Gymnasium

Die Lessing-Schule blickt auf eine über 150jährige Geschichte zurück.

Es ist immer gut, wenn es mehrere Möglichkeiten der Annäherung gibt.

Möchten Sie die Schulgeschichte des Lessing-Gymnasiums Döbeln in einer chonologischen Übersicht erkunden? Klicken Sie hier!

Falls Sie tiefgründiger in die Geschichte des Gymnasiums eintauchen wollen, empfehlen wir den Artikel Hermann Schneiders aus der Festschrift zum 125. Schuljubiläum. Er befasst sich mit der Geschichte der Schule von 1869 bis 1994 und wird hier erstmals im Internet veröffentlicht. Im Anschluss erwartet Sie ein Artikel von Michael Höhme zur Geschichte des Gymnasiums in der Zeit von 1994 bis 2019.

Auch wenn Sie Interesse an der Historie des Traditions- und Fördervereins haben, können wir Ihnen helfen. Klicken Sie hier!

125 Jahre Gymnasium in Döbeln
von Hermann Schneider
erschienen 1994 in der Festschrift zum 125-jährigen Schuljubiläum

Was vorher gesagt werden muss

"Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Sollte man ihn nicht unergründlich nennen?" Mit diesen Worten beginnt Thomas Mann den ersten Band seines großangelegten und tiefschürfenden Romanzyklus "Josef und seine Brüder".

Bezugspunkte, Parallelen zu diesen Worten drängen sich unwillkürlich auf. So wie Thomas Mann in die alttestamentarische Geschichte zurückgeht, um sich Gedanken über die Bestimmung des Menschen, sein Wesen und Ziel und ein humanistisches Menschenbild zu machen, so will sich das heutige Lessing-Gymnasium aus Anlass seines nunmehr 125jährigen Bestehens, schöpfend und lernend aus den guten und bitteren Erfahrungen seiner Vergangenheit, ähnliche Zielsetzungen stellen.

Fast 15 000 Schüler haben bis zum heutigen Tag den respektablen Bau der Gründerjahre mit mehr oder weniger, meist aber wohl doch mit mehr Erfolg durchlaufen. Viele von ihnen haben Beachtliches, ja Hervorragendes in Wissenschaft und Technik, in Wirtschaft und Kultur, in Medizin und Pädagogik geleistet und zu dem guten Ruf, den die Schule, unbeschadet aller Veränderungen und Wirrnisse der Zeit, eigentlich immer genoss, beigetragen. Aus dem berechtigten Stolz auf diese anerkannte Bildungseinrichtung unserer Heimatstadt leitet sich wohl auch die Verpflichtung ab, in diesen tiefen Brunnen der Vergangenheit hinabzusteigen, auch wenn der Fall eintritt, wie Thomas Mann sagt: "Je tiefer man schürft... , erweist sich die Vergangenheit als gänzlich unerlotbar." Wir wollen anlässlich unseres Jubiläums die Anfänge und den mitunter komplizierten und widerspruchsvollen Weg, die Höhepunkte und Rückschläge wenigstens in großen Zügen skizzieren. [...]

Königliche Realschule I. Ordnung 1871
Einer der ersten Schüler (Hauptbuch Nr. 9): Carl-August Clemen, später Besitzer der Döbelner Schokoladenfabrik

Zum dritten kam hinzu, daß auch die Stadtverwaltung Döbelns an der Eröffnung einer Schule interessiert war, die über die Grenzen einer Bürgerschule hinausging. Sie stellte großzügig ein Areal für den Bau des Gebäudes, einschließlich eines Versuchsfeldes, von 3ha, 8a, 21m2 zum Kaufpreis von 15 080 Talern sowie einen Baufonds von 5 000 Talern zur Verfügung (4). "Eine größere Erweiterung des Schulgrundstückes um 720 m2 erfolgte 1898 durch Ankauf von Land an der Südwestseite, wodurch Möglichkeiten für ein größeres Versuchsfeld und den Bau des Laboratoriums gegeben waren.“ (5)

Am 27. Oktober 1868 gab das königliche Ministerium seine Zustimmung zum Bau dieser Schule, und begreiflicherweise hat diese Entscheidung in Döbeln große Freude ausgelöst. Die Königliche Realschule I. Ordnung, wie sie zunächst hieß, konnte am 12. April 1869 eröffnet werden. Am darauffolgenden Tag begann der Unterricht mit 91 Schülern, 31 in Sexta, 31 in Quinta, 29 in Quarta.
Diese drei Unterklassen bildeten zugleich den Unterbau für die landwirtschaftliche Abteilung, die allerdings erst 1872 mit dem ersten Schüler eröffnet wurde. Diese Einrichtung sollte in erster Linie den Bedürfnissen und Notwendigkeiten der mittleren Landwirte entgegenkommen. 1878 erhielt diese Abteilung den Status einer Landwirtschaftsschule. Der 3jährige Kursus schloss mit einer Reifeprüfung nach Untersekunda ab. Somit wurde die Schule zur sogenannten Doppelanstalt, in ihrer Art damals einmalig in Sachsen und Thüringen. Es muss schon hier betont werden, dass gerade die Landwirtschaftsschule durch vielfältige schulische Aktivitäten und nicht zuletzt auf Ausstellungen im In- und Ausland viel zum guten Ruf der Schule beigetragen hat.

Wie es 1869 begann

Bescheinigung über den einjährig-freiwilligen Militärdienst

Die Gründung unserer Schule fiel bekanntlich in eine Zeit, da Deutschland sich anschickte, die jahrhundertealte Kleinstaaterei endlich zu überwinden und zu einer Reichseinheit zu finden. Drei Faktoren dürften ausschlaggebend gewesen sein, dass in unserer Stadt eine Realschule entstehen konnte.

Nach Gründung des Norddeutschen Bundes 1866 machte es sich auch im Königreich Sachsen erforderlich, die Zahl der Lehranstalten, denen die Berechtigung zur Ausstellung von Zeugnissen für den einjährig-freiwilligen Militärdienst erteilt werden konnte, zu erhöhen.

Schüler, die auf Grund ihres Schulbesuches diese Berechtigung erworben hatten und die Kosten für Bekleidung, Ausrüstung und Verpflegung tragen konnten, wurde dieser einjährige Militärdienst ermöglicht (1). Zum zweiten spielten ökonomische Fragen eine große Rolle. Die in Mittelsachsen zahlreich ansässigen mittleren Landwirte und Gutsbesitzer benötigten in zunehmendem Maße in möglichst unmittelbarer Nähe eine geeignete Bildungsstätte, in der sie neben den nötigen Fachkenntnissen und praktischen Arbeitsmöglichkeiten auch eine entsprechende solide Allgemeinbildung erwerben konnten. In diesem Zusammenhang verdient der damalige Rittergutsbesitzer Ernst Friedrich Wilhelm Oehmichen aus Choren besondere Erwähnung. Er war als langjähriger Vizepräsident der 2. Kammer des Landtages und später Mitglied des Reichstages ein Mann mit großem Einfluss. Seiner Empfehlung ist es höchstwahrscheinlich zuzuschreiben, dass Döbeln, nicht zuletzt auch wegen seiner zentralen Lage in Sachsen im Schnittpunkt der drei Großstädte, den Vorzug gegenüber anderen Städten für diese Bildungseinrichtung erhielt (2). Oehmichen verstarb am 04. Juni 1884 und hinterließ in seinem Testament nicht nur der Stadt Döbeln einen ansehnlichen Betrag, sondern auch der Schule "6 000 Mark zur Errichtung einer Stiftung unter dem Titel Oehmichenstiftung" mit der Bestimmung, dass von den Zinsen des Kapitals fleißige und bedürftige Realschüler bedacht werden sollten (3). Zu Recht ernannte die Stadt Döbeln diesen verdienstvollen Mann 1874 zu einem ihrer ersten Ehrenbürger. Nachfahren aus der in Sachsen weitverzweigten Familie Oehmichen waren über mehrere Generationen hinweg Schüler unserer Schule. Gegenwärtig besucht Torsten Oehmichen die Klasse 6b des Lessing-Gymnasiums.

Bis zur Fertigstellung des Gebäudes mussten die ersten Schüler jedoch in der ebenfalls neuerbauten Bürgerschule auf dem Schloßberg unterrichtet werden. 5 Lehrer standen zur Verfügung. Erster Rektor wurde Prof. Dr. Stößner aus Annaberg.

Am 18. April 1871 konnte der Bau in der Königstraße (später Rathenaustraße, Adolf-Hitler-Straße, Stalinstraße, Straße des Friedens) seiner Bestimmung übergeben werden (6). Die Einweihung fand in der Aula statt, die mit Vorzimmer (heute Musikzimmer) 1892 eine geschmackvollere Ausstattung erhielt. 1968 wurde die Aula nochmals gründlich erneuert und erhielt im Prinzip das gleiche Aussehen, das sie heute noch hat. Wenn dieser beeindruckende Saal erzählen könnte!

Bild li.: Dr. Stößner fungierte 20 Jahre, von 1869 bis 1889 als Rektor.
Bild Mitte: Richtfest für die neue Schule am "Weg zur Haltestelle" (heute Straße des Friedens), 1870
Bild re.: Die ersten fünf Lehrer der Schule, Rektor Stößner in der Mitte.

Vier historische Zeitabschnitte sind über unser auditorium maximum hinweggegangen: Kaiserreich, Weimarer Republik, "Drittes Reich", DDR. Die Büsten von Kaiser Wilhelm I. und Bismarck standen hier, der sächsische König kam sogar persönlich, dann äugte Adolf Hitler auf seine jungen Gefolgsleute, Stalin löste ihn ab, schließlich nahmen Walter Ulbricht und Erich Honecker seinen Platz ein.

Sic transit gloria mundi.

Heute hängt ein Landschaftsbild des Döbelner Malers Thomas Gatzemeier an der Nordseite der Aula und kündet von der Schönheit der Landschaft, in der unsere Heimatstadt liegt. Hier hat es schwungvolle und weniger bedeutende Reden gegeben, über himmlischen und irdischen Frieden, über Vaterlandsverteidigung und Klassenkampf, hier machten 10jährige klopfenden Herzens ihre erste Bekanntschaft mit der Schule, die ihnen 8 Jahre lang alles abverlangen würde, hier nahmen Abiturienten glücklich oder enttäuscht ihre Zeugnisse der Reife entgegen, hier flössen Tränen, wurden Hände geschüttelt, Auszeichnungen und Medaillen verteilt, hier wurde immer wieder gesungen, gespielt, auch getanzt, gefeiert natürlich, hier fanden Auseinandersetzungen statt, hier wurde Schulgeschichte, vielleicht sogar ein wenig Geschichte geschrieben.

Pläne für die Ausgestaltung des Schulgeländes

Was auf drei Hektar Land geschaffen wurde

Hauptgebäude

Das Hauptgebäude war im Verlauf der 125jährigen Geschichte natürlich zahlreichen Veränderungen, was die fachgebundene Verteilung der Räume betrifft, unterworfen, auf die hier nur in einigen Punkten näher eingegangen werden soll. Die Rektorenwohnung wurde gegen 1950 aufgegeben. Das Geschäftszimmer wechselte mehrere Male, weil die Direktoren der Schule nach 1945 eigene Vorstellungen von Sekretariat und Sprechzimmer hatten. Zurzeit befindet es sich im Erdgeschoß. - Stolz konnte man schon auf die installierte Heizungsanlage sein. Der Karzer, der sich im Südflügel der 2. Etage befand, musste allerdings, wenn jemand einsaß, geheizt werden. Er ist längst verschwunden, hatte in den 70er und 80er Jahren noch als Raucherzimmer für die wenigen rauchenden Kollegen gedient.

Das phonetische Kabinett nach der Umgestaltung

Mit dem Übergang zum Kabinettsystem Mitte der 60er Jahre machte sich eine Spezialisierung einzelner Klassenräume notwendig. Man konnte sich mit Recht für die einzelnen Fächer eine Leistungssteigerung erhoffen, wenn die betreffenden Unterrichtsmaterialien, Nachschlagewerke, audio-visuelle Unterrichtshilfen und andere Hilfsmittel jederzeit zur Verfügung standen. Schließlich hatten sich die Fachkabinette für Physik und Chemie (im Laborgebäude) seit Jahrzehnten bewährt. Das gleiche gilt für die Fächer Biologie und Geographie. Schon bald nach seinem Dienstantritt 1951 ging der verantwortliche Fachlehrer für Biologie, Herr Dr. Schiefer, daran, ein neues größeres Biologie-Kabinett im Erdgeschoß zu schaffen, das bald zum Vorbild für alle anderen Kabinette dienen konnte. Das traditionelle "Stufenzimmer" war für Experimente nicht geeignet. Dafür wurde zusätzlich der größere Nebenraum für 30 Plätze als Biologie-Fachraum eingerichtet und die technischen Bedingungen so weit verbessert, daß alle Arbeitsplätze mit Strom-, Gas- und Wasseranschluss genutzt werden konnten. Durch Erwerb von 40 Mikroskopen konnten im Bedarfsfall hier und im Nachbarzimmer 2 Klassen parallel arbeiten. Die wertvolle und umfangreiche biologische Sammlung fand im ehemaligen Kartenzimmer ihren Platz, so dass durch diese Konzentration bessere Zugriffsbedingungen zu den Unterrichtsmitteln gegeben waren.

Biologische Sammlung, 70er Jahre

Jetzt kamen Kabinette für Deutsch, Englisch, Geschichte, vor allem aber für Mathematik und Russisch hinzu. 1964 wurde auf Initiative und durch große persönliche Einsatzbereitschaft des Fachlehrers für Russisch, Herrn Siegfried Gierth, ein phonetisches Kabinett zur Verbesserung des Sprachunterrichtes eingerichtet. Das Kabinett besaß ursprünglich 30 Plätze, jeder Platz war mit Kopfhörern und Mikrophon versehen. Von einem Schaltpult konnte der Lehrer nach seinem Ermessen 2 Schüler zusammenschalten und deren fremdsprachiges Gespräch mithören, notfalls korrigieren und Noten erteilen. Plattenspieler, Radio, Diaprojektor und Tonbandgeräte erweiterten die Unterrichts- und Lernmöglichkeiten in bedeutendem Maße. Dieses Kabinett wurde zweimal grundlegend umgestaltet und durch neue Möbel, schallschluckende Wände, Kabineneinbau und Sprech-Hör-Garnituren wesentlich verbessert! Heute geht die Bedeutung solcher Anlagen an allgemeinbildenden Schulen zurück, da Lehrer wie Schüler durch direkte Kommunikation in den betreffenden Ländern bessere Voraussetzungen zur Sprechfähigkeit erlangen können.

Den intensiven Bemühungen der Schulleitung und der Physiklehrer ist es zu verdanken, dass 1988 mit dem Unterricht in dem Fach Informatik begonnen werden konnte. Zunächst wurde ein Klassenzimmer für die Arbeit am Computer freigegeben, später machten sich dafür 3 Räume erforderlich. Hierüber wird an anderer Stelle der Festschrift Wesentliches gesagt.

Die größten räumlichen Veränderungen ergaben sich zu Beginn des Schuljahres 1950/51 durch den Einbau eines Internats für die auswärtigen Schüler mit ungünstigen Verkehrsverbindungen. Das im Erdgeschoß und der 1. Etage befindliche Internat hat in den belegungsstärksten Jahren bis zu 50 Schüler aufgenommen, was natürlich die Besetzung mit einem hauptamtlichen Internatsleiter und einer Wirtschaftsleiterin mit eigener Küche erforderlich machte. Herrn Willi Köhli kommen große Verdienste bei der Einrichtung der einzelnen Räume zu. Frau Margarethe Hoffmann hat die Küche viele Jahre zur Zufriedenheit wohl aller Internatsschüler geleitet, die Internatsleiter selbst haben leider sehr oft gewechselt. Oft mussten Lehrkräfte den Internatsdienst übernehmen und dort nächtigen. Auch der Einbau von Wasch- und Duschräumen wurde notwendig. Die alten hässlichen "Toilettenanlagen" am Hinterausgang der Schule waren 1951 verschwunden und durch moderne ersetzt worden.

Internatszimmer und Speise- bzw. Aufenthaltsraum des Internats

Der einzige Raum, der sich in seiner Funktion von 1869 - 1994 erhalten hat, ist der Zeichensaal, in dem 1926 eine verschiebbare Wand angebracht wurde, die heute allerdings nicht mehr existiert. Auch die Hausmeisterwohnung ist im Wesentlichen geblieben. In der Endphase des 2.Weltkrieges wurden einige Klassenräume zeitweise als Notunterkünfte und Behelfslazarett umfunktioniert. Nach Kriegsende dienten einige Räume des Kellergeschosses mehrere Monate als Arrest- und Gefängniszellen, da sich die Einheit der Döbeln besetzenden Roten Armee im Amtsgericht einquartiert hatte. Im großen Kombinationszimmer im Mittelbau der 1. Etage (heute Lehrerzimmer) fanden Gerichtsverhandlungen statt.

Auch die Räume des Kellergeschosses dienten im Laufe der Jahre völlig unterschiedlichen Zwecken. Den größten Raum nahm die Heizungsanlage mit den Kohlenkellern ein (heute werden Hauptgebäude und benachbarte Gebäude durch eine moderne Ölheizung versorgt). In der ehemaligen Heizerwohnung hat der Verein "Ehemalige Realgymnasiasten und Lessingschüler" seine Geschäftsräume und das technische Personal einen Aufenthaltsraum. Auch das Sanitätszimmer befindet sich dort. In der 2. Hälfte der 70er Jahre wurde im Südflügel ein Schülerklubraum eingerichtet, in dem Klassenfeiern stattfanden. Er ist heute Aufenthaltsraum und Übungsraum für die Schülerband.

Ehrenmahl

1919 wurde aus Anlass des 50jährigen Jubiläums des Gymnasiums ein Ehrenmal links neben dem Haupteingang für die Gefallenen des 1. Weltkrieges errichtet Es wurde zu einer schönen Tradition, dass in der Zeit der Weimarer Republik und auch später noch die jeweiligen Abiturienten nach bestandener Reifeprüfung in ehrendem Gedenken Kränze an diesem Ehrenmal niederlegten. Dieses Denkmal hat als einziges Gefallenendenkmal Döbelns die Zeitläufe überdauert, obwohl es auch Versuche der Beseitigung gab.

