
Flurnamen
Flurnamen bezeichnen einen kleinräumigen Teil der Landschaft (Berge, Täler, Wälder, Weiden, Wiesen, Äcker und Auen, Wege). Sie wurden von den ansässigen Bewohnern geprägt, oft mündlich von Generation zu Generation weitergeben und fanden erst spät Eingang in die schriftliche Überlieferung.
Flurnamen sind vielfältige Gebrauchsnamen, die in der Regel nur innerhalb einer Stadt oder eines Dorfes bekannt waren. Sie dienten dazu, die Verwaltung, die Besitzverhältnisse oder die Landnutzung zu regeln. Viele von ihnen entstanden erst um 1800 nach der Aufhebung der Dreifelderwirtschaft und der Allmende. Durch die Teilung des Grundbesitzes entstanden viele neue und zusätzliche Flurnamen.
Diese orientierten sich an Bodenverhältnissen und haben oft Bezüge zu ihren Besitzern. Sie greifen die Tier- und Pflanzenwelt auf und wurden durch die Wirtschaft, das Recht und die Gemeindeverfassung geprägt.
Jedem Flurnamen liegt ein Benennungsmotiv zugrunde, ein Merkmal, das diesem bestimmten Ort anhaftet.

Wer sich in Döbeln mit Flurnamen beschäftigt, kommt an Emil Reinhold nicht vorbei. Sein Aufsatz "Die Döbelner Flurnamen", den er 1929 im 7. Band des "Döbelner Heimatschatzes" veröffentlichte, ist die umfassendste Darstellung zum Thema. Reinhold nutzte umfängliches Material: Erb- und Kaufbücher des Amtes und der Stadt Döbeln, Flurbücher der Stadt (1750, 1776 und 1835), Urkunden der Bürgerschützengesellschaft, die Chroniken von Mörbitz und Hingst sowie den "Topographischen Atlas des Königreichs Sachsen", bearbeitet von Oberreit (Oberreitscher Atlas). Wichtigste Quelle für ihn war allerdings der Aufsatz "Döbelner Straßenbenennungen und Flurnamen" (1910) von Baurat Götze. Der Erbauer des Bahnhofs in Döbeln-Ost verschrieb sich im fortgeschrittenen Alter dem Sammeln von Flurnamen und hatte dazu Fragebögen aus dem Jahr 1903 ausgewertet. Reinholds Aufsatz ist also das Ergebnis eigener Recherchen, aber in wesentlichen Teilen auch die Zusammenführung unterschiedlicher Vorarbeiten zum Thema.
Reinhold unterscheidet Flurnamen im weiteren Sinne. Hier benennt er für die Viertel der Stadt Döbeln Straßen, Plätze und besondere örtliche Gegebenheiten. Diese wären oft untrennbar mit Flurnamen der Umgebung verknüpft. Nachfolgend listet er die Flurnamen des Döbelner Umlands alphabethisch auf. Diese nennt er Flurnamen im engeren Sinne.
Bleibt nun noch die Frage, wie man sich dem Gegenstand annähert. Reinholds Aufsatz einfach veröffentlichen? Das könnte man, urheberrechtlich ist er nicht mehr geschützt, würde viele Leser aber nicht erreichen. Reinhold setzt viel heimatkundliches Wissen voraus, das heute, gerade bei jüngeren Lesern, nicht mehr existiert. Zudem legt er Wert auf Vollständigkeit. Wer das mag, muss ihn im Original lesen. Wir haben uns dafür entschieden, nur die Flurnamen im engeren Sinne und auch diese nur in Auszügen vorzustellen und den Text Reinholds zu kommentieren (…) und einzukürzen […], damit auch stadtgeschichtlich weniger Versierte eine Chance haben, nachzuvollziehen, welche Örtlichkeiten gemeint sind und wo sie genau liegen. Um die Lesbarkeit zu verbessern, wurden die umfangreichen Quellenverweise Reinholds meist weggelassen. Zudem passten wir die Ausführungen an die aktuelle Rechtschreibung an.
Ich denke, für Reinhold wäre das in Ordnung, war es doch immer sein Ansinnen, so viele wie nur irgend möglich für die Heimatgeschichte zu begeistern. Jammern wir also nicht, dass viele Flurnamen schon längst im Orkus der Geschichte versunken sind, sondern versuchen wir jene, die sich erhalten haben, wieder einem breiten Publikum vorzustellen.
