison endete die militärische Präsenz in Döbeln. Für die Stadt entfiel ein wichtiger Arbeitgeber. Das war in dieser Zeit besonders tragisch, ein schwerer Verlust. Die Hiobsnachrichten häuften sich. Bald schon war von der Döbelner Industrie nicht mehr viel übrig. Tausende verließen ihre Heimat Richtung Westen, die Zahl der Arbeitslosen wuchs von Monat zu Monat. Die erhofften „blühenden Landschaften“ schienen in weite Ferne zu rücken.
Neue Nutzung für die Kaserne
Wie ging es weiter? Was geschah mit der überflüssigen militärischen Infrastruktur? Licht und Schatten lagen nah beieinander. Die Stadt Döbeln übernahm zuerst die Sporthalle an der Burgstraße. Im ehemaligen Offizierskasino, wo einst der Regimentskommandeur gewohnt hatte, eröffnete Wirt Thomas Eiffler die Gaststätte und Pension „Strammer Leutnant“. Das Wachgebäude am Eingang beherbergte nun die Firma „Video Creativ Grönke“. Das Kasernengebäude an der Friedrichstraße diente als Unterkunft für Asylbewerber. Gegenüber, wo früher die Schusterei und die zentrale Waffenkammer gewesen waren, zog die Fernseh- und Kabel GmbH teletron ein. Der Landkreis baute den ehemaligen Speisesaal der Soldaten und Unteroffiziere zur Sporthalle für das Berufsschulzentrum um. Der Gebäudekomplex beherbergte auch die zentrale Kammer für Bekleidung und Ausrüstung sowie die Schneiderei. Hier richtete man Unterrichts- und Ausbildungsräume für Berufsschüler ein.
Das große Kasernengebäude parallel zur Bahnhofsstraße, einst Wehrkreiskommando und Regimentsstab, nutzte zeitweise das Straßenbauamt des Landkreises, auch die Kriminalpolizei erhielt dort Büros. Die Stadt übernahm das Stadion „Am Bürgergarten“ und das ehemalige Ledigenwohnheim für Berufssoldaten, in das später die Kunzemannschule als Grundschule einzog. 1992 wechselte das Vermessungsamt aus dem Rathaus auf das Kasernengelände und machte Platz für das Amt für Wirtschaftsförderung. Im Haus 11 der ehemaligen Bundeswehrkaserne eröffnete man vorübergehend eine Förderschule für geistig Behinderte, bis der Neubau an der Nordstraße fertig war.
Auch das Technische Hilfswerk (THW) zog auf das Kasernengelände und erhielt Gebäude an der Friedrichstraße, die früher als Nachrichtenlager und -werkstatt gedient hatten. 1995 beschloss die Stadt, an der Jacobikirche ein neues Feuerwehrgerätehaus zu bauen. Die NVA-Kulturhalle auf dem Bauplatz wurde abgerissen. 1996 erging es den ehemaligen Pferdeställen entlang der Bahnstrecke
zwischen Friedrichstraße und Jacobikirche, die später als Garagen für Gefechtstechnik genutzt worden waren, ebenso. 1999 belebte man einen weiteren Bereich des Kasernengeländes neu. In das Mannschaftsgebäude zwischen Friedrichstraße und Kunzemannstraße zog die „Heimerer-Schule“ ein, die Krankenpfleger, Physiotherapeuten, Altenpfleger und Heilerziehungspfleger ausbildet. Das große Gebäude bot auch Platz für 18 Wohnungen.
1 - Landesrechnunghof Südseite (früher u.a. Wehrkreiskommando Döbeln, Vermittlung, Regimentsstab, Unterkunftsgebäude für die 2. und die Führungsbatterie)
2 - Firma Video Creativ (früher Wachgebäude am Kasernentor)
3 - Kunzemannschule (Grundschule der Stadt Döbeln) und Kita Kleeblatt (früher Ledigenwohnheim, Regimentsfriseur und NVA-Verkaufsstelle)
4 - Westseite der Kunzemannschule mit dem neu angelegten Außengelände
5 - Gaststätte und Pension "Der stramme Leutnant" (früher Berufssoldatenspeisesaal, anfangs Offizierskasino mit der Wohnung des Regimentskommandeurs)
6 - Abriss eines Unterkunftsgebäudes südlich des Kasernenhofs im Jahr 2017 (Foto: H. Richter)
7/8/9 - Heimerer-Berufsschule (früher Unterkunftsgebäude und Med-Punkt)
10/11 - Gebäude des Beruflichen Schulzentrums Döbeln-Mittweida mit Turnhalle (früher Speisesaal für Soldaten und Unteroffiziere, Küche, Kammer Bekleidung/Ausrüstung und Schneiderei)
12 - Zwischennutzung durch die Telekom (früher Lager Bekleidung/Ausrüstung, Schusterei, Waffenwerkstatt)
13 - THW Ortsgruppe Döbeln (früher Nachrichtenlager, Nachrichtenwerkstatt)
14 - Asylunterkunft an der Friedrichstraße (früher Unterkunftsgebäude, Nachrichtenlehrzentrale)
15 - Garagenkomplex mit Solarkollektoren (früher Garagen für Gefechtstechnik, anfangs Pferdeställe)
Nicht nur für die Gebäude fanden sich neue Nutzungen. Das 29,3 Hektar große Ausbildungsgelände bei Miera wurde 1991 rückübertragen und wieder landwirtschaftlich genutzt. 1995 begann man mit dem Abriss alter NVA-Hallen auf dem Steigerhausplatz, den die Stadt zu einem Festplatz umbaute. 1993 kaufte sie vom Bundesvermögensamt das acht Hektar große, ehemals militärisch genutzte Gelände der Klosterwiesen. Das verwilderte Areal entwickelte sich zu einem Freizeit- und Erholungspark. Nach der Flut 2002 wurde es mit Fördermitteln umfassend neugestaltet: Man pflanzte Bäume und Sträucher, stellte Bänke auf und legte Wege an. 1,5 km davon wurden asphaltiert und sind bei Skatern beliebt. Im hinteren Teil an den alten MG-Schießständen befindet sich eine Boulderanlage und eine 330 Meter lange Mountainbikestrecke. Besonders beliebt ist der Kinderspielplatz mit Seilbahn, Balancierbalken, Hängebrücke, Schaukeln, Kriechtunnel und Gummirutsche. Eine größere Schotterrasenfläche eignet sich für Zirkusgastspiele. Radler nutzen oft die Pausenplätze und Bänke, da der Mulderadweg den Freizeitpark tangiert.