Einweihung des Ehrenmals für die Gefallenen des I. Weltkrieges - 1919

Der Verein "Ehemalige Realgymnasiasten ..." hat sich der Erhaltung dieses Denkmal besonders angenommen. Großherzige Spenden vor allem aus den alten Bundesländern und die Unterstützung durch das Schulamt Döbeln und die Denkmalsbehörde Leipzig sorgten dafür, dass es wieder in einen würdigen Zustand versetzt werden konnte. Übrigens haben die seit 1991 wieder durchgeführten Vereinstreffen stets mit einer Kranzniederlegung vor dem Denkmal begonnen.

Turnhalle

1871 wurde mit dem Bau der Turnhalle, unmittelbar neben dem Hauptgebäude gelegen, begonnen. Schon im I. Weltkrieg musste die Turnhalle für Notquartiere hergerichtet, der Turnunterricht für lange Zeit ausgesetzt werden. Auch im II. Weltkrieg wurde sie mehrfach zweckentfremdet, diente zeitweilig als Speicher für Produktionsartikel oder Flüchtlingsgepäck. Auch Munition wurde abgelagert, so dass sie nach 1945 mehrere Jahre nicht benutzt werden konnte (der Turnunterricht fand in dieser Zeit in der Bärentalturnhalle statt). Unter erschwerten Bedingungen, vor allem infolge mangelhafter Heizung, wurde hier bis 1993 Sportunterricht erteilt. Im September 1993 erfolgte der Abriss, eine moderne Drei-Fach-Turnhalle mit Sitzplätzen für Veranstaltungen soll später im Anschluss an den naturwissenschaftlichen Erweiterungsbau ihren Platz finden.

Fotos der alten Turnhalle aus den 80er Jahren

Wirtschaftsgebäude

1874/75 wurde im hinteren Teil des Geländes ein Wirtschaftsgebäude errichtet, in dem neben Scheune, Stallungen und Geräteschuppen zunächst die Wohnungen für den Gärtner und den Mechaniker Platz fanden. Nach 1945 nutzte man das Gebäude als Unterstellmöglichkeit für Pkw und Geräte aller Art, die Wohnungen bezogen für einige Jahre als Übergangslösung 2 Lehrkräfte der Schule. Das Gebäude verfiel immer mehr und wurde ebenfalls 1993 abgerissen.

Park

Wie die Skizze zeigt, schloss sich an das eigentliche Schulgelände ein botanischer Garten mit Parkcharakter an, in dem auch lange Zeit nahe dem sogenannten "Feldherrnhügel", Unterricht in freier Natur im Fach Biologie abgehalten wurde. Hier wurde auch heimlich geraucht. Leider ist dieser wunderschöne Teil des Schulgeländes, in dem Generationen von Schülern in den Pausen angenehm flanieren, sich Kennenlernen und sicherlich auch bleibende Freundschaften schließen konnten, durch bauliche Maßnahmen und durch Abtretung von Land arg in Mitleidenschaft gezogen wurden und hat viel von seinem Flair eingebüßt. Die Gesamtkonzeption für die Umgestaltung des Schulgeländes bezieht diesen Park ganz bewusst wieder ein.

Laboratorium und Versuchsfelder

Das ursprünglich vor allem für den Unterricht in den Landwirtschaftsklassen gedachte Laboratorium mit Unterrichtsräumen für Physik (unten) und Chemie (oben) wurde 1890 fertiggestellt.

Es war mit seiner umfangreichen und für die damalige Zeit modernen Ausstattung Beispiel, ja Vorbild für viele Gymnasien Sachsens und zog nicht nur landesweit Aufmerksamkeit auf sich, sondern erhielt 1910 auf der Brüsseler Weltausstellung Diplom der goldenen Medaille (7). Das dort gezeigte Modell wurde 1909/10 hergestellt von den Schülern Alfred Heß, Max Preßprich, Gerhard Richter, Hans Zimmer (alle 1913 abgegangen) und 1989/90 rekonstruiert von Rico Gerlach. Es ist im Vorraum der Schule zu sehen. Heute befinden sich die Unterrichtsräume für Chemie aus Sicherheitsgründen im Erdgeschoß, die Physikräume und -Sammlungen im 1. Stock. In den Kellerräumen des Labors, bisweilen auch Katakomben genannt, wurde lange Zeit Werkunterricht erteilt. In den 60er und 70er Jahren entstand hier eine Schulküche. Trotz bescheidener materieller Voraussetzungen gelang es der Köchin, Frau Dora Karbe, alle Schüler und einige Lehrer täglich mit einem guten Mittagessen zu versorgen.

Hinter dem Labor standen vor allem der späteren Landwirtschaftsschule ein relativ großes Areal zur Bodenbearbeitung, Versuchsfelder und Lehrgärten für Obstbau und Botanik zur Verfügung. Einige Jahrzehnte existierte auch noch ein kleines Gewächshaus. Nach 1945 wurde das Versuchsfeld in kleinere Parzellen für Lehrer und Angestellte zur persönlichen Nutzung aufgeteilt. Später gestattete man der Molkerei Döbeln, hier ein Produktions- und Verwaltungsgebäude zu errichten. 1988 entstanden ebenfalls auf dem ehemaligen Schulversuchsgelände 2 Gebäude des heutigen Landratsamtes.

Bild 1: Laboratorium (Hinteransicht)
Bild 2: Lehrzimmer für Physik
Bild 3: Laboratorium und Versuchsfelder der Landwirtschaftsschule

Vorhof

Der freie Platz am Nordflügel des Hauptgebäudes, auf dem Generationen von Neuankömmlingen Sextanern also, ihre "Sechserkeile" empfingen, ist heute vorwiegend Parkfläche für die meisten mit Moped, Motorrad oder Auto zur Schule kommenden "Pennäler".

Was alles auf dem Weg durch die Jahrzehnte geschah

1871 -1918

Ein gewisser-Stolz auf unser heutiges Lessing-Gymnasium kann schon aufkommen, wenn man verfolgt, wie es sich in 125 Jahren entwickelt hat. Das hat verschiedene Ursachen. Zunächst hatte die Schule, wie oben schon erwähnt, maßgebende Förderer. Sie hatte, und das wird aus einer Reihe uns erhalten gebliebener Jahresberichte sichtbar, von Anfang an Lehrer, die nicht nur ein erstaunliches Wissen und ein hohes Berufsethos hatten, sondern sich auch der Weiterentwicklung der höheren Lehranstalt verpflichtet fühlten.

So wurden die Jahresberichte bis einschließlich 1898 grundsätzlich von wissenschaftlichen Arbeiten jeweils eines Fachlehrers eingeleitet; sie lassen erkennen, wie intensiv sich die Lehrkräfte um Probleme ihres Faches bemühten. Nur einige ausgewählte Beispiele sollen dies bekräftigen. Uns liegt beispielsweise eine 36 Seiten umfassende Abhandlung des Oberlehrers Adolph Müller aus dem Jahre 1877 in lateinischer Sprache mit dem Titel "Quaestiones Socraticae" vor (8). 1884 veröffentlichte Prof. Dr. Emil Fleischer (1874 -1912) ein "Lehrbuch der Zoologie für Landwirtschaftsschulen", das bis 1902 3 Auflagen erlebte. 1903 veröffentlichte Rektor Prof. Rühlemann eine Abhandlung über "Materialien zum mathematischen Unterricht in landwirtschaftlichen Schulen" mit Aufgaben aus dem Gebiet der Fütterungs- und Düngerlehre, Futtermischungs- und Futterpreisberechnungen, Ertragsberechnungen für landwirtschaftliche Produkte (9). Oberlehrer Dr. Otto Lyon, hier tätig von 1879 - 1884, verfasste eine deutsche Grammatik; die Sprachlehre von Studienrat Dr. Gerhard Seydel (Lehrer von 1907 - 1933), die eigens für unsere Schule geschrieben wurde, war noch bis Ende der 30er Jahre anerkanntes Lehrmaterial. Studienrat Dr. Friedrich Prüfer gab 1925 ein Heimatbuch heraus: "Nordsächsisches Wanderbuch" (mittleres Nordsachsen), und über die verdienstvollen natur- und heimatkundlichen Forschungen und Abhandlungen Dr. Reinhold Herrmanns (1912-1945) braucht man kaum Worte zu verlieren. Sie sind sicherlich noch vielen Lebenden in bester Erinnerung.

Offenbar ist nachdrücklich darauf gesehen worden, dass nach den Jahren der Gründung namhafte Lehrer mit gediegener Ausbildung an die Schule verpflichtet wurden. Fluktuationen hielten sich jederzeit in Grenzen. Es gab - sogar bis in die jüngste Zeit Lehrkräfte, die über 30, ja 40 Jahre an unserem Gymnasium unterrichtet haben. Auch das scheint ein Indiz für Kontinuität und Solidität im Lernprozess gewesen zu sein.

Natürlich stellte die Leitung der Schule auch hohe Forderungen. Die Schule konnte nur nach bestandener Aufnahmeprüfung, die jeweils in der Woche nach Ostern stattfand, besucht werden.

Es gab jedes Jahr Schüler, die diese Aufnahmeprüfung nicht bestanden. Die Eltern wurden rechtzeitig und immer wieder darauf verwiesen, welche Anstrengungen sich für ihre Zöglinge erforderlich machen. "Da die hiesige Königliche Realschule eine Realschule 1. Ordnung ist, so erfordert der volle Kursus 8 Jahre und haben nur diejenigen Schüler Aussicht, ihn innerhalb, dieser Zeit zu vollenden, welche nicht durch Zurückbleiben und mangelhafte Erfolge genötigt sind, den Jahreskursus von einem der 8 Jahre doppelt durchzumachen." (10)

Die in den Reifeprüfungen gestellten Themen, besonders in den Geisteswissenschaften, können sich heute noch sehen lassen. In Latein wurden Cicero, Vergil, Horaz und Tacitus gelesen. Auch die Beiträge der Primaner und Abiturienten zu Feiern zu Ehren des Königs und des Kaisers oder zu Entlassungsfeiern nötigen Anerkennung ab. Ein Beispiel: 1910 hielt ein Abiturient eine Rede in französischer Sprache, ein anderer in englischer Sprache über Emerson, ein dritter sprach in Deutsch Uber Faust und Mephistopheles (11). Die erteilten Noten lassen erkennen, daß für die fachlichen Leistungen ein strenger Maßstab angelegt wurde, eine 1 besaß durchaus Seltenheitswert. Überraschend gut waren hingegen die Zensuren für die Sitten.

Die ersten Abiturienten 1874 (li. unten Otto Thiergen)

1874 fand die erste "Maturitätsprüfung" statt, fünf Schüler nahmen daran teil, unter ihnen Oskar Thiergen (Hauptbuch-Nr. 84) aus Sörmitz, der später Professor am Kadettenkorps und Hofrat in Dresden wurde und 1894 zum 25jährigen Bestehen eine in Versen gebundene Festrede unter dem Motto "Vale et floreas" hielt.

Im Schuljahr 1884/85 wurde die Königliche Realschule I. Ordnung in den Rang eines Königlichen Realgymnasiums mit Landwirtschaftsschule erhoben; außer dem Rektor unterrichteten schon 19 Lehrer. Diese Umwandlung hatte für die drei Landwirtschaftsklassen (L III, L II, L I) zur Folge, dass sie im wesentlichen parallel zur Untertertia, Obertertia, Untersekunda des Realgymnasiums liefen. Die Naturwissenschaften wurden etwas stärker betont! und an die Stelle der 2. Fremdsprache traten Zweige der Landwirtschaftswissenschaften - Pflanzenproduktions- und Tierproduktionslehre, Betriebslehre, Feldmessen (12). Nach bestandener Prüfung in L I war ein späterer Übergang in das Gymnasium unter bestimmten Voraussetzungen möglich.

In den Jahresberichten wird immer wieder betont, dass man zwischen Realgymnasium und humanistischem Gymnasium keine gravierenden Unterschiede sah. Die lateinische Sprache wurde gefördert, lediglich das Griechische trat zurück. Muttersprache, Englisch und Französisch wurden ebenso betrieben wie mathematische und naturwissenschaftliche Studien. Die beiden Primen unseres Gymnasiums wurden 1907 in eine sprachlich-historische und mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung, in a- und b-Klassen, gegliedert (13), eine Maßnahme, die sich bis 1970 im Wesentlichen fortsetzte.

Auswärtige Schüler werden in Pensionen, z. B. in der Albertstraße, in der Straße des Friedens oder in der Zwingerstraße, untergebracht. Wohnung, Kost, Aufsicht und Pflege sind genau in einer Pensionsordnung geregelt.

Wie schon betont, brachte es die äußerst günstige Lage Döbelns mit sich, dass die Schule mehr Zulauf aus den umliegenden Orten, ja aus ganz Sachsen erhielt denn aus Döbeln. 1882 wird festgestellt: "Bei Aufnahmen der Schüler trat ein bei Städten von der Einwohnerzahl Döbelns gewiss selten vorkommender Fall ein. Von den an diesem Tage Neuaufgenommenen wohnt nämlich nur der zehnte Teil in der Stadt Döbeln." (14) Nach dem I. Weltkrieg waren 40 % der Schüler aus Döbeln. Der Direktor vermittelte für auswärtige Schüler Pensionen, die ohne seine Genehmigung auch nicht gewechselt werden durften. Eine ins Detail gehende Verfügung in 6 Punkten regelte Unterbringung, Wohnung, Kost, Aufsicht und Pflege. Solche Pensionen haben noch bis Ende der 30er Jahre bestanden; bekannt dürften einigen noch die Pensionen der Bianca Roßberg, Straße des Friedens 18, oder der Johanna Winkler in der Zwingerstraße 34 sein. Mit der Gründung des Internats 1950 entfiel die Aufnahme von Schülern in Pensionen. Heute existiert auch das Internat nicht mehr, da einmal die wachsende Schülerzahl nach 1990 die Freistellung von Räumen erforderlich machte. Andererseits sicherten ein gutorganisierter Schulbusverkehr und die zunehmende Motorisierung der Schüler die Anfahrt zur Schule.

Die Zahl der aufgenommenen Schüler stieg zunächst relativ schnell an. 1877 waren es bereits 262. Um die Jahrhundertwende besuchten durchschnittlich 400 Schüler das Realgymnasium und die inzwischen zur Höheren Landwirtschaftsschule avancierte Bildungseinrichtung, wobei interessant ist, dass in den Jahren 1920 bis 1922 die Zahl der Landwirtschaftsschüler die Zahl der Realgymnasiasten übertraf. 1926 erreichte unsere Schule mit 606 Schülern eine lange Zeit nicht wieder erreichte Höhe. Mädchen wurden erst ab 1913 in Einzelfällen aufgenommen. Eine generell mögliche Aufnahme von Mädchen war ab 1926 möglich. Lehrerinnen gab es bis in die 30er Jahre des 20. Jh. nicht.

Die Zusammensetzung der Schüler und ihre Herkunft bis zum I. Weltkrieg und teilweise darüber hinaus lässt eindeutig erkennen, dass die Schule eine bevorzugte Bildungseinrichtung der begüterten Schichten des mittleren und gehobenen Bürgertums war. Neben Söhnen von Fabrik- und Gutsbesitzern fanden sich Söhne von Beamten, Bankdirektoren, Offizieren, Pfarrern, Ärzten und Kaufleuten, aber auch Söhne von Handwerksmeistern (Schuhmacher, Tuchmacher, Fleischer, Klempner, Bäcker u. a.). Natürlich sollten diese Schüler ihre Zugehörigkeit zu einer höheren Schule auch äußerlich dokumentieren. Man wählte sich Schulfarben, bis 1875 blau, dann gold-rot-gold. Es bestand bis 1933 laut Schulordnung sogar Zwang, diese "rote Mütze" sowohl in der Schule wie in der Öffentlichkeit zu tragen. "Um sich überall als Angehörige der Schule zu erkennen zu geben, haben die Schüler die vorschriftsmäßige Mütze zu tragen." (15). Die Mütze war bis 1937 noch vereinzelt im Stadtbild zu sehen, verschwand dann vollständig. Dass das Gymnasium Schulfarben hatte, ist den heutigen "Pennälern" und wohl auch manchem Lehrer unbekannt. Der am 14.03.1991 neu gegründete Verein "Ehemalige Realgymnasiasten ..." hat in Erinnerung an vergangene Zeiten diese Schulfarben auf seinen Mitgliedskarten festgehalten.

Ja, man gab sich damals durchaus Standes- und traditionsbewusst. 1889 sammelten die Schüler des Realgymnasiums 850 Mark für eine Schulfahne, die auf der rechten Seite im grünen Feld das sächsische Wappen zeigte, die linke Seite bezeichnete die Schüler als Stifter der Fahne. Über den Verbleib der Fahne konnte nichts in Erfahrung gebracht werden. 1898 beschenkten die Abiturienten die Anstalt mit einer Büste Kaiser Wilhelms I. und des Fürsten Bismarck. Später emittierte man auch einen Ring in den Schulfarben gold-rot-gold.

Schülerabordnung mit Schulfahne 1895/96

Von Anfang wurde Schulgeld verlangt, zunächst 120 Mark jährlich, später 180 Mark; daneben waren 15 Mark Aufnahmegebühr und 9 Mark Abgangsgebühr zu entrichten. Diese für die Zeit um die Jahrhundertwende relativ hohen Gebühren mögen z. T. Ursache gewesen sein, daß sich die Zahl der Schüler verringerte. "Bedürftigen, fleißigen und wohlbefähigten Schülern kann ganz oder teilweise Befreiung vom Schulgeld, auch weitere Erleichterung durch Verleihung von Stipendien gewährt werden." (16) Mit dem Schuljahr 1931/32 erhöhte sich die Gebühr auf 240 RM.

Aus der Herkunft der Schüler und dem Charakter des Königlichen Realgymnasiums ist es erklärlich, dass die an derartigen Bildungseinrichtungen üblichen Feiern zu Ehren Seiner Majestät des sächsischen Königs natürlich auch des Kaisers in gebührender, sich jährlich wiederholender Form abgehalten wurden und lest in das Curriculum eingebunden waren wie die Feier zum Sedantag am 2. September. Wir lesen zur Feier zu Ehren des Königs Albert am 23.04.1877: "Die Feier dieses Tages geschah in der herkömmlichen Weise unter großer Beteiligung von Stadt und Land." (17) Der sächsische König Albert würdigte solch eine Ehrung seiner Person u. a. schon durch seinen Besuch am 12. Juni 1875 in der Schule. Er wurde herzlich in der Aula von Lehrern und Schülern begrüßt, besichtigte einige Klassenräume sowie den Botanischen Garten. Die Liebe und Verehrung, die dem sächsischen Königshaus zuteilwurde, zeigte sich auch an der Entsendung von drei Lehrern und zwölf Schülern zu den 1889 stattfindenden Feierlichkeiten anlässlich der 800jährigen Regierung des Hauses Wettin nach Dresden. Diese nahmen an dem Huldigungszug teil, der Sachsens Fürsten in der Landeshauptstadt dargebracht wurde.