A
Amselgrund, der; östlich der Stadt - schöner, heute in Feld verwandelter Fußweg durch den Schindergraben nach Zschäschätz (nördlich des Neubaugebietes Döbeln Ost II)
Aue, die; oder Hospital-Wieschen, südöstlich der Stadt - […] lag beiderseits der Sörmitzer Straße, ahd. (althochdeutsch) auwe, d.i. (das ist) Land am Bach oder Wasser
B
Bärental, das; südwestlich der Stadt - Hingst (425): Birnthal. Mit der Frucht Birne hat der Name kaum Verbindung, ebenso wenig mit Beere. Es ist möglich, dass hier der letzte Bär erlegt worden ist, wahrscheinlicher noch die Ableitung von mhd. (mittelhochdeutsch) ber = der Schlag, bern = schlagen, der Holzschlag, bern ist das, was brennt (Bernstein), dann Kohlenplatz, Meiler
Becksche Aue, die; nördlich der Stadt - an der alten Klosteraue, benannt nach der einstigen großen Lederfabrik Daniel Becks unterhalb des heutigen Amtsgerichts
Beule, die; südwestlich der Stadt - 24 Acker (früheres deutsches Feldmaß, 1 Acker = 4,047 Quadratmetern) groß; ansteigendes Flurgrundstück, zieht sich links an der Waldheimer Straße hin, bis an die Bachschenke (mittlerweile abgerissene Gaststätte, früher an der Gabelung Waldheimer Straße/Bärentalstraße)
Bielbach, die; - […] wendisch (veraltet für sorbisch) biel = weißer, schäumender Bach, Bad für junge Gänse und Enten. Ruf: Biele, Biele (von Oberranschütz kommend, mündet die Bielbach in Sörmitz in die Mulde)
Brauerteich, der; westlich der Stadt - liegt in der Gottesaue, im Bürgergarten (Früher nutzte die Döbelner Brauerei den Teich zur Gewinnung von Eis, das im Sommer zur Kühlung des Biers benötigt wurde.)
Bürgergarten, der; westlich der Stadt - In der alten Gottesaue von Steinsetzmeister Kneiß angelegt, mit Bäumen (und Rosen) bepflanzt. (Dass die städtischen Anlagen 1907 Bürgergarten genannt wurden, verdankt sich einer Anregung von Stadtrat Carl Friedrich Lorenz.)
Burgstadel, das; westlich der Stadt - Hier erbaute Ritter Ulman von Staupitz 1360 Burg Reichenstein. Gotisch: standau = stehen, Standort […], Als B. bezeichnete man früher Wiesen, die südlich bis an die Bahnhofstraße, östlich bis an die Friedrichstraße, nördlich bis an die Mulde und westlich bis an die Kleinbauchlitzer Straße (heute Grimmaische Straße) reichten. Man unterschied einen Niederburgstadel (Gebiet westlich der Reichensteinstraße) und einen Oberburgstadel (südlich bis an die Mastener Straße, östlich bis an den Grund (Saupes Villa – Ecke Bahnhofstraße / Mastener Straße), westlich Flur Kleinbauchlitz. (Noch heute gibt es hier die Straße „Am Burgstadel“.)
D
Deltzsche, die; südöstlich der Stadt - wendisch dol = Tal, demnach kleine Siedlung im Auental. Hier Wohnsitz des wendischen Supans (Herr, Anführer) in der Säuperei (Mittelpunkt eines slawischen Burgbezirks und Sitz eines sog. Saupen [Supan]), (später fand sich hier) Helbigs Stadtgut (früher an der Ecke Schillerstraße/Muldenstraße unterhalb des Medizinischen Versorgungszentrums), während der Ritter Dobela, das ist der durch seinen Anmut Berühmte, auf der Erhöhung, dem Felsen der Insel seine feste Wohnung (Schloßberg) aufgeschlagen hatte. Der Rat der später entstandenen Stadt Döbeln kaufte alle auf dem Gut Deltzsche haftenden Rechte 1534 (Hingst 43).