1 - Sporthalle Burgstraße (früher NVA-Halle, anfangs Exerzierhalle)
2 - Stadion "Am Bürgergarten" (früher Paul-Rockstroh-Stadion bzw. NVA-Stadion)
3/4 - Der Steigerhausplatz (früher Schießwiese) wird heute als Parkplatz oder als Festplatz genutzt. Immer noch befinden sich hier einige wenige Garagen, die die NVA früher für ihre Gefechtstechnik in Nutzung hatte.
5 - Die Freizeitanlage Klosterwiesen, früher militärischer Übungsplatz fürs Gefechtstraining und ausgestattet mit Schießständen, lädt heute zum Verweilen im Grünen ein. Für Kinder wurde ein Abenteuerspielplatz angelegt.
6 - Unter anderem aus Versatzstücken der nach dem Hochwasser 2002 von Fielmann gesponserten Schiffsbrücke in Sörmitz entstand eine Mountainbikestrecke.
7/8/9 - Aus den noch erhaltenen Schießständen der Maschinengewehrkompanie wurde eine Boulderanlage.
10 - Der Hauptweg der Freizeitanlage Klosterwiesen ist bei Inline-Skatern beliebt.
Der vorerst letzte Baustein bei der Neunutzung der ehemaligen Döbelner Kaserne war die Ansiedlung des Sächsischen Landesrechnungshofs. Zwar verlor Döbeln das Straßenbauamt, gewann aber eine oberste Landesbehörde. Das verbessert das Image der Stadt und wertet das Kasernengelände auf. Das 120 Meter lange Gebäude parallel zur Bahnhofsstraße wurde für rund 20 Millionen Euro für den Landesrechnungshof umgebaut. Im Zuge der Ansiedlung riss man ein marodes Mannschaftsgebäude ab. Den gewonnenen Platz nutzte die Stadt zur Vergrößerung des Schulgeländes der Kunzemannschule und für Parkmöglichkeiten.
Wer hätte das gedacht, als 1991 die letzte Truppenfahne eingeholt worden war? Viele ehemalige Kasernengebäude und ein großer Teil der einst streng abgeschirmten militärischen Sperrgebiete fanden eine sinnvolle Nutzung. Das dauerte über 30 Jahre, aber es gelang. Chapeau an alle, die mithalfen.
Michael Höhme
"Traditions- und Förderverein Lessing-Gymnasium Döbeln" e.V.
28.02.2025
Quellen:
Artur Baumgarten-Crusius: Das Königlich-Sächsische 11. Infanterie-Regiment Nr. 139: (1914-1918) - Erinnerungsblätter deutscher Regimenter (sächs. Anteil) 38 - 352 Seiten, Dresden, Baensch, 1927
Büttner/Ludwig: Die Geschichte des 11. Königlich Sächsischen Infanterie-Regiments Nr. 139. Stuttgart 1912
Geschichte des Königlich Sächsischen 11. Infanterie-Regiments Nr. 139 - vom 1. April 1887; zur 10jährigen Stiftungsfeier, Giesecke & Devrient, Leipzig, 1897, 18 Seiten, Digitalisat
Andreas Altenburger (Hg.): Infanterie-Regiment 101. https://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Infanterieregimenter/IR101-R.htm (Stand. 04.02.2022)
Andreas Altenburger (Hg.): 14. Infanterie-Division. https://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Infanteriedivisionen/14ID-R.htm (Stand. 04.02.2022)
Emil Reinhold: Chronik des Standortes Döbeln, unveröffentlichtes Manuskript, 1940
Jürgen Dettmer: Das Militär der Garnisonsstadt Döbeln. unveröffentlichtes Manuskript, 2002
Zitate:
(1) R. Schmieder: Döbeln als Garnisonsstadt. In: Festschrift zum Döbelner Heimatfest 1914. S. 56f.
(2) Büttner/Ludwig: Die Geschichte des 11. Königlich Sächsischen Infanterie-Regiments Nr. 139. Stuttgart 1912, S. 10
(3) a.a.O., S. 17
(4) a.a.O., S. 21
(5) a.a.O., S. 33f.
(6) Emil Reinhold „Chronik des Standortes Döbeln“, unveröffentlichtes Manuskript, 1940
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