Erinnerungsmedaille (vergrößert) zum 25jährigen Jubiläum der Schule (Avers und Revers)

Die sächsischen Könige widmeten darüber hinaus auch weiterhin der Entwicklung der Schule ihre Aufmerksamkeit, wie aus einer Festschrift zum Regimentsjubiläum des 11. Inf.-Regts. Nr. 139 vom 11. - 13.05.1912 hervorgeht: "Die eben genannte Doppelanstalt erfreut sich in ganz Deutschland und über die Grenzen des Reiches hinaus eines ausgezeichneten und wohlverdienten Rufes. Sie verdankt denselben nicht nur der großen Reihe vorzüglicher Gelehrter, die hier wirken, sondern auch der angelegentlichen Fürsorge, welche die Königliche Regierung dem Institut zuteilwerden lässt." (18)

So ist es erklärlich, dass auch bei den Realgymnasiasten Döbelns 1914 nach Notreifeprüfungen die Bereitschaft bestand, als Freiwillige ins Heer einzutreten und, nach oft nur kurzer, vielleicht zu kurzer Ausbildung, für König, Kaiser und Vaterland in den Krieg zu ziehen. Die Folge war, dass die Oberprima fast ganz ausfiel und die Unterprima ebenfalls stark geschwächt war. Die zurückbleibenden brachten für die 8. Kriegsanleihe 106 000 Mark, für die 9. noch einmal fast 100.000 Mark auf und wurden auf den Eintritt in das Heer vorbereitet, wie es im Jahresbericht 1915 formuliert ist: "Infolge des von den Ministerien des Kultus und öffentlichen Unterrichts, des Innern und des Krieges am 8. September ergangenen Erlasses "betr. die Vorbereitung der Jugend auf den Dienst im Heer", wurden auch in unserer Schule militärische Übungen eingerichtet, die für alle Schüler über 16 Jahren obligatorisch waren ... Der Hauptwert wurde bei den Übungen auf militärischen Geist und auf die allmähliche Steigerung der körperlichen Leistungen gelegt." (19) Im gleichen Jahresbericht wurde des Todes von 37 ehemaligen Lehrern und Schülern gedacht, 1916 waren es 30. Insgesamt sind im I. Weltkrieg 177 Schüler unseres Gymnasiums, meist in Frankreichs blutgetränkter Erde, gefallen. Ihre Namen sind in dem 1919 eingeweihten Ehrenmal (siehe oben) festgehalten, den Lebenden zur Mahnung.

Dr. Alfred Roedel leitet die Schule von 1921 bis 1938.

Der im Mai 1909 gegründete "Verein ehemaliger Döbelner Realgymnasiasten" hatte sich maßgeblich an der Ausgestaltung des Festes beteiligt und die Festordnung gestaltet. Auch eine Gedenkmedaille wurde herausgegeben. Die Schüler führten für ihre Gäste ein eigenes Programm im Stadttheater auf, dessen Höhepunkt Szenen aus Goethes "Götz von Berlichingen" waren. Im Schulhof fand ein Schauturnen statt. Der "Döbelner Anzeiger" vom 08. Juli 1919 berichtet: "Nach einem Aufmarsch von 500 Schülern unter Musikbegleitung erfolgten Freiübungen derselben, sodann Keulenschwingen der Oberprima, Unterprima und Obersekunda und zum Schluss einige besonders kunstfertige Freiübungen von 16 kleinen Schülern."

1921 übernahm Herr Dr. Alfred Roedel, seit 1899 selbst Lehrer am Gymnasium, die Leitung der Schule. Er ist sicherlich vielen noch lebenden "Ehemaligen" nicht nur bekannt, sondern ein Begriff. Ihm ist es zu verdanken, dass die Schule in den folgenden Jahren der Weimarer Republik eine solide, kontinuierliche Entwicklung nehmen konnte, sowohl was die Organisation und den Unterrichtsablauf der Schule als auch die Schülerzahlen und personelle Besetzung der Lehrkräfte betraf. Wiederum ist nur eine sehr geringe Fluktuation an Lehrkräften festzustellen.

Man kann verstehen, dass die Leitung der Schule nach den schmerzlichen Opfern, die der I. Weltkrieg auch hier gefordert hatte, mit viel Eifer an die Ausrichtung des 50jährigen Schuljubiläums im Jahre 1919 ging. Waren schon zur 25-Jahr-Feier 900 Personen erschienen, so lässt sich aus Zeitungsberichten jener Zeit ablesen, daß diese Zahl nun noch einmal übertroffen wurde. 1 600 Festkarten waren für den Begrüßungsabend im "Schützenhaus" verkauft worden. Aber es waren offensichtlich nicht nur die alten "Pennäler", die in ihre Schulheimat zurückgekommen waren, auch die Öffentlichkeit, Vertreter der Stadt, des Landes Sachsen, nahmen regen Anteil an dem Fest, das als eine Art Heimatfest gefeiert und in der Presse an erster Stelle gewürdigt wurde. Die Schulfarben und die roten Mützen bestimmten für 2 Tage, am 05. und 06. Juli, das Straßenbild. Glückwünsche wurden der Schule, die jetzt Staatliches Realgymnasium hieß, ausgesprochen, wertvolle Geschenke überreicht und neue Stiftungen ins Leben gerufen.

Lehrerkollegium 1924

Der größte Teil des Kollegiums auf dem Foto von 1924 ist bis 1945 an der Schule tätig gewesen. Auch der Hausmeister, Carl Schlichthorn, wegen seiner Strenge freundschaftlich "Der Knochen" genannt, hielt der Schule viele Jahre lang (1900 - 1932) die Treue und trug zu einem geordneten und disziplinierten Jahresablauf nicht unwesentlich bei.

Der Unterricht, vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern, konnte durch Anschaffung neuer Geräte und bessere experimentelle Möglichkeiten auf ein höheres Niveau gebracht werden. Herr Studienrat Dr. Prüfer organisierte verschiedene Wanderfahrten in das Erz- und Riesengebirge, über die noch zu sprechen sein wird, Studienrat Schaller veranstaltete alljährlich musikalische Vortragsabende. Als absoluter Höhepunkt kann dabei die Aufführung des Oratoriums "Judas Maccabäus" von Händel gellen, das unter seiner Leitung mit Schulchor und Schulorchester am 05. Juli 1929 in der Aula aufgeführt wurde. 1926 wurde der Schwimmunterricht eingeführt, und nach 3jähriger Pause fand am 16. September 1927 ein großes Turn-, Spiel- und Sportfest statt, das erst gegen 18.00 Uhr mit einem Marsch durch die Stadt endete (20). Die Schüler der Höheren Landwirtschaftsschule unternahmen regelmäßig Exkursionen in die nähere und weitere Umgebung und besuchten u. a. die Deutsche Landwirtschaftsausstellung in Leipzig. Mehrere Lehrer nahmen an akademischen Fortbildungskursen der Universität Leipzig und der Technischen Hochschule Dresden teil. Sprachlehrer weilten zu Sprachstudien in England, Irland, der französischen Schweiz und der Provence. Bis 1930 luden die Religionslehrer der Schule die konfirmierten Schüler zur gemeinsamen Abendmahlsfeier mit ihren Eltern, Lehrern und Erziehern ein.

Der 1919 gebildete Elternrat wie auch der Verein der "Ehemaligen" unterstützte die Unterrichtsarbeit auf vielfältige Weise, besonders auf materiellem Gebiet, bat aber auch die Eltern um intensive Mitwirkung bei der erzieherischen Arbeit. Sie durften an festgesetzten Tagen den Unterricht besuchen.

Zur festen Tradition wurde in diesen Jahren auch das Ecce, das jährliche Totengedächtnis des Gymnasiums, das bis 1938 fortgeführt und in bewegender Weise meist von Herrn Studienrat Kalau gehalten wurde.

Schulsportfest 1925, Blick vom Laboratorium Richtung Thielestraße

Verfassungsfeiern. Sie erfolgten sogar per Dekret des Ministeriums. In einer solchen Festveranstaltung wurde 1929 auf die Entwicklung des deutschen Einheitsgedankens hingewiesen, "wie er erst in der Weimarer Verfassung vollendet zum Ausdruck gelangt, nachdem die politische Zersplitterung früherer Jahrhunderte überwunden und das Bundesfürstentum des Bismarckschen Reiches in der Revolution beseitigt worden war." (21) Bemerkenswert ist, dass man zu dieser Veranstaltung die dritte Strophe des Deutschlandliedes sang, während dann in den Folgejahren bei den gleichen Verfassungsfeiern die erste Strophe gesungen wurde. Im Mittelpunkt der Reden standen Themen über die Reparationsfrage vom Versailler Vertrag bis zur Konferenz von Lausanne, wurden die Jugendlichen an den hohen Wert der früheren deutschen "Schutzgebiete" erinnert und zugleich ermahnt, den kolonialen Gedanken zu bewahren und zu fördern. Dem diente u. a. auch die Schaffung einer VDA-Schulgemeinschaft (Verein für das Deutschtum im Ausland). Ebenfalls wurden Feiern zu Ehren des Reichspräsidenten von Hindenburg abgehalten.

Dämmerte in diesen Jahren schon wieder etwas herauf, was der Entwicklung Deutschlands und auch unserer Schule eine schicksalsschwere Wende geben sollte?

Von der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Januar 1933 ist im JB 1932/33 kaum etwas zu spüren. Lediglich die Thematik der Rede des Rektors zur Abiturientenentlassung der Doppelanstalt am 11. März 1933 könnte darauf hindeuten:

"Gedenke, dass du ein Deutscher bist." (Worte des Großen Kurfürsten) Tags zuvor wurden auf dem Gebäude der Schule die schwarz-weiß-rote Flagge und die Hakenkreuzflagge gehisst. Ein neues Kapitel der Schulgeschichte hatte seinen Anfang genommen.

Beflaggung des Rathauses nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933

1933 - 1945

Schon im ersten Jahr nach der Machtübernahme durch die NSDAP waren deutliche Veränderungen im Schulbetrieb, in der Öffentlichkeitsarbeit, im Lehrprogramm, in der Wahl der Lehrbücher, in der Feier- und Festgestaltung spürbar; die Schule unterwarf sich dem totalitären Machtanspruch und der Schulpolitik der Nationalsozialisten. Nur einige Beispiele sollen das verdeutlichen.

Am 26. Juni 1933 nahmen alle Schüler an einer Rundfunkübertragung der Schlageter-Feier teil. (Albert Leo Schlageter war, wie es damals formuliert wurde, "der erste Blutzeuge der nationalen Erhebung". Er wurde am 26. 05. 1923 von den Franzosen in der Golzheimer Heide bei Düsseldorf erschossen. Der Nazi-Barde Hans-Friedrich Blunck widmete ihm 1933 ein Drama. -In Döbeln gab es auch eine Schlageterstraße, heute H.-Heine-Straße.) Schon 2 Tage später wurde in einer Schulveranstaltung des "Schandvertrages" von Versailles gedacht und eine Revision desselben gefordert. Am 09. November 1933 beteiligten sich Lehrer und Schüler an einem Umzug zu Ehren der Gefallenen an der Münchener Feldherrnhalle, am folgenden Tag hörten alle Schüler die Rede des "Führers" Adolf Hitler, nun schon als "Reichserneuerer" bezeichnet. Am 24. April 1934 gedachte die Schulleitung in einer Feier der Erwerbung der ersten deutschen Kolonien vor 50 Jahren und wies auf die Notwendigkeit der Wiedergewinnung derselben hin. 2 Lehrer nahmen an Kursen für Rassenkunde teil. Zur Pflege Volksdeutschen Denkens fand wöchentlich ein Heimnachmittag statt. In den Weihnachts- und großen Ferien wurden Volksdeutsche Schulungslager in Rochsburg und Johanngeorgenstadt besucht.

Von den 31 Lehrern gehörten 19 der NSDAP, 2 dem "Opferring", alle dem NS-Lehrerbund und einer Vielzahl nationalsozialistischer Organisationen an. Dennoch lässt sich wohl kaum von einer allgemeinen Faschisierung des Lehrerkollegiums, wie sie die NSDAP anstrebte, sprechen. Das merkte man an der schon bald eingeführten Begrüßung der Schüler mit dem Hitlergruß, der von einigen Lehrern relativ formal gehandhabt wurde und manchmal kaum Überzeugung spüren ließ. Das merkte man ihrer Unterrichtsgestaltung an, die humanistische Moraleinstellungen nicht außer Acht ließ. Die meisten Lehrer waren in der Beurteilung politischer Ereignisse relativ zurückhaltend und hingen, soweit man ihre Überzeugungen heute nachvollziehen kann, nationalliberalen Tendenzen an. Manche mögen auch nach stetigem Drängeln oder gar Nötigung in die Partei eingetreten sein, waren vermutlich keine echten Gefolgsleute Hitlers. Nur einige erschienen allerdings auch in SA-Uniform oder in der Kleidung der politischen Leiter zum Unterricht und demonstrierten Entschlossenheit und Stärke, die sie auch von den Schülern forderten: "Zäh wie Leder, flink wie die Windhunde, hart wie Kruppstahl."

Klassenausflug an den Horstee in HJ-Uniform

Noch im April 1935 fand eine Werbeaktion für den Eintritt der Schüler und Schülerinnen in die Hitlerjugend statt. Kreisleiter Behr war persönlich erschienen. Um die Werbung zu forcieren, wurden im gleichen Jahr im Einvernehmen mit der Kreisleitung der NSDAP sogenannte Jugendwalter bestimmt. Schon 1936 war die Schülerschaft zu 100 % in den nationalsozialistischen Jugendorganisationen. Durch amtliche Verfügungen wurde der Einfluss der Partei auf das schulische Leben immer stärker, die Beziehungen zur Kreisleitung und dem HJ-Bann 139 festigten sich, alle schulischen Veranstaltungen (Tag der Machtübernahme. Geburtstag des Führers, Elternversammlungen, Entlassungsfeiern) standen ganz im Zeichen der immer mehr um sich greifenden politischen Propaganda und schlössen zumeist mit einem Dank an den Führer, dem Gelöbnis unverbrüchlicher Treue, dem dreifachen Sieg-Heil sowie dem Gesang des Deutschland- und nun auch des Horst-Wessel-Liedes.

Am 28. September 1936 stand dann auch eine aus Hutschenreuther-Porzellan gefertigte Büste des Führers in der Aula. Später kam dann ein etwa 4 m breites in Falten gelegtes rotes Fahnentuch hinzu, in dessen Mitte ein in Sperrholz gefertigtes Hakenkreuz angebracht war. Heldengedenkfeiern, Vorträge über Sanitätsausbildung, Luftschutz, die Rolle und Bedeutung der Luftwaffe und der Marine ("Deutschlands Zukunft liegt auf dem Wasser"), Besichtigung der Kaserne und militärischer Einrichtungen bestimmten in zunehmendem Maße das gesellschaftliche Leben der Schule und ließen sicherlich manchen Schüler und auch Lehrer ahnen, wohin dieser einmal eingeschlagene Weg führen würde. Auch dass eine dritte Turnstunde, wie es hieß, problemlos untergebracht werden konnte, zielte in die gleiche Richtung. Später wurde die Zahl der Turnstunden sogar auf fünf erhöht, womit dieses Fach die höchste Stundenzahl aller Fächer einnahm. Dennoch waren die Leibesübungen nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck.

Das Schuljahr 1938/39 (noch immer begann man im April) brachte einige bedeutsame organisatorische, aber auch inhaltliche Veränderungen. Die Schule wurde wieder einmal umbenannt und hieß jetzt "Staatliche Oberschule für Jungen und Staatliche Höhere Landwirtschaftsschule zu Döbeln" (die Bezeichnung ist ein wenig irreführend, weil selbstverständlich auch weiterhin Mädchen aufgenommen wurden.). Die alten Klassenbezeichnungen Sexta bis Oberprima, erst recht ihre Abkürzungen, z. B. O II b = b -Klasse der Obersekunda, die die heutigen Schüler kaum kennen, wurden durch einfache Zahlen ersetzt, d. h. Klasse 1 war die ursprüngliche Sexta usw. Die Zensurenskala wurde von 1- 4 auf 1 -6 erweitert. Einige Schüler, die der Leitung besonders geeignet erschienen, wurden an die Nationalpolitische Erziehungsanstalt (auch NPEA oder NAPOLA genannt) delegiert, um dort als Führungsnachwuchs auserkoren zu werden. Die Vertrauensschüler, Schülersprecher der Klassen und der Schule, wie wir heute sagen, nannte man 1937 "Klassenführer" und "Schulführer".

Bedauerlicherweise wurde infolge Auflösungsverfügung an der Höheren Landwirtschaftsschule, die viel zum guten Ruf der Doppelanstalt beigetragen hat, keine dritte Klasse mehr aufgenommen; 1940 lief die Schule aus.

Eine entscheidende Veränderung vollzog sich in der Leitung der Schule. Rektor Prof. Dr. Alfred Roedel, der die Schule seit 1921 geleitet hatte, trat auf eigenen Wunsch vorzeitig in den Ruhestand, um, wie es hieß, die Junglehrernot lindern zu helfen. Mit ihm schied ein national und konservativ gesinnter, vorwiegend christlich eingestellter Mann, eine Respektsperson, der von Lehrern wie Schülern gleichermaßen geachtet und geschätzt wurde, aus dem Dienst aus. An seine Stelle trat nunmehr als 6. Direktor der Schule Herr Oberstudiendirektor Gottfried Klemm, der jedoch schon am 15. 01. 1941 einberufen wurde und 1942 an einer tückischen Krankheit starb.

Lehrerkollegium 1940
Lehrerkollegium 1940 Obere Reihe: B. Voigt, Dr. Prüfer, Frl. Götz, Melzer, Graupner, Finsterbusch / Mittlere Reihe: Kreusel, Heermann, Dr. Herrmann, Pölloth, Dr. K. Krüger, Roßberg, Kalau, Schumann / Untere Reihe: Preuße, Scharff, Dr. Krause, Klemm, Schaller, Dr. Bleicher

Der einmal eingeschlagene und, wie sich zeigen sollte, gefährliche und verhängnisvolle Weg führte unaufhaltsam weiter; die Schule sollte eine nationalsozialistische Schule, ihr Geist ein soldatischer Geist sein. Sie wurde ganz in den Dienst von Partei, Staat und Regierung gestellt. Unvergesslich wird, so ist zu hoffen, allen damaligen Schülern die "Entlassung" der beiden letzten jüdischen Schüler Ruth und Karl Glasberg am 25.05.1938 bleiben, wenige Monate vor der "Reichskristallnacht". Karl kam in den faschistischen KZs um, von Ruth Glasberg erreichte die Schule nach Kriegsende eine Nachricht aus Schweden.

Was vielen heute unverständlich erscheinen mag, ist die Tatsache, dass es dem Nationalsozialismus und seiner Ideologie tatsächlich gelang, immer stärker in die Herzen und Hirne der Jungen und Mädchen einzudringen und sie so für die Ideen und Ziele der Partei zu begeistern, dass sie nahezu ohne Vorbehalte bereit waren, alles für "Führer, Volk und Vaterland" einzusetzen. Und dazu sollten sie bekanntlich auch bald Gelegenheit haben. Nachdenkens wert und bedenklich muss den Leser stimmen, was der JB 1938/39 u. a. sagt: "Die politischen Ereignisse des Jahres nahmen selbstverständlich die Jungen und Mädels so gefangen, dass oft das Interesse für reines Fachwissen von ihnen als z. Z. unwichtig beiseitegeschoben wurde." (22)

So meldeten sich dann nach Kriegsausbruch im September 1939 sehr bald die ersten Freiwilligen, um nach schneller Notreifeprüfung bzw. dem Reifevermerk die Bücher mit der Waffe zu vertauschen. Viele dieser jungen Männer haben getreu ihrem Eid mit Aufopferung und Tapferkeit gekämpft und ihr Leben eingesetzt, "wie das Gesetz es befahl". Wunden wurden geschlagen und empfangen, körperliche wie seelische, Wunden, deren Vermeidbarkeit wohl außer Frage steht und die lange Zeit brauchten, um zu vernarben.

Mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz wurde ausgezeichnet: Oberstleutnant Heinrich Kießling (Landwirtschaftsschule 1923 - 1926), Führer eines Grenadierregiments. Mit dem Ritterkreuz wurden ausgezeichnet Kapitänleutnant August Maus (Abitur 1934), Kommandant eines U-Bootes ebenso wie Kapitänleutnant Helmut Rosenbaum (Abitur 1932), dem nach seiner Auszeichnung in der Aula ein großer Empfang bereitet wurde.

Meldungen darüber, dass ehemalige Schüler, die zum Teil noch bis vor kurzem die Schulbank gedrückt hatten, ihr junges Leben lassen mussten, erreichten die Schule immer häufiger. Die Schulleitung, initiiert durch Herrn Studienrat Fritz Heermann, bemühte sich, den Kontakt zu den im Felde Stehenden aufrechtzuerhalten, und verschickte regelmäßig Briefe, in denen über den Fortgang des Schulbetriebs und die Erlebnisse und Schicksale der Frontsoldaten berichtet wurde. Manchen mögen diese Briefe, die bis Ende 1944 fortgesetzt wurden und von denen ein großer Teil erhalten geblieben ist, Erinnerung an die Heimat und Trost in schweren Stunden gewesen sein.

In der Schule konnte der Unterrichtsbetrieb nur mit Einschränkungen fortgeführt werden. Der Rektor und 8 Lehrer waren im Heeresdienst, viele Ausfälle entstanden durch z. T. längere Krankheiten der Lehrkräfte. 1940 gab es 9 Abiturienten der Oberschule und 13 der letztmalig gelaufenen Höheren Landwirtschaftsschule, 1941 12, 1942 8 Abiturienten (eine schriftliche Reifeprüfung fand nicht mehr statt). 1943 10 Abiturienten. Alle anderen zum Wehrdienst eingezogenen erhielten den Reifevermerk.

1941 wurde der Schuljahresbeginn erstmals von Ostern auf August/September (nach den Sommerferien) verlegt. In diesen Jahren, da besonders der westliche Teil unseres Vaterlandes stark von Bombenangriffen heimgesucht wurde, kamen mehrere Schüler aus gefährdeten Gebieten zur sicheren Unterbringung und Unterrichtung zeitweilig an unsere Schule; von Mai bis November 1941 waren 42 Jungen im Rahmen der Kinderlandverschickung (KLV) aus Mönchengladbach im I. Stock des Hauptgebäudes untergebracht und erhielten Unterricht. Am 23. 03. 1943 wurden im Zuge der Maßnahmen des "totalen Krieges" die Klassen 6 und 7 der Peter-Apian-Schule Leisnig in unsere Schule aufgenommen. Ihr Hiersein war jedoch nicht von langer Dauer. Am 01. September 1943 wurden sie mit ihren Döbelner Klassenkameraden der Klassen 6 und 7 notdienstverpflichtet und als Luftwaffenhelfer an der 2-cm-Vierlingsflak in Berlin, später an der 8,8-cm-Kanone in Berlin-Oranienburg und Dresden eingesetzt. Nur 10 Jungen blieben auf Anforderung der HJ zurück. Als Betreuungslehrer waren Herr Studienrat Curt Finsterbusch und Herr Studienrat Max Pölloth eingesetzt. Sie hatten kein leichtes Amt. Die meiste Zeit nahm der Dienst an den Geschützen, oft der nächtliche Einsatz in Anspruch. Für das Lernen blieb wenig Zeit, bestand auch wenig Interesse. Glücklicherweise gab es keine Verluste.

Die zurückbleibenden Schülerinnen und Schüler wurden als Helfer beim sogenannten Bahnhofsdienst eingesetzt. Sie versorgten allabendlich die durchreisenden Flüchtlinge mit Getränken und brachten sie in die bereitgestellten Notquartiere am Sternplatz. Unter ihnen war auch ein junges Mädchen aus Leipzig, Hannelore Renner, die vom 24. 02. 1944 bis 31.08.1945 unsere Schule besuchte (Hauptbuch-Nr. 6642). Sie wurde später die Ehefrau des Bundeskanzlers Helmut Kohl. [...]

Schüler der Schule als Luftwaffenhelfer an einer Vierlingsflak

Ein geordneter Unterricht konnte im Schuljahr 1944/45 kaum noch durchgeführt werden. Wie das Hauptbuch ausweist, war zu Beginn des Jahres 1945 ein ständiges Kommen und Gehen an der Schule; mehrere Schüler blieben nur einige Wochen, manche sogar nur Tage. Noch bis zum 12.04.1945 wurden Neuaufnahmen registriert.

Am 06.05.1945 wurde Döbeln von Truppen der Roten Armee besetzt, der II. Weltkrieg, der über 50 Millionen Tote gefordert hatte, war zu Ende.

Kriegsende in Döbeln

1945 - 1989

Erschütternd ist die Bilanz dieses fürchterlichen Krieges, auch für unsere Schule. Der letzte Jahresbericht vom November 1944 sagt noch aus, dass "aus den Reihen der Lehrer und ehemaligen Schüler 125 Männer das Opfer ihres Lebens gebracht" haben (24). Die genaue Zahl der Toten aber wird sich wohl nie ermitteln lassen. Leid und tiefe Trauer herrschten in fast allen Familien, viele Väter und Söhne waren noch nicht heimgekehrt, über ihrem Schicksal lastete bange Ungewissheit. Andere standen, um mit Wolfgang Borchert zu sprechen, "Draußen vor der Tür". Ein ganzes Land versank in Furcht und Zweifel vor dem, was kommen würde. Hoffnungslosigkeit machte sich bei vielen Überlebenden breit, da 12 Jahre lang genährte Illusionen zerstört worden waren.

An einen schnellen Aufbau des wirtschaftlichen, aber auch des kulturell-geistigen Lebens war kaum zu denken. Die Wirtschaft lag am Boden, Handel und Gewerbe ebenfalls. Die Sorge für das tägliche Brot, für die Gewährleistung der elementarsten Lebensbedürfnisse stand im Vordergrund und prägte die Lebenseinstellung der Menschen.

Und dennoch war die Chance des historischen Neubeginns gegeben, konnte, ja musste das Leben weitergehen. Das Potsdamer Abkommen vom 02. 08. 1945 sicherte zu, "dass die nazistischen und militaristischen Ideen völlig entfernt werden und eine erfolgreiche Entwicklung demokratischer Ideen möglich gemacht wird". Glücklicherweise war Döbeln im II. Weltkrieg von direkten Kriegseinwirkungen nahezu völlig verschont worden. Auch unsere Schule war unversehrt. Der Unterrichtsbetrieb ist, wenn auch mit sehr starken Einschränkungen, zunächst fortgesetzt worden. Das Hauptbuch weist nach dem 09. 05. 1945 Neuaufnahmen in die verschiedensten Klassen der Schule aus. Bis auf zwei Lehrer wurden alle Lehrer wegen Mitgliedschaft in der NSDAP entlassen; später, nach dem Erlass Nr. 40 der SMAD (Sowjetische Militäradministration Deutschlands) über die Wiedereröffnung des Unterrichts vom 25. 08. 1945, wurden die meisten von ihnen wieder eingestellt. Sechs wurden interniert, zwei von ihnen sind nicht zurückgekommen. Am 01. 10. 1945 sollte gemäß Weisung das neue Schuljahr beginnen, es erfolgte die generelle Aufnahme der 10jährigen in die Klasse 1. Da der Oberschulbesuch laut Verfügung der deutschen Zentralverwaltung nur 4jährig sein sollte, wurden diese Klassen am 15.11.1945 wieder aufgelöst. Die Anordnungen zur "Entnazifizierung" führten in diesen Tagen ebenfalls zur endgültigen Entlassung aller noch im Dienst verbliebenen Lehrer, die der Partei angehört hatten, und zwar von einem Tag auf den anderen. Welch bitteres Schicksal für tüchtige Pädagogen, die über Jahrzehnte alle ihre Kraft der Bildung junger Menschen gewidmet hatten! Es verblieben an der Schule lediglich Studienrat Curt Finsterbusch und der vielen "Ehemaligen" als "Bess" bekannte Studienrat Dr. Herbert Wenck, der die Geschäfte der Schulleitung einige Wochen übernahm.

Neue Lehrer konnten in relativ kurzer Zeit gewonnen werden: Frau Studienassessor Feiks (Geographie), Frau Oberschullehrerin Elisabeth Nowakowski (Englisch), Fräulein Studienreferendarin Maria Schneider (Biologie), Frau Diplomingenieurin Hildegard Ziesing (Physik), Herr Diplom-Meteorologe Horst John (Mathematik), Herr Bruno Lisdat (Deutsch), Herr Studienrat Max Aßmann (Latein), Herr Diplom-Chemiker Günter Langhammer (Chemie), Herr Studienrat Hellmuth Barnasch (Deutsch). Im Januar 1946 übernahm Herr Studienrat Walter Pirrenz die Leitung der Schule.

Max Aßmann kam nach dem Krieg als Lateinlehrer an die Schule (1946-54). Auf dem Foto ist eine Eigenart von ihm gut erkennbar. Er nahm nie auf dem damals noch vorhandenen Podest, sondern immer in der ersten Schülerbank Platz.

Im Mai 1947 gab sich die Schule auf Vorschlag des Herrn Max Aßmann den verpflichtenden Namen Gotthold Ephraim Lessing, des großen deutschen Aufklärers und Humanisten, der in seinem Leben stets unerschrocken für Wahrheit, Gerechtigkeit und edles Menschentum eingetreten war. Das war ein Leitbild, dem man folgen konnte.

Und die zwei Aussprüche, links und rechts neben der Aulatür angebracht, schienen wie ein Programm: "Begreifst du aber, wieviel leichter andächtig schwärmen als gut handeln ist" und "Sie wird gewiss kommen, die Zeit der Vollendung, da der Mensch ... das Gute tun wird, weil es das Gute ist, nicht weil willkürliche Belohnungen darauf gesetzt sind." (Diese Inschriften wurden nach der Renovierung des Schulhauses nicht wieder angebracht.)

1948 kam mit Herrn Artur Pfeifer, überraschenderweise eigentlich, ein Pädagoge alter Schule ins Kollegium, an den sich einige "Ehemalige" gewiss gern erinnern werden. Er unterrichtete im Fach Kunsterziehung, besaß aber nahezu auf allen Gebieten ein umfangreiches Wissen und konnte es eindrucksvoll herüberbringen. Dabei kam es ihm nicht auf bloße Wissensvermittlung an, seelische und moralische Bildung lagen ihm weit mehr am Herzen. Er gab Anregungen, Impulse, weckte Interesse und Neugier und behielt, bisweilen zum Missfallen seiner Vorgesetzten, stets eine kritische Sicht auf die Dinge.

In der am 07. Oktober 1949 erfolgten Gründung der DDR sahen viele eine Möglichkeit, ein demokratisches Staatswesen und zugleich eine demokratische Schule mit gleichen Chancen für alle verwirklichen zu können. Selbstverständlich waren auch die Eltern weiter daran interessiert, mit der Schule zusammenzuarbeiten und auf die Entwicklung ihrer Kinder Einfluss zu nehmen. In einer sehr losen Vereinigung, "Freunde der neuen Schule" genannt, fanden sich diese Eltern zusammen. Ihre Einflussnahme auf die Bildungs- und Erziehungsarbeit blieb jedoch gering und beschränkte sich bis 1951 auf materielle Unterstützung. Am 21. November 1952 fanden des ersten Elternbeirats wählen statt.

Bei allen positiven Ansätzen war andererseits schon vorher deutlich geworden, dass auch diesmal der Staat und in seinem Auftrag die führende Partei, in diesem Falle die SED, die Entwicklung der Volksbildung in seinem Sinne bestimmen und in seine Hände nehmen würde; denn in der Schul-Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Schule ist nachzulesen: "In der Lehrerkonferenz am 15.02.1946 wurde bekanntgegeben, dass alle Schüler, die sich nicht in den demokratischen Geist der Schule einfügen wollten, von der Schule zu entfernen sind." (23)

Dennoch sahen sich die wenigen Lehrer wie Schüler, wenn sie überhaupt unterrichtet werden konnten, vor nahezu unlösbare Schwierigkeiten gestellt. Es fehlte an den elementarsten Voraussetzungen für eine erfolgversprechende Unterrichtsarbeit. Das Hauptgebäude konnte infolge Kohlemangels nicht beheizt werden, so dass der Unterricht lediglich für die 12. Klasse in einem Raum der jetzigen Hausmeisterwohnung stattfinden konnte. Was vielen heute unglaublich erscheinen mag: Diese einzige 12. Klasse, in die mittlerweile auch einige aus Gefangenschaft entlassene Soldaten der ehemaligen Wehrmacht zurückgekehrt waren, hatte die Möglichkeit zur Teilnahme am Unterricht, man höre und staune, am 31. 12. 1945 von 08.00 - 12.00 Uhr in einem geheizten Raum des Wandererheims (Volksküche) in der Staupitzstraße. In Vergessenheit geraten ist möglicherweise die Tatsache, dass in den harten Wintermonaten 1945/46 und vor allem 1946/47 abends nur bei Kerzenschein gearbeitet werden konnte. Stromabschaltungen waren über Monate hinweg die Regel. Hinzu kamen die Schwierigkeiten mit der Zurverfügungstellung von Lehr- und Lernmitteln. Es war wohl selbstverständlich, dass der größte Teil der in der Zeit des Nationalsozialismus benutzten Lehrbücher keine Verwendung mehr finden konnte. Obwohl bereits Ende 1945 neue Lehrbücher erschienen, waren die Lehrer oft genötigt, in zeitaufwendiger Hausarbeit den zu vermittelnden Stoff zusammenzutragen, Tabellen und Übersichten anzufertigen und - günstigenfalls - mit Schreibmaschine zu vervielfältigen, was ebenfalls mit Schwierigkeiten verbunden war, da Papierknappheit herrschte.

Die ersten Lehrpläne lehnten sich mehr oder weniger an das Curriculum der vergangenen Jahre an, die größten Veränderungen ergaben sich in den Fächern Deutsch und Geographie. Als neue Fächer kamen Russisch und Gegenwartskunde (später Staatsbürgerkunde) hinzu, mehrfache Veränderungen erfuhr der Geschichtsunterricht, in dem in der Zeit des Sozialismus die Geschichte der Antike fast völlig ausgeklammert und die deutsche Geschichte erst ab 1848 mit Schwerpunkt Arbeiterbewegung behandelt wurde.

Schließlich waren die Schüler des Jahrganges 1945/46 infolge häufiger Ausfälle straffer, zielgerichteter Lernarbeit entwöhnt. Das traf erst recht für die aus Krieg und Gefangenschaft Heimkehrenden zu. Sie gehörten einer Generation an, "die vom Kriege zerstört wurde - auch wenn sie seinen Granaten entkam" (Remarque, "Im Westen nichts Neues"). Der totale Krieg hatte auch ein selbstverständliches Miteinander von Jungen und Mädchen fast unmöglich gemacht. Jetzt erst begann die lange entbehrte Schülertanzstunde wieder, bei Frau Suse Baumann. Damit der Saal geheizt werden konnte, mussten alle Tanzschüler Briketts mitbringen. Auch die Schwierigkeiten in der Lebensmittelversorgung wirkten sich nachteilig auf die Lernarbeit aus. Die bescheidenen Zuteilungen auf Lebensmittelkarten konnten den Bedarf der jungen Leute nicht decken, und die für das damit notwendige Ährenlesen und Kartoffelstoppeln aufzubringende Zeit fehlte beim Lernen. Ein Erlass des Oberkommandierenden der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, Marschall Sokolowski, sah die tägliche Ausgabe von Suppe an alle Schüler vor. An unserer Schule konnte allerdings über längere Zeit nur ein Roggenbrötchen verteilt werden.

Trotz aller Schwierigkeiten fanden schon am 29. März und am 12. Juli 1946 die ersten Nachkriegsabiture (schriftlich und mündlich) in den Fächern Deutsch, Mathematik, Physik, Biologie, Chemie, Erdkunde, Englisch, Latein statt. Geschichte durfte noch nicht, Sport und Musik konnten noch nicht unterrichtet werden.

In dieser Zeit und nach dem "Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule" vom 12.Juni 1946 keimte bei vielen Eltern, Lehrern und Schülern die Hoffnung, dass damit allen Bürgern, gleich welcher Herkunft, Religion oder welchen Geschlechtes, gleiche Bildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten offen stünden und dass die Jugend tatsächlich im Geiste einer demokratischen, humanistischen Gesinnung erzogen werden könnte. Allen Schülern sollte eine gediegene Bildung vermittelt werden. Der Besuch aller Bildungseinrichtungen sollte unentgeltlich sein. Die Forderung nach Schulgeldfreiheit konnte generell erst 1954 realisiert werden, bedürftigen Schülern konnten auf Antrag Erziehungsbeihilfen zunächst in Höhe bis zu 60,00 Mark gewährt werden; seit 1981 bis 1990 erhielten alle Schüler der 11. Klassen eine Ausbildungsbeihilfe von 110,00 Mark, die der 12. Klassen eine solche von 150,00 Mark.

Nach und nach steigerten sich auch Lernwille und Lernmoral der Schüler, die alten Pennäler-Unsitten traten mehr und mehr in den Hintergrund, weil wieder hohe Forderungen gestellt wurden und weil sich auch ein neues Lehrer-Schüler-Verhältnis herauszubilden begann, das auf gegenseitiger Achtung und Anerkennung beruhte.

Fahnenappell der FDJ

Zunächst ging es darum, die Schüler für den neuen einheitlichen Jugendverband, die Freie Deutsche Jugend, zu gewinnen. Die aufgehende Sonne im Emblem dieser Jugendorganisation mag erneut Hoffnungen geweckt haben. 1949 waren 55 % der Schüler Mitglied der FDJ. 1950 waren es bereits 89 %, später konnte sich kaum jemand, der an dieser Schule lernen wollte, dieser Mitgliedschaft entziehen. Lediglich einige wenige Kinder von Pfarrern waren nicht Angehörige der FDJ.

Besonders nach der Gründung der DDR kam es verschiedentlich zu Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen über die weitere gesellschaftliche Entwicklung und über den Beitrag, den die Schule, auch unsere Schule, auf diesem Wege zu leisten hatte. Dabei wurde der Machtanspruch der Partei in allen Fragen von Bildung und Erziehung sowie auf weltanschauliche Kontrolle immer stärker spürbar. Widersprüche konnten nicht ausbleiben, schwelten aber zumeist unter der Oberfläche. Bei der Einstellung von Lehrkräften wurde darauf geachtet, ob sie willens und bereit waren, den von der Partei der SED vorgegebenen Kurs mitzugehen. Dabei war natürlich Mitgliedschaft in dieser Partei sehr erwünscht, nur Parteimitglieder hatten darüber hinaus Schlüsselpositionen im Bereich der Volksbildung inne. Wenn schulische Interna anstanden, wurden diese grundsätzlich vorher in der Parteileitung oder Schulparteiorganisation (SPO) beraten und dann entsprechend vorgetragen. Lehrkräfte, die Blockparteien angehörten oder parteilos waren, befanden sich in den 40 Jahren DDR an der Schule stets in der Minderzahl (Im Schuljahr 1989/90 waren von 27 unterrichtenden Kollegen 8 nicht in der SED.) und hatten kaum Einfluss auf die schulische Entwicklung, die sich in jenen Jahren zunehmend an der Sowjetpädagogik orientierte und bürgerliche Schultraditionen negierte. So wurde, um nur ein Beispiel zu nennen, die Arbeit der Lipezker Lehrer, die mehr Schülerselbständigkeit forderten, als großes, nachahmenswertes Leitbild angesehen. Um Freundschaftsbande mit sowjetischen Schülern zu knüpfen, besprachen Lehrer und Schüler ein Tonband und wollten ihre Erfahrungen Lehrern und Schülern in der Baschkirischen ASSR vermitteln. Es bahnten sich auch Treffen mit den in der Garnison Leisnig stationierten sowjetischen Armeeangehörigen an. Doch trugen diese meist offiziellen Charakter. Zu persönlichen Begegnungen mit Aussprachen über Fragen, die alle Menschen bewegten und die möglicherweise zu privaten Kontakten hätten führen können, kam es nicht. Sie waren wohl auch nicht vorgesehen.

1951 wurde zur Begrüßung der Schüler am Beginn der Stunde der Gruß "Freundschaft" verordnet. Er sollte übrigens auch bei Begegnungen im Schulhaus, ja sogar auf der Straße (!) Anwendung finden. Mit einiger Scham muss man sich an eine Veranstaltung im Döbelner Central-Theater im Mai 1953 erinnern, wo alles andere als Freundschaft praktiziert wurde. Einige Mitglieder der Jungen Gemeinde, die ihr religiöses Bekenntniszeichen an ihrer Kleidung trugen und ihren Glauben offen vertraten, wurden aufgefordert, vor der im Kino versammelten Schüler- und Lehrerschaft sowie maßgebenden Funktionären der Partei Rechenschaft über ihre angeblich illegale und staatsfeindliche Tätigkeit abzulegen. In einer Sondersitzung des pädagogischen Rates vom 13.05.1953 wurde gegen 4 Schüler der Jungen Gemeinde der Ausschluss verfügt (24). Die ideologische Beeinflussung wurde u. a. auch dadurch intensiviert, dass nach dem Einbau einer zentralen Rundfunkanlage im Direktorzimmer und dem Einbau von Lautsprechern in allen Klassenzimmern wöchentlich, bisweilen auch täglich, eine gelenkte politische Information und Agitation möglich wurde, abgesehen von den Fahnenappellen, die regelmäßig auf dem Hof stattfanden. Über längere Zeit stand dem Klassenleiter (früher: Klassenlehrer) zusätzlich zur Pflichtstundenzahl eine sogenannte Klassenleiterstunde zur Verfügung, die neben der Erledigung organisatorischer Dinge auch der weiteren ideologischen Einflussnahme dienen sollte. 1952 wurde mit dem Beschluss zum Aufbau des Sozialismus in der DDR auch das neue Erziehungsziel verkündet, die "allseitig entwickelte sozialistische Persönlichkeit", die bereit ist, die Errungenschaften der Werktätigen bis zum äußersten zu verteidigen."

Entgegen offiziellen Verlautbarungen wurde dieser Beschluss wohl doch nicht überall jubelnd begrüßt. Manchmal fand ein Klassenleiter den Platz eines Schülers am Morgen plötzlich leer vor, weil dieser es mit seinen Eltern vorgezogen hatte, in die BRD überzusiedeln. Daraus ergaben sich naturgemäß Schwierigkeiten für den betreffenden Lehrer, dem für diese Handlungsweise eine gewisse Verantwortung zugeschoben wurde. Im Laufe der Jahre bis 1961 verließen auch einige Lehrer unsere Schule in Richtung BRD. Um die Distanz zur Politik der Adenauer-Regierung zu dokumentieren, nahm man den Lehrkräften schriftlich das Versprechen ab, keine Westsender mehr zu hören und nicht, was bis 1961 noch möglich war, in die Westsektoren Berlins zu fahren.

Die Teilnahme am Parteilehrjahr der SED war für alle Lehrer verbindlich, ebenso der Bezug des Zentralorgans "Neues Deutschland". Mehrfach wurden, auch an Wochenenden, Lehrkräfte in die Landgemeinden entsandt, die dort bei Zweiflern für die seit 1954 wieder eingeführten Jugendweihen werben oder die Bauern 1959/60 für die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften ideologisch überzeugen sollten. Auch an Wahlagitation in Geschäften und Kinos sei erinnert.

Die Verleihung von Titeln an Lehrer (Oberlehrer, Studienrat, Oberstudienrat) war erst ab Ende der 50er Jahre möglich, erfolgte überwiegend nach politisch-ideologischen Gesichtspunkten und einem wenig durchschaubaren und begreifbaren Schlüssel. Eine eigens dafür eingesetzte Kommission beim Rat des Kreises hatte diese Entscheidungen alljährlich zum "Tag des Lehrers" am 12. Juni zu treffen. Sie riefen oft Unzufriedenheit hervor. Einen Beamtenstatus gab es nicht.

Mitunter richteten die Lehrer ihre Kräfte, besonders die Überzeugungskräfte, gegen jugendliche Verhaltensnormen, über die wir heute lächeln. Als einige Jungen mit langen Haaren und Fußkettchen zum Abitur erschienen, wurden sie erst zugelassen, nachdem der "Stein des Anstoßes" beseitigt war. Die Sympathie einiger Jugendlicher für die noch in den Anfängen steckende Beatmusik (Theo-Schumann-Combo), heute vergleichsweise zahm, bewirkte die Einberufung einer außerordentlichen Versammlung in die Aula mit Stellungnahme der Jugendlichen.

Da es in der DDR bis 1978 noch kein Wehrpflichtgesetz gab, wurde verstärkt an das Bewusstsein der jungen Menschen appelliert, sich freiwillig für einen 2jährigen Ehrendienst in der NVA zu melden. Diese Werbungen, meist in der Unterrichtszeit einzeln mit den Jugendlichen durchgeführt, brachten auch Erfolge, möglicherweise u. a. deshalb, weil zumindest einige dadurch glaubten, sich eine bessere Ausgangsposition für ein späteres Studium schaffen zu können. Im Oktober 1957 erklärten sich beispielsweise alle Jungen einer Klasse bereit, Soldat zu werden. Ähnliche Werbungen erfolgten einige Zeit ebenfalls für die SED. Wesentliche Neuerungen des Schulwesens ergaben sich 1958 und 1959. Ab 1958 wurde der polytechnische Unterricht obligatorisch eingeführt, mit den Fächern Unterrichtstag in der Produktion (UTP) und Einführung in die sozialistische Produktion (ESP), obwohl die materiellen und personellen Voraussetzungen gerade für Schüler der erweiterten Oberschule, wie sich unsere Anstalt seit 1959 nannte, nicht in jedem Falle gegeben waren.

Diese Fächer, gleichberechtigt neben den anderen, avancierten wohl auch aus ökonomischen Gründen zum "Herzstück der Erziehung". Von der Verbindung Schule-Produktion versprach man sich nicht nur einen stärkeren Einfluss der Arbeiterklasse, sondern auch eine größere Befähigung der Schüler hinsichtlich späterer besserer Überschaubarkeit der Produktion und politisch-ökonomischer Führungstätigkeit. Doch blieben die erwarteten Erfolge aus, bzw. hielten sich in Grenzen. Infolge häufig ungenügender pädagogischer Ausbildung der Betreuer in den volkseigenen Betrieben endeten gutgemeinte Vorhaben stellenweise in bloßer Beschäftigung ohne großen Nutzeffekt oder in Monotonie. Der Unterricht, für den natürlich auch Noten erteilt wurden, beschränkte sich zunächst auf VEB DBM, VEG Klosterbuch, MTS Zschackwitz, VEB Bau und VEG Greußnig; später kamen andere Betriebe, auch medizinische Einrichtungen hinzu.

Die dort ausgeübte Tätigkeit stimmte in den meisten Fällen nicht mit dem Studienwunsch überein, wie es sich die Gesetzgeber vorgestellt hatten. Rückschauend lässt sich sagen, dass der erhoffte ideologische Einfluss durch die Arbeiterklasse nicht wie gewünscht eingetreten ist. Im Gegenteil, die Schüler konnten sich vielfach selbst überzeugen, dass sich zwischen Theorie in der Schule und Praxis in verschiedenen Betrieben ein unübersehbarer Widerspruch auftat.

Unterrichtstag in der Produktion

An dem einmal eingeschlagenen Weg wurde jedoch nicht nur festgehalten, sondern man erweiterte die polytechnische Bildung in den Klassen 11 und 12 ab 1964 dahingehend, dass zum Abitur jetzt eine volle berufliche Ausbildung (selten in dem gewünschten Fach, sondern diktiert von den Gegebenheiten) hinzukam. Zwei Wochen waren die Schüler in der Schule, danach jeweils eine Woche im Betrieb. Dieser sogenannte Turnusunterricht in A-, B- und C-Woche verlangte selbstverständlich von allen Seiten höchste Lern- und Arbeitsbereitschaft und stellte besonders den Stundenplanbau vor große Schwierigkeiten, hat sich aber letztlich nicht als der Weisheit letzter Schluss erwiesen und wurde mit dem Schuljahr 1966/67 wieder eingestellt.

Mit dem am 25. 02. 1965 von der Volkskammer verabschiedeten "Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem" wurde die Absicht verfolgt, das Bildungswesen noch stärker mit den, wie es hieß, gesellschaftlichen Erfordernissen in Übereinstimmung zu bringen. Dem diente auch 1969/70 die Einführung des Faches wissenschaftlich-praktische Arbeit in den Klassen 11 und 12, wpA genannt. Dieser Unterricht erfolgte nach verbindlichen Rahmenprogrammen und fand in 14 Betrieben oder wissenschaftlichen Institutionen des Kreises, teilweise auch in der Schule selbst statt, musste sich naturgemäß wiederum nach den in Döbeln herrschenden -mitunterbescheidenen - örtlichen Gegebenheiten richten. Wenn auch sehr oft die praktische Arbeit überwog, so muss doch gesagt werden, dass bei Vorhandensein entsprechender Voraussetzungen Selbständigkeit und eigene Ideen der Schüler entwickelt wurden und oft betrieblich verwertbare Ergebnisse zustande kamen. Die Beziehungen zum Patenbetrieb VEB "Rotes Banner" und die Zusammenarbeit mit den dort gebildeten Brigaden waren in mancherlei Beziehung hilfreich. Beachtliches gab es auch auf den jährlichen "Messen der Meister von Morgen" zu sehen.

Um den notwendigen wissenschaftlich-technischen Fortschritt besser meistern zu können, bedurfte es ebenfalls einer stärkeren Akzentuierung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts. In diese Zeit fällt der oben schon erwähnte Ausbau der Fachkabinette. In Physik und Chemie bestanden durch die Bereitstellung von Mitteln sehr gute Möglichkeiten, den Unterricht in modernisierten Räumen auf hohem Niveau fortzuführen, und die Fachlehrer, Herr Rainer Hornig, Herr Peter Lienig, Herr Wolfgang Zöllner, haben durch ihren persönlichen Einsatz entscheidend dazu beigetragen.

Annerose Probsthain - 1965 Republiksiegerin der Russisch-Olympiade Berlin

Es kann gesagt werden, dass sich in diesen Jahren die Lerneinstellung unserer Schüler und somit auch die Lernergebnisse verbesserten. Bei den jährlich durchgeführten Mathematik- und Russischolympiaden erreichten unsere Schüler im Kreismaßstab stets vordere Plätze, im Bezirksmaßstab immerhin anerkennenswerte Leistungen. Annerose Probsthain, Schülerin einer Klasse mit erweitertem Russischunterricht, wurde 1965 Republiksiegerin auf der Russischolympiade in Berlin. Zu einer schönen Tradition entwickelten sich die Pflanzenausstellungen der einheimischen Flora, regelmäßig von Frühling bis Sommer, zunächst im Schulhaus, später in den Fachräumen. Sie zeigten, dass die Schüler, die dieses Material zusammentrugen, den Blick und das Interesse für die Schönheiten und Besonderheiten der Natur nicht verloren hatten. Außerdem nahmen Schüler mit längerfristigen biologischen Hausarbeiten an staatlichen Schülerwettbewerben teil. Tilo Geißel, Volker Ahnert und Steffen Hofmann konnte im Zeitraum von 1977 bis 1983 der "Ernst-Haeckel-Schülerpreis" der Biologischen Gesellschaft verliehen werden.

Obwohl der Schwerpunkt der Bildungsarbeit bei den Naturwissenschaften lag, haben sich seit dem Ende des 2. Weltkrieges eine ganze Reihe von Schülern gerade auf geisteswissenschaftlichem und künstlerischem Gebiet einen Namen gemacht und somit auch der Schule zu Ansehen verholfen.

Einige sollen, soweit sie uns bekannt sind, hier genannt werden, ohne dass wir damit die Leistungen auf naturwissenschaftlich-technischem Gebiet hintansetzen wollen.

Gerhard Zimmermann Sprachwissenschaftler, Kiel 1937
Fritz Westien Musikdirektor, Greifswald 1943
Hajo Müller Kammersänger, Semperoper Dresden 1948
Jürgen Teller Prof. der Philosophie, Leipzig 1949
Kurt Veth Schauspieldozent, Berlin 1949
Fritz Henneberg Chefdramaturg, Oper Leipzig 1951
Fritz Mierau freisch. Übersetzer, Slawist, Berlin 1952
Klaus Schlegel Chefdisponent, Kom. Oper Berlin 1953
Dieter Herberg Sprachwissenschaftler, Leipzig 1956
Hans Kromer Schriftsteller, Dresden 1956
Wolf-Dieter Kühne (genannt Paul Narwal) Schriftsteller, Norden (Ostfriesland) 1956
Rolf Wollrad Operndirektor, Semperoper Dresden 1956
Monika Neumann (geb. Tschipang) Gewandhausorchester (Violine) Leipzig 1958
Ingo Sandner Restaurator, Dresden 1957
Wolfgang Gaitzsch Archäologe, Düren (Rheinland) 1968
Matthias Steude Restaurator 1983

Natürlich kann und will diese Zusammenstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

Die Auszeichnungen für Schüler mit der Lessingmedaille in Silber oder Gold, die ihr Abitur "Mit Auszeichnung" bestanden hatten, nahmen zu, ebenso die Zahl der Schüler, die mit "Sehr gut" und "Gut" abgeschlossen hatten, was wiederum höheren Orts ein wichtiges Kriterium für die Einschätzung und Bewertung der Arbeit der Lessingschule war. Sitzenbleiber gab es nicht mehr, aber da schon kurz nach Kriegsende keine Aufnahmeprüfungen mehr stattfanden, kam es mitunter vor, dass Schüler mit schwächeren Leistungen und Fähigkeiten, durch falschen Ehrgeiz von Eltern oder delegierenden Direktoren geleitet, an die Schule kamen und bald zurückblieben.

Auf Grund der zeitweilig erhobenen unrealistischen Forderung, dass etwa jeder 4. Schüler studieren sollte, hatte die Schule deshalb Anfang der 70er Jahre einen neuen Schülerhöchststand nach Kriegsende erreicht. Von der Forderung nach Studium rückte man später wieder ab, nur die Besten sollten studieren, die Aufmerksamkeit richtete sich nun mehr auf den hochqualifizierten Facharbeiter mit Abitur. Diese Änderung in der Schulpolitik war mit einem Rückgang der Schülerzahlen verbunden, die sowieso jährlich zentral festgelegt wurden und sich an den Zulassungszahlen für die Hochschulen orientierten. Die Lehrkräfte taten alles in ihren Kräften Stehende, um Leistungsabfall zu verhindern, ja, sie wurden unter Umständen zu besonderen Fördermaßnahmen verpflichtet. Unterrichtsausfälle durch Krankheiten der Lehrkräfte hielten sich an unserer Schule in vertretbaren Grenzen, die Schulleitung versuchte, unter Ausnutzung ihrer Möglichkeiten, dennoch entstehende Ausfälle durch Vertretung abzudecken. Bei sporadischen Heizungsausfällen wurde der Unterricht in verschiedenen Gebäuden der Stadt (Pionierhaus, Volkshochschule u. a.) provisorisch weitergeführt. Trotz aller in Abständen auftretenden Reglementierung der Lehrkräfte kam es zu keiner gravierenden Fluktuation, das Kollegium blieb relativ konstant.

Feier im Frankfurter Palmengarten

Es hatte schon Mitte und gegen Ende der 50er Jahre Versuche gegeben. Wiedersehenstreffen ehemaliger Schüler auf Schulbasis zu veranstalten, auch die "Freunde der neuen Schule" hatten sich dafür eingesetzt (Von der Existenz des 1909 gegründeten Vereins "Ehemalige Döbelner Realgymnasiasten und Landwirtschaftsschüler" dürften damals nur wenige an der Schule Tätigen eine Ahnung gehabt haben.). Diese Versuche wurden auf höhere Weisung hin unterbunden, da man unliebsamen Einfluss möglicher Gäste aus der Bundesrepublik befürchtete. Diesen war es übrigens auch später nicht gestattet, Schulhaus und Schulgelände zu betreten.

Nun stand im Jahre 1969 die 100-Jahr-Feier der Schule bevor. Schon in der Vorbereitung dieses Festes gab es an der Schule große Turbulenzen hinsichtlich der geplanten Veranstaltungen. Mehrere Konzeptionen des Festkommers und des Absolvententreffens wurden erwogen, befürwortet und wieder verworfen. Einige historische Episoden der geplanten Abendveranstaltung wurden, weil "rückwärtsgewandt", zurückgenommen. Die Festwoche fand vom 06. - 11. Oktober 1969 statt. Der Zusammenhang mit dem gleichzeitigen 20. Jahrestag der DDR sollte deutlich zu Geltung kommen, sowohl in den Festreden wie in den kulturellen Veranstaltungen, wie auch in der Festschrift, die dann, wie schon eingangs betont, doch nicht vertrieben werden durfte. Der Revers der aus diesem Anlass vom Numismatikzirkel der Schule herausgegebenen Lessing-Medaille trug neben der Würdigung des 20. Jahrestages das Emblem der DDR. Die Medaille wurde in Silber und Gold geprägt und als Dank- und Erinnerungsgeschenk viele Jahre an verdienstvolle Lehrer und sehr gute Schüler vergeben; sie ist wohl auch in Numismatikkreisen gehandelt worden (Da der Prägestock erhalten blieb, konnte 1991 eine Neuauflage mit neuer Aufschrift auf der Rückseite herausgebracht werden: "Nichts ist groß, was nicht wahr ist." Lessing). Westdeutsche Gäste waren zu allen Veranstaltungen offiziell nicht eingeladen worden. Wie erst später bekannt wurde, begingen zur gleichen Zeit ehemalige Döbelner Realgymnasiasten im Frankfurter "Palmengarten" eine Feier zu Ehren ihrer alten Schule. Einige Döbelner Bürger, die Reiseerlaubnis hatten, konnten an dieser Feier teilnehmen. Ansonsten galt hier bis zur Wende: "Die BRD ist für Lehrer kein Reiseland."

Gedenkmedaille 1969 (Vorder- und Rückseite), Festschrift-Ost und Festschrift-West zum 100-jähigen Schuljubiläum

Während schon in den 60er Jahren in Einzelfällen Delegierungen begabter Schüler zum Auslandsstudium (ABF Halle) und in Spezialklassen (Mathematik, Musik) erfolgten, machte sich die Förderung veranlagter Schüler in den 70er und zu Beginn der 80er Jahre in Anbetracht der weltweiten wissenschaftlich-technischen Revolution dringend erforderlich und erlangte größeres Gewicht. Dies führte schließlich u. a. zur Einführung des fakultativen Unterrichtes, der an der Lessingschule in den Bereichen Wahrscheinlichkeitsrechnung, komplexe Zahlen, Elektronik, qualitative Analysen, Bau und Funktion von Zellen und Geweben, Weltliteratur, Kampf der kommunistischen und Arbeiterparteien und Militärpolitik gehalten wurde. Da hierfür keine Noten erteilt wurden, hielten sich Lerneifer und Lernergebnisse in Grenzen. Auf künstlerischem Gebiet konnten sich die Schüler - wie schon vorher - nur für Musik oder Kunsterziehung entscheiden. Auch Latein wurde nur fakultativ (allerdings mit Benotung), meist nachmittags unterrichtet. Diese Veränderungen brachten es mit sich, dass sich die Gesamtstundenzahl (1. und 2. Halbjahr unterschiedlich) auf 35 bzw. 36 Wochenstunden erhöhte, was an Lehrer wie Schüler nochmals große Anforderungen stellte. Allerdings reduzierten sich die Klassenfrequenzen bis auf 20, in den Klassen mit erweitertem Russischunterricht lagen sie noch darunter.

In dem Maße, wie die wissenschaftliche Bildung voranschritt, forcierte man die politisch-ideologische und militärische Erziehung. Ab Mitte der 70er Jahre wurde nicht mehr so sehr von sozialistischer, sondern mehr von kommunistischer Erziehung gesprochen, und auch der seit 1978 eingeführte Wehrunterricht, der bald auch an unserer Schule bei einzelnen Schülern auf Widerstand stieß, wurde intensiviert. Es wurde angewiesen, zu den Prüfungen in FDJ-Kleidung zu erscheinen.

Eine weitere einschneidende strukturelle Veränderung brachte das Schuljahr 1982/83 mit sich. Es kamen nicht nur die Schüler der bisherigen Fučík -EOS Waldheim zu uns (infolge Auflösung der dortigen Schule), sondern die Abiturstufe reduzierte sich nunmehr endgültig, wie schon seit mehreren Jahren vorgesehen, auf 2 Jahre. Dadurch, dass die Schüler bisher in sogenannten Vorbereitungsklassen noch nach der 8. Klasse hier aufgenommen wurden, vollzog sich der Übergang zur EOS ziemlich problemlos. Jetzt forderten die relativ spät einsetzende Konzentration guter Schüler, veränderte Lehrmethoden sowie eine höhere Stundenzahl die Neuaufgenommenen in einem bisher nicht gekannten Maße. In knapp 2 Jahren mussten sie nachweisen, dass sie den Anforderungen eines Hochschulstudiums gewachsen waren, ein Umstand, der von vielen Lehrern sehr kritisch gesehen wurde, zumal diese nun ebenfalls in kürzester Zeit ihre Schüler kennenlernen und - was für ein Studium wesentlich war - beurteilen mussten. Alle diesbezüglich vorgebrachten Einwände fanden leider kein Gehör.

Übrigens gab es für die erhoffte Zulassung zum Studium bestimmte Kriterien. Alle Bewerbungen für einen Studienplatz liefen grundsätzlich über die Schule. Eigenbewerbungen waren nicht möglich. Deshalb kam der Studienlenkung große Bedeutung zu. Der Schulleitung waren für bestimmte Studienrichtungen sogar Sollzahlen vorgegeben, z. B. für Offiziers- und Pädagogikstudium. Da die Zahl der Bewerber in diesen beiden Bereichen jährlich unter den Erwartungen blieb, setzte eine zielgerichtete Werbung ein, die von Einzelgesprächen mit den Schülern bis zu Gesprächen mit Eltern an deren Arbeitsplatz oder in deren Wohnung reichte. Nicht selten kam es zu Konflikten. Um den noch unschlüssigen Schülern Anreize zu geben, wurden der "Klub junger Pädagogen" und der "Klub der Offiziersbewerber" gegründet. Die Mitglieder dieser Klubs unternahmen Fahrten zu besonderen Gedenkstätten oder hatten Aussprache- und gesellige Nachmittage mit namhaften Persönlichkeiten. Hingegen existierte für das Medizinstudium eine Limitierung.

Natürlich waren für ein Studium, erst recht für das Medizinstudium, sehr gute Leistungen erforderlich. Mindestens genauso wichtig war jedoch die politisch-ideologische Zuverlässigkeit, die Treue zum Staat. Eine große Rolle spielte auch, wie sich der betreffende Studienbewerber in den Reihen der FDJ oder in anderen Organisationen eingesetzt hatte. Schließlich mussten von Seiten der Hochschule die ökonomischen Erfordernisse und die soziale Zusammensetzung gebührend berücksichtigt werden. Oft konnte das gewünschte Studium nicht ergriffen werden, weil einer oder mehrere der hier genannten Faktoren dies verhinderten.

Innenansichten der Lessing-EOS

Mit Beginn des Schuljahres 1989/90 überstürzten sich die Ereignisse in der Republik, auch an der Schule. In den großen Ferien hatten in den Vertretungen der BRD in Budapest und Prag Tausende DDR-Bürger Zuflucht gesucht mit dem Ziel, ihre Ausreise nach Westdeutschland zu erlangen. In der DDR selbst mehrten sich die Stimmen derer, die eine Änderung des Systems erst zaghaft, dann nachdrücklich forderten. Mit Argwohn und Beklemmung verfolgten Partei- , Staats- und Schulfunktionäre die wachsende Zahl der Bürger, darunter auch Schüler der Lessingschule, die an den jeweils montags stattfindenden Friedensgebeten in der Leipziger Nikolaikirche teilnahmen. Es entstand eine brisante Situation an der Schule. Mit Spannung wurde jeder neue Tag erwartet, und jeder Tag brachte Neues, Aufregendes, der Kampf des Neuen gegen das Alte hatte unweigerlich begonnen.

Dennoch sprach man noch über den 40. Jahrestag der DDR hinaus von "konterrevolutionärer Bewegung", die es niederzuschlagen gelte. Schüler wurden vor der Teilnahme an weiteren, zu erwartenden Demonstrationen gewarnt. Auch die plötzlich verkündete Propagierung eines Sozialismus in den Farben der DDR konnte das Ende nur wenig aufhalten.

Die Bürger, auch unsere Schüler fühlten sich mündig und artikulierten sich immer freimütiger.

Schulhof 80er Jahre

1989 bis Gegenwart

Erste Austritte aus der FDJ erfolgten; die Schulwandzeitung, sonst häufig farblos und kaum beachtet, stand plötzlich im Mittelpunkt des Interesses. Beiträge von Schülern und Lehrern riefen unterschiedliche Reaktionen und einen Meinungsstreit hervor, der über Wochen anhielt. Allen »wird wohl der 04. November 1989 im Gedächtnis bleiben. Es war ein Sonnabend, noch war Unterricht (wenig später entfiel der Sonnabendunterricht), mehr als 500 000 Menschen waren auf dem Berliner Alexanderplatz zusammengekommen, freiwillig, ohne wie bisher üblich verpflichtet worden zu sein. Neue, bisher völlig ungewohnte Töne drangen an die Ohren der DDR-Bürger, verhießen Hoffnung, Zuversicht, Optimismus. Nichts würde wieder so sein, wie es war, auch in der Lessingschule nicht. Am 09. November 1989 fiel die Mauer. Bis zur Mitte des Jahres 1990 verließ die Mehrzahl der ehemaligen Mitglieder der SED an unserer Schule die Partei. Viel Zeit, viel Überzeugungskraft, viel Geduld auf Seiten der Lehrer wie der Schüler, aber auch offensiver Meinungsstreit war notwendig, um die so überzeugend und vor allem ohne Gewalt eingeleiteten Veränderungen erfolgreich fortzuführen.

1. Ausgabe der Schülerzeitung "Wanze", 13.12.1991

Die Probleme um eine wirklich demokratische Schule begannen jedoch erst. Einige Kollegen waren in Altes verstrickt oder hatten geglaubt, einer guten Sache zu dienen. Würden sie an der Schule verbleiben können? Würde es neue Lehrpläne geben? Wie sollten sie aussehen?

Die Probleme der Schüler waren nicht geringer als die der Lehrer, im Gegenteil, das ihnen über Jahre als Ideal vorgestellte Bild einer kommunistischen Gesellschaft hatte sich als Trugbild erwiesen. Ein neues musste erst begriffen und erworben werden. Was war Wahrheit, wem konnte man glauben? Wie sollte es weitergehen? Konnten die bereits in Aussicht genommenen Studienwünsche realisiert werden?

Finanzielle Schwierigkeiten und bürokratische Hemmnisse tauchten auf, zwangen zum Umdenken, Abwarten oder zu Änderungen sorgfältig ausgearbeiteter Konzeptionen. Normalität wollte sich nicht einstellen. Nichts verlief geradlinig, Provisorien und Übergangslösungen waren erforderlich. Einsatzbereitschaft und Entscheidungsfreude waren gefragt. Erste Kontakte mit dem Geschwister-Scholl-Gymnasium unserer Partnerstadt Unna wurden geknüpft. Zwei Oberstufenkurse dieser Schule besuchten im Februar 1990 unsere Stadt und waren auch bei uns zu Gast. Noch im gleichen Monat erfolgte ein Gegenbesuch. Charakteristisch für die freundschaftliche Atmosphäre war das aufrichtige Bestreben, voneinander zu lernen, gute Erfahrungen weiterzugeben und weiter im Kontakt zu bleiben.

Wiederum war es der Einsatzbereitschaft aller Lehrkräfte zu verdanken, dass die schriftlichen Reifeprüfungen im April/Mai 1990 und die mündlichen im Juni, nun natürlich unter weitgehend geänderter Thematik, erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Mit dem demokratisch gewählten Lehrerrat begann fast gleichzeitig ein neues Gremium seine Tätigkeit und schlug am 25.06.1990 Herrn Konrad Kindermann, bisher als Fachlehrer für Russisch und Erdkunde an der Schule tätig, für die Direktorenstelle vor. Dem wurde stattgegeben, und Herr Kindermann nahm als nunmehr 13. Direktor noch in den großen Ferien seine nicht leichte Tätigkeit auf und hat sie nach endgültiger Festlegung der EOS als gymnasialen Standort und damit verbundener erneuter Bewerbung bis zum heutigen Tag mit viel Mut zu persönlicher Verantwortung zum Wohle unserer 125jährigen Schule ausgeübt.

Mit dem Beginn des Schuljahres 1990/91 traten - eigentlich begreiflicherweise - eine ganze Reihe beträchtlicher struktureller und inhaltlicher Veränderungen ein. Zunächst wurde die gymnasiale Oberstufe wieder auf 4 Jahrgänge erweitert, eine Entscheidung, die längst überfällig war. Wurden im Schuljahr 1989/90 lediglich 12 Klassen mit 194 Schülern unterrichtet, waren es auf Grund dieser Veränderung nun 20 Klassen mit 461 Schülern und 34 Lehrkräften. Die 9. und 10. Klassen wurden Leistungsklassen genannt. Völlig neu für Schüler wie Lehrer war die Einführung des Kurssystems (Grundkurs, Leistungskurs) nach westdeutschem Vorbild in den 11. und 12. Klassen, womit sich der traditionelle Klassenverband weitgehend auflöste. Mit der Wahl von 2 Leistungskursen war natürlich eine Erhöhung der Stundenzahl und damit eine höhere Leistungsanforderung in diesen Fächern verbunden. Die Wahl dieser Leistungskurse sollte nach Möglichkeit auf den späteren Studienwunsch zugeschnitten sein. Das Ende des Tagesunterrichtes schob sich weiter hinaus, Schüler wie Lehrer mussten mehr unausgefüllte Zwischenstunden in Kauf nehmen.

Die eindeutige Dominanz des Russischen in den sprachlichen Fächern wurde zugunsten der bisher als sekundär eingeordneten englische Sprache zurückgedrängt. Größere Freiheit hatten die Lehrer in der Auswahl einzelner Stoffgebiete, was besonders die Fächer Geschichte und Deutsch betraf (Westdeutsche Literatur war nahezu völlig ausgeklammert worden!). Staatsbürgerkunde wurde zeitweise ausgesetzt bzw. nicht zensiert, nannte sich dann Gesellschafts-bzw. Gemeinschaftskunde und bekam einen völlig neuen Charakter. Auch über die Einführung von Religion und Ethik als
Unterrichtsfächer wurde nachgedacht. Ein Unterricht in wpA war in den Betrieben aus verschiedenen, vor allem ökonomischen Gründen nicht mehr möglich. Nach westdeutschem Vorbild trat Projektarbeit an diese Stelle, erstmals konnten sich Schüler in einem hohen Maße in öffentlichen Einrichtungen (Stadtverwaltung, Gericht, Museum, Bibliothek, Kindergarten, Theater, Krankenhäuser), z. T. auch noch in einigen Betrieben Tätigkeitsfelder suchen, die ihren Neigungen entsprachen und in denen sie selbständig und kreativ werden konnten. Im September 1991 erschien die erste Ausgabe einer Schülerzeitung, "Wanze" genannt.

Die Studienlenkung in ihrer bisherigen Form (bisweilen tendierte sie zur Reglementierung) wurde aufgehoben, Studienberatung half den Schülern bei der nunmehr völlig selbständigen Wahl des Studienfaches und der persönlichen Bewerbung.

In der Presse und in der Öffentlichkeit wurden Fragen zur personellen Besetzung der Schule gestellt. Anonyme Briefe erreichten die Schule, die darüber hinaus mit mehreren Bombendrohungen fertig werden musste. Versammlungen, jetzt Schulkonferenzen bzw. Elternkonferenzen genannt, machten sich notwendig; die neugewählten Elternsprecher unterstützten dabei die Schulleitung in ihrem Bestreben um die Demokratisierung des Schulwesens.

Anlässlich der deutschen Vereinigung wurde am 02. Oktober 1990 in unserer Aula mit einer würdigen Feierstunde ein neues Kapitel im Weg durch die Jahrzehnte und verschiedene Gesellschaftsordnungen aufgeschlagen. An der Stirnseite hing, zunächst nur entliehen, zum ersten Mal wieder die schwarz-rot-goldene Fahne ohne Emblem. Die Ernsthaftigkeit und Diszipliniertheit, mit der die Schüler die bewegenden Worte des Schulleiters verfolgten, ließen erkennen, dass sich alle Anwesenden der tiefen Bedeutung dieses lange erhofften Ereignisses und dieser einmaligen Stunde voll bewusst waren. Noch unsicher und zaghaft erklang nach 45 Jahren die 3. Strophe des Deutschlandliedes: "Einigkeit und Recht und Freiheit ..." Niemand hätte solches noch vor einem Jahr für möglich gehalten.

Nun endlich konnten auch Verbindungen zu den in den alten Bundesländern über Jahrzehnte hinweg äußerst rührigen "Ehemaligen" unter den Herren Hans Scheunpflug, Horst Wagner, Joachim Bellmann und Dr. Gerhard Quietzsch aufgenommen werden. Die Schulleitung hat sich mit einem persönlich gehaltenen Schreiben vom 01.10.1990 um die Aufnahme der Kontakte bemüht und hatte Erfolg. Am 14. 03. 1991 konnte der Verein neu gegründet werden. Die über 45 Jahre währende Trennung war sehr schnell aufgehoben. Ost und West fanden auch auf diesem Gebiet wieder zueinander. Am 05. und 06. Oktober 1991 gab es zum 1. Vereinstreffen in Döbeln herzliche Wiederbegegnungen. Hans Scheunpflug wurde Ehrenmitglied des Vereins, Horst Wagner Ehrenvorsitzender.

Quo vadis, Lessingschule? fragten sich viele. Das Ziel war klar. Im Mittelpunkt aller pädagogischen Arbeit sollte die Achtung und Entwicklung der Schülerpersönlichkeit stehen, die Erziehung zu Humanismus, Toleranz, ganz im Sinne des Namensgebers der Schule, zu Demokratieverständnis und kreativer Tätigkeit. Über den gewiss schwierigen Weg dahin herrschte noch immer Unklarheit. So blieb auch das Schuljahr 1990/91 ein Jahr des Übergangs zu neuen Ufern mit einigen Stolpersteinen, die von außen bewusst oder unbewusst in den Weg gelegt wurden. Manche notwendige Entscheidung wurde recht spät getroffen und eine wünschenswert rasche Entwicklung dadurch verzögert.

Eines war jedoch abzusehen: Der Andrang zu den nunmehrigen Leistungsklassen 9 und 10 bewies, dass viele Eltern eine rechtzeitige Vorbereitung ihrer Kinder auf die Abiturstufe anstrebten. Darüber hinaus wurde die Forderung immer lauter, die gymnasiale Ausbildung wieder mit dem 7. oder möglicherweise mit dem 5. Schuljahr zu beginnen. Aus diesem Grunde entwickelte die Leitung der Schule sehr weitsichtig den Vorschlag der Angliederung eines 2.Hauptgebäudes, da das alte in Anbetracht der zu erwartenden Neuaufnahmen aus allen Nähten zu platzen drohte. Dazu bot sich die nicht voll ausgelastete ehemalige Leninschule in Döbeln-Ost II an, die dann mit Beginn des Schuljahres 1991/92 auch zur Verfügung stand.

Die ehemalige POS "W.I. Lenin" wurde als Gebäude II durch das Gymnasium von 1991 bis 2003 genutzt.

Das bedeutete, dass einige Lehrkräfte den etwas beschwerlichen Weg zwischen den beiden entfernt liegenden Gebäuden in Kauf nehmen mussten. Im Gebäude II wurden nun 15 Klassen 7 -9 unterrichtet, während 18 Klassen 10-12 im alten Gebäude verblieben. Für die insgesamt 33 Klassen mit rund 770 Schülern standen 56 Kollegen zur Verfügung, die sich durchweg neu bewerben und vom Personalrat bestätigt werden mussten. Auf die Dauer konnte diese räumliche Trennung keine Lösung sein, ein großzügiger Erweiterungsbau mit neuer Turnhalle unmittelbar neben dem 1871er Gebäude machte sich erforderlich. Platz war genügend vorhanden, und die Stadtverwaltung, ob nun in Kenntnis und Erinnerung der 1869 gewährten finanziellen Unterstützung oder nicht, sei dahingestellt, stimmte diesem Neubau zu.

Eine für Schüler wie Lehrer gleichermaßen bedeutsame Neuerung trat im September 1991 in Kraft: Die Zensurenskala wurde - wie in den alten Bundesländern schon jahrelang üblich - um einen Grad erweitert, was ein seit langem notwendiges Anlegen eines strengeren Bewertungsmaßstabs nach sich zog. Im folgenden Jahr wurde in der Abiturstufe die Punktbewertung eingeführt.

Über mehrere Jahre hinweg waren sowjetische Gastlehrer in den Klassen mit erweitertem Russischunterricht tätig. Mit dem zuletzt tätigen Lehrer, Herrn Wladimir Krochmaljuk, lief diese Vereinbarung aus, die durch die einseitig fremdsprachige Unterrichtsführung viel zur Verbesserung der Sprechfertigkeit der Schüler beigetragen hat. Mit Herrn Dr. Erich Ritter kam in diesem Schuljahr erstmals ein amerikanischer Dozent aus Texas für ein Jahr an die Schule und machte nicht nur mit amerikanischem Englisch, sondern auch mit Sitten und Gebräuchen des Landes vertraut.

Es zeigte sich, dass sich die Schüler relativ schnell mit den neuen Gegebenheiten abfanden, mit der neuen Zensurenskala, mit den neuen Lehrbüchern, mit den neuen Lehrkräften und vor allem mit den neuen Forderungen und Möglichkeiten des Lernens überhaupt. Carpe diem! Nutze den Tag! Diese Forderung verstanden die meisten Schüler und versuchten sie umzusetzen. Mehr und mehr wurde ihnen bewusst, dass es unter den Bedingungen der Marktwirtschaft in erster Linie auf hohe Leistungen in der Schule ankommt, auf Solidität, Kontinuität, Selbständigkeit und, wie schon oft erwähnt, auf Kreativität. Als erste Schülerin der Schule konnte 1991 Susanne Otto für die Studienstiftung des deutschen Volkes vorgeschlagen werden und die Vorteile dieser leistungsfördernden Stiftung in Anspruch nehmen. Mehrere Schüler beteiligten sich an dem bundesweiten Projekt "Jugend forscht", und im Rahmen des 1. Schülerwettbewerbs des Sächsischen Landtages erhielt Claudia Heinze 1992 einen 1. Preis, 1993 waren es schon 6 Schüler, die diese Auszeichnung in Empfang nehmen konnten.

Man kann sagen, dass mit Beginn des Schuljahres 1992/93 die Zeit des Übergangs vorbei war. Die Schule durfte sich wieder Gymnasium nennen, Lessing-Gymnasium nun also, und erreichte im Schuljahr 1993/94 mit 51 Klassen und 1399 Schülern der Klassen 5-12 eine absolute Höchstzahl in der Geschichte der Schule. Damit wurden alle Prognosen weit übertroffen. Der Anmeldung war jetzt eine Bildungsempfehlung der Klassenkonferenz beizufügen, wobei eine Durchschnittsnote von 2,3 als Richtwert galt. Konnte diese Bildungsempfehlung nicht beigegeben werden, stand den Schülern immer noch die Möglichkeit einer Eignungsprüfung offen.

Auch das Lehrerkollegium bekam ein völlig neues Gesicht. Aus den verschiedensten Gründen war ein großer Teil der vor der Wende tätigen Lehrer ausgeschieden. Lediglich 17 verblieben an der Schule. Vornehmlich jüngere Kollegen nahmen deren Platz ein, auch solche, die z. T. noch nicht in der Abiturstufe tätig waren und die nun in intensivem Studium den neuen Anforderungen und den neuen Fächern (Ethik, Religion und Gemeinschaftskunde) gerecht werden mussten.

Die Pflichtstundenzahl der Lehrer in den Klassen 5-10 wurde auf 27, die der in der Sekundarstufe II tätigen auf 25 bzw. 26 heraufgesetzt. Eine längst fällige, der Schwere des Berufes adäquate finanzielle Absicherung ließ viele Lehrer zuversichtlich in die Zukunft blicken, obwohl sie auf ihre Verbeamtung und das Führen der an Gymnasien üblichen Titel weiter warten müssen.

Erstmals seit Bestehen des Gymnasiums sind die weiblichen Lehrkräfte in der Mehrzahl. Von den jetzt insgesamt hier tätigen 70 Kollegen waren allein 27 Schüler der Schule. Sie hat es also hierher zurückgezogen an die Stätte ihres Beginnens. Vielleicht macht auch das die unverminderte Wirkung und Anziehungskraft der Schule deutlich. Es ist sicherlich kein Zufall, dass nun - kurz vor der 125-Jahr-Feier - nochmals ein neues Kapitel aufgeschlagen wird. Am 27. 11. 1993 wurde der Grundstein für ein neues, modernes Gebäude des Gymnasiums (speziell für die naturwissenschaftlichen Fächer) gelegt, dem in der Perspektive eine 3-Fach-Sporfhalle, eine Mensa, möglicherweise ein überdachter Gang vom Altbau zum Neubau und eine Pergola folgen sollen.

Ausblick auf das Baugeschehen:
1993-1995
Naturwissenschaftlichen Erweiterungsbaus: 1993 werden die alte Turnhalle und das Gartenhaus abgerissen. Angrenzend an die Thielestraße wird der Grundstein für einen naturwissenschaftlichen Erweiterungsbau gelegt. Nach 15monatiger Bauzeit wird dieser 1995 übergeben. Das alte Laborgebäude hat ausgedient. Die Fächern Physik, Biologie, Chemie und Mathematik erhalten ein 9,5 Mio. teures Gebäude, in dem die Naturwissenschaften zeitgemäß unterrichtet werden können.
1995-1996
Stadtsporthalle mit Mensa: Gleich im Anschluss an den Erweiterungsbau wird der Grundstein für den Bau der Dreifachturnhalle mit Mensa gelegt. Die Übergabe erfolgt Ende des Jahres 1996. Durch die 12,5 Mio. DM teure Halle verbessern sich die Bedingungen für den Sportunterricht deutlich

Es ist dies also für alle, die gekommen sind, um dem alten Gymnasium ihre Reverenz zu erweisen, sicher Anlass zu Erinnerung an längst vergangene "Feuerzangenbowle"-Zeiten, aber vor allem Anlass zu Freude, Optimismus und Zuversicht. Neue Generationen sind versammelt, um den unsichtbaren Stafettenstab aufzunehmen und weiterzureichen zu einem Neubeginn, wie dies Hermann Hesse in seinem "Glasperlenspiel" sieht:

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern In neue, andre Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, An keinem wie an einer Heimat hängen, Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, Er will uns Stuf um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde Uns neuen Räumen jung entgegensenden, Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden... Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Quellenangabe

1. Geschichte der Höheren Landwirtschaftsschule, S. 09
2. Festschrift zur 25jährigen Jubelfeier (Schulze), S. II
3. Jahresbericht (JB) 1886, S. 5
4. Festschrift Schulze, S. III
5. Festschrift zum 100jährigen Schuljubiläum (Kalau), S. 06
6. Festschrift Schulze, S. III
7. Festschrift zum Heimatfest Döbeln 1914, S. 49
8. Jahresbericht (JB) 1877
9. Geschichte der Höheren Landwirtschaftsschule, S. 33
10.JB 1882. S. 32
11. JB191LS.03
12. Festschrift Schulze, S. XI/XII und JB 1898, S. 40
13. JB1908, S.08
14. JB 1882, S. 04
15. Schulordnung 1917, §02
16. JB 1916, S. 32
17. JB1877, S.03
18. Regimentsjubiläum 1912, S. 35
19. JB 1915, S. 06
20. JB 1928, S. 06
21. JB 1930, S. 06
22. JB 1939, Untertitel "Unterricht", ohne Seitenangabe
23. Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Erweiterten Lessing-Oberschule, S. 26
24. Protokollbuch der EOS 24.10.1951-04.02.1954


Der Aufsatz Hermann Schneiders wurde 1994 in der Festschrift des Lessing-Gymnasium zum 125-jährigen Schuljubiläum publiziert.


Schule im Wandel
von Michael Höhme

In den letzten 25 Jahren hat sich nicht nur die „äußere Hülle“ des Lessing-Gymnasiums verändert.

Kürzlich sprach ich mit einem ehemaligen Schüler, der sich noch gut an die Festwoche im Jahr 1994, mit der das Lessing-Gymnasium sein 125-jähriges Schuljubiläum beging, erinnern konnte. Irgendwann fragte er: Was hat sich eigentlich in den letzten 25 Jahren verändert?

Tja, diese Frage lässt sich nicht auf die Schnelle beantworten. Augenfällig sind natürlich die äußeren Veränderungen. Das alte Schulgelände wurde zu einem modernen Schulcampus weiterentwickelt.

Ein Jahr nach dem 125-jährigen Schuljubiläum wird der Erweiterungsbau für die Naturwissenschaften in Betrieb genommen. 15 Monate hatte man an dem 9,5 Millionen DM teuren Schulhaus gebaut, in dem die Fachschaften Physik, Biologie und Chemie seitdem ein neues Zuhause gefunden haben. Gleich im Anschluss baute man in unmittelbarer Nachbarschaft die moderne Stadtsporthalle und vergaß auch nicht einen Rundbau für Mensa und Schulclub. Erneut investierte man 12,5 Millionen DM. 1997 finden die Baumaßnahmen mit der Pflasterung des Schulhofs und einer Überarbeitung der Außenanlagen ein vorläufiges Ende. Zu keiner Zeit seit der Gründung der Schule war soviel Geld am Standort ausgegeben worden, um die Lernbedingungen am örtlichen Gymnasium zu verbessern.

Und die Bereitschaft, in das Döbelner Gymnasium zu investieren, hielt an. Im Rathaus wusste man, dass die beiden ältesten Schulhäuser, das Hauptgebäude, seit 1870 in Betrieb, und das alte Laborgebäude, seit 1898 in Nutzung, in einem beklagenswerten Zustand sind. In den Jahren 2009/10 erblühte das alte Laboratorium zu einem „Kunsttempel“. 1,5 Millionen Euro wurden in dem Schulgebäude aus der Jugendstilzeit verbaut. Es bietet nunmehr für den Musik- und Kunstunterricht perfekte Bedingungen und ist mit seinen Bleiglasfenstern und zahlreichen Zierelementen aus Sandstein ein architektonisches Juwel, das bei jeder Schulführung bestaunt wird.

Nicht wiederzuerkennen – von der Verwandlung eines Gymnasiums

Bei der Sanierung unseres Hauptgebäudes bestanden anfangs Zweifel, ob man die bauliche Erneuerung eines so großen Schulgebäudes finanziell hinbekommt. Dies gelang in den Jahren von 2012 bis 2015 auch Dank europäischer Fördermittel. Über 4 Millionen Euro wurde in ein neues Dach, neue Fenster, in die Fassade und letztlich in die Innensanierung gesteckt. Kein Stein blieb auf dem anderen – das Gebäude hat durch die Sanierung seinen alten Charme wiedererhalten und ist nunmehr mit W-LAN-Anbindung und interaktiven Tafeln eines der modernsten Schulgebäude Sachsens.

Hauptgebäude und Kunstgebäude gehören zu den ältesten Schulhäusern Döbelns und sind mittlerweile komplett saniert. (Foto: IBE Döbeln)

Zur feierlichen Wiedereröffnung nach der Sanierung sagte ich in einer kleinen Ansprache, dass man an den Schulen einer Stadt erkennt, ob der eherne Spruch, dass die Jugend das kostbarste Gut einer Gesellschaft sei, eine hohle Phrase ist oder wirklich Leitschnur kommunalen Handelns. Für die Stadt Döbeln kann man sagen, dass die Zeichen der Zeit erkannt wurden. Das Lessing-Gymnasium hat seinem Schulträger - den Stadträten, der Verwaltung, dem Oberbürgermeister viel zu verdanken. Hier sind in den vergangenen 25 Jahren Investitionsentscheidungen getroffen worden, die Voraussetzung für eine erfolgreiche schulische Entwicklung waren.

Was haben wir daraus gemacht? Welche Schwerpunkte wurden in der Schulentwicklung gesetzt? Wie hat sich der Unterricht verändert? In welcher Weise war das Gymnasium in den letzten 25 Jahren ein wichtiger Impulsgeber für die Stadt Döbeln?

Europaschule – nicht nur eine Plakette im Schulhaus

Seit 2010 ist das Lessing-Gymnasium „Europaschule in Sachsen“. Um dem Anspruch gerecht zu werden, haben wir die fremdsprachliche Bildung, die ja zugleich interkulturelle Bildung ist, gestärkt. Unsere Schüler lernen Englisch als erste, Französisch, Russisch oder Latein als zweite und seit 2014 Spanisch als dritte Fremdsprache. Wir begründeten Schulpartnerschaften, um über die persönliche Begegnung die Motivation für das Erlernen von Sprachen zu stärken. In den Jahren von 2001 bis 2012 besuchten unsere Schüler das Gymnasium 1543 in Moskau und unsere russischen Partner kamen nach Sachsen. 2002 startete der Schüleraustausch mit dem Sacré-Coeur-Collège im französischen Evron. Seit 2012 pflegen wir zwei deutsch-tschechische Partnerschaften mit Schulen in Ústí nad Labem und der Döbelner Partnerstadt Vyškov. Bis 2008 gab es einen regelmäßigen Austausch mit der Seattle Preparatory School in den USA. Versuche, danach Partnerschaften zu Schulen in Großbritannien aufzubauen, gestalteten sich bisher schwierig. Die Welt spricht Englisch und deshalb ist es nicht so leicht, Engländer für das Erlernen der deutschen Sprache zu begeistern.

Derr Döbelner "Lauf mit Herz" wurde von unserer tschechischen Partnerschule in Vyskov übernommen. Im Jahr 2015 startete eine Döbelner Läufergruppe in der Partnerstadt.

Digital, fächerverbindend und vielfältig - Blitzlichter aus Unterricht und Ganztagsschule

Über die Entwicklung des Unterrichts allgemein könnte man viel schreiben. Ich will mich auf zwei Innovationen beschränken. Das Gymnasium soll auf ein Studium vorbereiten. An den Universitäten und Hochschulen beobachten wir seit Jahrzehnten den Trend zum interdisziplinären Arbeiten. Viele Phänomene unserer Zeit sind so komplex, dass sie nicht mehr ausschließlich mit dem Instrumentarium einer Fachdisziplin beschrieben werden können, sondern ein multiperspektivisches Herangehen erforderlich wird. Seit 2004 versuchen wir mit Unterrichtskonzepten, die dezidiert das fächerverbindende Lernen in den Vordergrund stellen, diese Herangehensweise in der Schule zu adaptieren. In den Wochen des fächerverbindenden Lernens beschäftigen sich unsere Schüler mit den Olympischen Spielen, lernen Wissenswertes über gesunde Ernährung, nähern sich dem Thema Australien an oder widmen sich den Goldenen Zwanziger Jahren. In der Oberstufe wird das fächerverbindende Arbeiten weiter gepflegt. Die fächerverbindenden Wahlgrundkurse „Jüdische Geschichte und Kultur“ und „Englische Geschichte“ erfreuen sich großer Beliebtheit und sind ein Alleinstellungsmerkmal unserer Schule.

Die Fachleiter Ursula Kührig und Tommy Greim bei der Verleihung des Titels "Smart School" am 26.06.18 in Berlin.

Etabliert ist beim Erlernen der englischen Sprache seit 2004 ein schulinternes Curriculum des bilingualen Unterrichts. Eine Klasse jedes Jahrgangs wird durch zusätzlichen Englischunterricht in der 5. und 6. Klasse so qualifiziert, dass ab Klasse 7 in ausgewählten Modulen der Fachunterricht in Geschichte, Geografie oder Musik in englischer Sprache abgehalten werden kann.

Seit vielen Jahren haben unsere Schüler auch die Möglichkeit, sich auf die Prüfungen zu verschiedenen Sprachzertifikaten vorzubereiten. Das Cambrigde-Zertifikat für die englische, das DELF-Zertifikat für die französische und das telc-Zertifikat für die russische Sprache öffnen Türen und sind bei Bewerbungen manchmal der entscheidende Unterschied zur Konkurrenz. All diese Bemühungen zeigen, dass die Verleihung des Titels „Europaschule in Sachsen“ berechtigt war. Dass wir 2018 rezertifiziert wurden, macht deutlich, dass alle Projekte der Schule langfristig angelegt sind. Sachsen liegt im Herzen Europas – wir versuchen tagtäglich, diese Erkenntnis mit Leben zu erfüllen.

Das Internetprojekt des Wahlgrundkurses "Jüdische Geschichte und Kultur" ist eines der größten zum Thema im deutschsprachigen Netz.

Ein gutes Gymnasium versucht, Tradition und Moderne auszubalancieren. Die Schulform Gymnasium ist heute noch so erfolgreich, weil einige Prämissen: eine humanistische Bildung, das Streben nach ganzheitlicher Bildung, Werteerziehung und klare Leistungsanforderungen einem Menschenleben Halt und Richtung geben können. Das brauchen Kinder und Jugendliche in einer Zeit, in der vieles beliebig und verhandelbar erscheint, mehr denn je. Auf der anderen Seite leben wir im Jahr 2019 und wissen, dass der Geist Humboldts adaptiert werden muss. Die Megatrends unserer Zeit, globale Vernetzung, europäische Integration und Digitalisierung der Gesellschaft müssen von Schule aufgegriffen und zum Gegenstand des Unterrichts gemacht werden, weil unsere Schüler nicht in Arkadien leben werden, sondern im Hier und Jetzt.
Deshalb wurde in den letzten Jahren der medienintegrative Unterricht zum Schulentwicklungsschwerpunkt erklärt. Das Gymnasium verfügt seit der Sanierung mit fast 200 Computern, 28 interaktiven Tafeln und derzeit 42 Tablets über eine solide Ausstattung und die nutzen wir, um in Theorie und Praxis Konzepte für Bildung im digitalen Zeitalter zu entwickeln und zu erproben. Diese Bemühungen wurden mit zahlreichen Preisen gewürdigt. 2018 verlieh uns der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) den Titel „Smart School“.
Schon früh, viele ahnten noch nicht, welches Potenzial sich bald schon auftun würde, entdeckte einer meiner Vorgänger, der viel zu früh verstorbene Matthias Müller, das Internet für die Schule. Das Lessing-Gymnasium erhielt als eine der ersten Schulen Sachsens eine Homepage. Dass eine Schule eine de-Domain mit drei Buchstaben (www.lgd.de) sein eigen nennt, ist wirklich eine Besonderheit und uns wurden schon hohe Geldbeträge für diese Adresse geboten. In der Folge gab es mit der neuen Lehrplangeneration von 2004, die medienintegratives Arbeiten einforderte, in vielen Fächern Bemühungen, die damals noch „neuen Medien“ in den Unterricht einzubeziehen. Es wurden Filmclips hergestellt, Hörfunkfeature produziert, Computerpräsentationen und Webseiten gestaltet. Die Homepage des Wahlgrundkurses „Jüdische Geschichte und Kultur“, an der seit 1998 hunderte Schüler unterschiedlicher Jahrgänge gearbeitet haben und die mittlerweile eines der größten Informationsportale zum Judentum im deutschsprachigen Netz ist (www.judentum-projekt.de), wird täglich von 3000 Usern aus der ganzen Welt besucht.

Aktuell beschäftigen wir uns besonders mit dem Einsatz interaktiver Tafeln und entwickeln Konzepte für den Unterricht mit Tablets. Regelmäßig bieten wir Fortbildungen für Lehrer an, die üben, wie man Lern- und Informationsplattformen im Unterricht einsetzen kann. In den letzten Jahren reifte auch das Bewusstsein, dass die Bemühungen der Schule hier verstärkt werden müssen. Die Digitalisierung verändert unser Leben in rasantem Tempo, vielfach zum Guten, aber auch die Gefahren sind offensichtlich. Ab dem Schuljahr 2019/20 wird es am Lessing-Gymnasium für die Klasse 8 bis 10 ein schulspezifisches Profilfach geben, das systematisch den Umgang der Schüler mit Medien schulen soll. Die Schüler lernen, ihr eigenes Mediennutzungsverhalten kritisch zu hinterfragen und eignen sich den kompetenten Umgang mit und die Produktion von Medien an.

Eine weitere große Veränderung in den vergangenen 25 Jahren besteht in der Entwicklung von Ganztagsschulangeboten. Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag gab es auch schon vorher, aber noch nie ein so umfangreiches Portfolio an Bildungs- und Freizeitangeboten. Jährlich können unsere Schüler aus über 30 Angeboten wählen. Oft sind die Leiter der Kurse externe Partner, die auf ihrem Gebiet eine besondere Qualifikation besitzen und die wir vertraglich binden. Seit 2006 investierte der Freistaat Sachsen ca. 500.000.-€ in die Ganztagsangebote des Lessing-Gymnasiums. Sie gehören mittlerweile zur „DNA“ unserer Schule.

Eine Schule mit Herz

Großes Augenmerk legten wir in den vergangenen Jahren darauf, unsere Schüler zu sozialem Verantwortungsbewusstsein zu erziehen. Am Gymnasium zu lernen, ist ein Privileg, intellektuelles Potenzial kein Verdienst, sondern erst einmal ein glücklicher Umstand, der ohne Fleiß natürlich wenig wert ist. Wir wollen nicht, dass unsere Schüler als „Ich-linge“ vor allem mit persönlicher Nabelschau beschäftigt sind und sich für den Mittelpunkt des Universums halten. Um diesen erzieherischen Ansatz wirksam werden zu lassen, wurden zahlreiche Projekte initiiert, die unseren Schülern Gelegenheit geben, sich für das Gemeinwohl zu engagieren.

Schülerinnen und Schüler des LGD laufen für den guten Zweck. Die Spendengelder kommen dem Dresdner Verein Sonnenstrahl e.V. zugute, der krebskranke Kinder und deren Familien unterstützt.

Ein gutes Beispiel hierfür ist unser „Lauf mit Herz“, der im Jahr 2000 ins Leben gerufen wurde. Der Spendenlauf zugunsten krebskranker Kinder und ihrer Familien hat in den vergangenen Jahren über 300.000 Euro erbracht, die wir dem Dresdner Verein „Sonnnenstrahl e.V.“ überweisen konnten. Was Kästner in einem Ausspruch auf den Punkt brachte, sollen unsere Schüler verinnerlichen: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“

Ähnlich in der Grundintention ist auch das Soziale Praktikum für unsere Neuntklässler, das wir 2013 ins Leben riefen. Drei Tage arbeiten die Schüler unentgeltlich in Altenheimen, Kindergärten, im Klinikum, der Döbelner Tafel oder der örtlichen Förderschule. Sie sollen Einblicke in soziale Berufe erhalten, aber auch Verantwortung übernehmen und Mitgefühl für andere entwickeln.

Was tun wir noch? Seit 2016 gibt es am Lessing-Gymnasium zwei Klassen, in denen Kinder und Jugendliche lernen, die allein oder mit ihren Familien nach Deutschland kamen, um hier Asyl zu beantragen oder Arbeit zu suchen. In Vorbereitungsklassen wird ihnen Deutsch als Zweisprache beigebracht, bis sie eine allgemeinbildende Schule besuchen können. Wir waren froh, dass sich die 2003 gegründete Projektgruppe „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ von Anfang an um unsere neuen Schüler kümmerte. Sie organisierte Sport- und Spielenachmittage, gemeinsame Theaterbesuche und natürlich unterstützten die Gymnasiasten unsere DaZ-Schüler auch schulisch. Hausaufgaben wurden gemeinsam gemacht, man übte Lesen und Schreiben und so entstand ein Klima des Vertrauens und des Miteinanders.

Sport verbindet - Schüler der Projektgruppe "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage" organisierten für die Schüler der DaZ-Klasse einen Sportnachmittag.

Nicht nur um Kinder mit Migrationshintergrund kümmern wir uns. Seit nunmehr fast zehn Jahren ermöglichen wir auch Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf den Besuch des Gymnasiums. Autistische Kinder, Jugendliche mit körperlichen Handicaps wurden früher zu schnell einer Förderschule überstellt. Wir versuchen sie zu integrieren. Lehrer und auch Mitschüler mussten sich umstellen, mussten dazulernen. Ein autistischer Schüler braucht eine andere Ansprache als ein Gymnasiast ohne Integrationsstatus. Mittlerweile haben die ersten Integrationsschüler erfolgreich ihr Abi am Lessing-Gymnasium gemacht und gezeigt, dass sich der Aufwand bei der Integration von Schülern mit besonderem Förderbedarf lohnt. Großen Einsatz zeigte in diesem Zusammenhang auch unsere Sozialpädagogin Frau Gasse, die die Lehrer und Schüler des Gymnasiums seit 2015 unterstützt. Auch der Umstand, dass an unserer Schule eine Sozialpädagogin zum Team gehört, ist eine wichtige Veränderung, die sich in den letzten 25 Jahren ergab.

Sport macht’s möglich

Schon immer spielte Sport am Gymnasium eine wichtige Rolle. Wir versuchen diese Tradition zu pflegen und haben einige Highlights anzubieten. In der 6. Klasse wird unseren Schülern eine Projektwoche Wintersport angeboten. In Oberwiesenthal können die Sechstklässler zwischen Ski- und Snowboardkursen wählen. Die Woche im Gebirge kommt gut an, auch weil es die Klassen noch näher zusammenführt.

In der 7. Klasse nutzen wir einen Heimvorteil, den die Stadt Döbeln bietet. Im Hallenbad der Stadt erlernen unsere Schüler im Rahmen des Sportunterrichts eine zweite Schwimmart.

Eine ganze Schule am Ball - der jährliche Ballathon bringt Schüler, Eltern und Lehrern zusammen.

Sport ist wichtig als Ausgleich zur meist sitzenden Schülertätigkeit, hat aber auch gemeinschaftsbildendes Potenzial. Das nutzen wir. Jedes Jahr am Donnerstag vor den Winterferien laden wir zum mittelsächsischen Hallenfußballturnier der Gymnasien Mittelsachsens ein. Zehn bis zwölf Mannschaften aus der Region treffen sich in der Stadtsporthalle und kämpfen um den Pokal. Unsere Schüler feuern natürlich unser Schulteam an und so entsteht etwas, was Soziologen heutzutage „corporate identity“ nennen. Die entsteht auch beim Ballathon, einem Sportfest, bei dem Eltern, Schüler und Lehrer ihre Kräfte und ihr Geschick in verschiedenen Ballsportarten unter Beweis stellen. Auch hier geht es einerseits natürlich um die sportliche Aktivität, anderseits aber auch um das Gemeinschaftsgefühl, was entsteht, wenn man gemeinsam Zeit miteinander verbringt.

Musentempel Schule

Genauso wichtig wie der Sport ist am Gymnasium auch die musische Bildung. Kunst-, Musik- und Deutschunterricht spielen hier eine wichtige Rolle, reichen jedoch nicht aus. Wir sind stolz, dass es an unserer Schule seit vielen Jahren einen Kinder- und Jugendchor sowie eine Band gibt. Hier finden unsere musikaffinen Schüler Erfahrungsräume, in denen sie wachsen können. Durch die Frühlings- und Weihnachtskonzerte unserer Chöre und der Band wird die Außenwirkung des Gymnasiums maßgeblich bestimmt. Hiermit meine ich nicht nur die Stadt Döbeln. Unsere Chöre zum Beispiel nahmen mehrfach am ZpivejFest, einem internationalen Festival der Kinderchöre im tschechischen Vyškov teil.

Die Chöre des Gymnasiums prägen dessen Außenwirkung.

Schulen mit einer Kinder- und auch noch einer Jugendtheatergruppe sind schon eher selten. Dass beide Theatergruppen in jedem Jahr Stücke zur Aufführung bringen, kann man als außergewöhnlich bezeichnen. Geleitet von verschiedenen Lehrerinnen und Lehrern haben zum Beispiel unsere älteren Schüler seit 1997 im Döbelner Stadttheater -vielfach auf der großen Bühne- zweiundzwanzig Stücke aufgeführt. Komödien und Tragödien von Dürrenmatt, Moliere, Goethe, Shakespeare, Kishon, Schiller und Lessing zogen viele tausend Zuschauer in ihren Bann. Es ist natürlich großartig, wenn eine Schule so viele Stücke der Öffentlichkeit vorstellt. Genauso großartig war es für mich immer zu beobachten, wie Schüler beim Theaterspiel an Selbstbewusstsein gewinnen können. Nur wenige andere schulische Aktivitäten haben so sehr das Potenzial, Schüler in ihrer Persönlichkeitsentwicklung voranzubringen. Es ist schwierig im Unterricht Schüler zu Empathiefähigkeit zu erziehen und die Fähigkeit zum Perspektivwechsel zu wecken. Das Theaterspiel ist hierfür vorzüglich geeignet. Glaubt man der American Audiovisual Society, merkt sich ein Schüler von dem, was er liest, 10% und von dem, was er hört, 20%, von dem, was ein Schüler selbst ausführt, behält er immerhin 90%.

Hoffen wir, dass unsere blühende Theaterlandschaft und auch die freundliche Zusammenarbeit mit dem Mittelsächsischen Theater im Rahmen des Schultheaternetzwerks noch lange erhalten bleibt.

Herzensangelegenheiten – Traditionspflege und Förderung

Wer mutig in Richtung Zukunft marschiert, sollte sich immer wieder vergewissern, wo er herkommt. Aus diesem Grund widmen sich die Schule und insbesondere der Förderverein intensiv der Traditionspflege. In DDR-Zeiten abhandengekommen, wurde 1998 unsere Schulbibliothek neu eröffnet. Viele Ehemalige spendeten Bücher und Geld. Seit der Sanierung findet man die Schulbibliothek in der Ebene Null des Hauptgebäudes. Sie entwickelt sich zu einem gefragten schulischen Lernort. Hier kann man in Büchern schmökern, aber auch am Computer oder mit Tablets arbeiten. Seit einigen Jahren wird die Schulbibliothek von der Döbelner Stadtbibliothek mitbetreut. So können unsere Schüler auch auf den viel größeren Buchbestand der Stadtbibliothek zugreifen und haben immer einen kompetenten Ansprechpartner vor Ort, der ihnen bei der Recherche nach Literatur hilft.

Unsere Schulbibliothek entwickelt sich zu einem besonderen Lernort und wird von der Döbelner Stadtbibliothek betreut.

Alte Traditionen der Schule aufgreifen – das war auch die Intention, als wir 2009 wieder ein Jahrbuch herausgaben. Seitdem erschien aller zwei Jahre ein neues Jahrbuch. In Texten und Fotos werden zahlreichen Aktivitäten der Schule dokumentiert sowie ausgewählte Schüler und Lehrer vorgestellt. Eine Übersicht mit Klassen- und Kursfotos rundet den Inhalt jedes Jahrbuches ab und macht es so zu einem kostbaren Schatz.

In 150 Jahren Schulgeschichte entstand eine große Sammlung an Büchern, Lehrmitteln und Dokumenten, die die Historie des Gymnasiums widerspiegeln. Nach umfangreicher Vorbereitung gründete unser letzter Ehrenvorsitzender des Fördervereins, Herr Hermann Schneider, 2001 ein Schulmuseum. Das Museum ist eine wahre Fundgrube. Erinnerungen an Schulzeiten, die bis 1869 zurückreichen, wurden hier liebevoll zusammengestellt. 2014/15 überarbeiteten wir das Ausstellungskonzept. Nunmehr wird die Geschichte der Schule und des Vereins auf großen Ausstellungstafeln präsentiert. Filmdokumente und Fotos sind per Computer abrufbar. Der Besucher des Museums kann sich einen Überblick über den beruflichen Werdegang ausgewählter Schüler verschaffen oder seine ehemaligen Lehrer auf einer Fototafel aufspüren.

In Schulmuseum wird an die 150-jährige Geschichte des Gymnasiums erinnert.

Die Schulzeit ist eine prägende Zeit. Das wird uns immer wieder deutlich, wenn wir Absolventen des Gymnasiums einladen und diese ihre Erinnerungen mit uns teilen. Seit 2003 kommen ehemalige Schüler 50 Jahre nach ihrer Reifeprüfung zur Verleihung des Goldenen Abiturs nach Döbeln. Seit 2009 laden wir auch Ehemalige ein, deren Abi 60 Jahre zurückliegt. Stolz nehmen sie dann ihr Diamantenes Abitur in Besitz.

All die Projekte, Veranstaltungen, die besonderen Lernorte und die Traditionen machen das Lessing-Gymnasium zu einer besonderen Schule. Wenn Sie sich intensiver mit dem Gymnasium und seiner 150-jährigen Geschichte beschäftigen möchten, empfehlen wir Ihnen die Festschrift, die wir im Jubiläumsjahr herausgeben. Sie wird im September im Rahmen unserer Festwoche erscheinen. Dieser kleine Rückblick auf die letzten 25 Jahre war ein kleiner Vorgeschmack auf das, was sie hier auf ca. 200 Seiten erwartet. Sie dürfen gespannt sein.

Mitgliederinformation 56, Mai 2019