E
Ebersbacher Kirchweg, der; südlich der Stadt - ging von der Niederbrücke [...] (den Hirtenberg aufwärts Richtung Ebersbach)
Eichberg, der; nordwestlich der Stadt, Schlagholz, Eichenbestand, 30 Acker Feld und Wald an der Großbauchlitzer Grenze / Greinersiedlung (nördlich der Freizeitanlage Klosterwiesen)
Eselswiese, die; südöstlich der Stadt - wird vor 1500 im Mortuarium (Totenbuch) der Kapelle Maria Magdalena […] angeführt. Der Staupitzmüller, welcher sie vom Rat gepachtet hatte, ließ hier seine Esel grasen. Heute: Ufer- und Rathenaustraße (heute Straße des Friedens), Becks Grundstück (zwischen Schiller- und Uferstraße)
F
Fernsiech, beim; östlich der Stadt - Einst Hospital für alte gebrechliche Leute, für Bürger, die mit ansteckenden Krankheiten behaftet waren, 1870 Armenhaus (heute Geschäft für Motorräder an der Ecke Dresdner Straße / Ziegelstraße)
Fuchsgrund, der; nordwestlich der Stadt -1554 in fuchsen. ¾ Scheffel Land am Fuße des Eichberges
G
Galgenberg, der; östlich der Stadt - alte Richtstätte an belebter Straße, heute Obergottesacker. Hier 1927 Funde aus der Bronzezeit. Der Galgen stand nach 1709 auf dem Mittelmarkt (heute westlicher Teil des Obermarkts) vorm Rathaus.
Geyersberg, der; südlich der Stadt - 12 Acker Kommungut, Feld. Ehedem Weideplan auf dem Südteil des Steinberges. Ableitung möglich vom Raubvogel, der hier ein Weidetier raubte oder von Geier, einem schaufelzinkigen Ackergerät. Platz der ersten Turnfeste.
Gottesacker, beim; östlich der Stadt (heute Wappenhenschanlage), gemeint ist der bei der Kapelle Maria Magdalena, dicht vor dem Obertor. Nieder- und Obergottesacker (Nieder- und Oberfriedhof) bestanden noch nicht. […]
Gottesaue, die; südwestlich der Stadt, wurde vom Steinsetzmeister Kneiß in den Bürgergarten umgewandelt
Greußniger Holz, das; - wurde nie mit dem (Greußniger) Gut verpachtet, vom Ratsförster oder dem Flurhüter begangen; im Winter 1761 zu 1762 von den Österreichern fast ganz geschlagen und in den Wachtfeuern verbrannt.
Greußniger Steig, am; - Greußniger Fußsteig genannt. Ging hinter dem Niedergottesacker (Niederfriedhof) nach Osten, daran ein Hopfenberg
Greußniger Wiese - Hier wurde am 1. April 1853 der Mannsdorfer Doppelmörder Wohllebe mit dem Schwerte hingerichtet. […]
Grömisch oder Kremische, die; nördlich der Stadt - 1751, Holz und Wiese. Grömsche, die, an der Grömisch auf dem Großbauchlitzer Mühlweg, 1751, 44 Acker
Grüner Stiefel, der; südlich der Stadt - Zugang zum Steinberg, ein Teil des Schlages. Das Gasthaus an der Hainichener Straße hat den Namen aufgenommen. Ableitung: ahd. stophil, das ist der mit Buschwerk bewachsene kleine Fels.
Grund, der; westlich der Stadt - Ende des langen Grundes an Saupes Villa (Ecke Bahnhofstraße/Mastener Straße stadteinwärts), in der Bahnhofstraße. […]
H
Hegeborn, der; südwestlich der Stadt - [...] 1585 Totenbuch Hegebronn. An der Waldheimer Straße. ahd. hag, mhd. hak ist Gehege, Hain, eingezäunte Weide im Busch mit einem Quickborn, der höchstwahrscheinlich den Ratsteich gespeist hat. Kinderreim: „Im Hegeborn, im Hegeborn, da baden sich die Gänse, da kommt der kleine Ulemann und klopt se uf de Schwänze." (Bernh. Augustin)
Hengstwiese, die; - Weideplatz des Deckhengstes, wahrscheinlich in der Nähe des Marstalles (dort, wo später das Theater errichtet wurde)
Hirtenberg, der; - Waldweide im Bergwalde für das Vieh der Bürger (zwischen Körnerplatz und Krematorium)
Holländer, der; nordwestlich der Stadt - steinerne Windmühle auf dem Staupitzberg
Hopfberg, am; - oberer südlicher Teil des Hirtenbergs. Die brauberechtigten Bürger zogen ihren Hopfen selbst. Vorräte werden oft bei Erbteilungen erwähnt […]
Hospitalfelder, nachmals lange Raine, südöstlich der Stadt. Das […] Hospital ist das vom Schlosshauptmann Johann von Seuschin vor 1303 gegründete St. Georg, welches 1328 Markgraf Friedrich der Ernsthafte dem Kloster Staucha schenkte, das schon bald nach Döbeln umzog. Am 14. Oktober 1839 wurden die letzten Teile des Hospitals versteigert. Es lag an der Stelle des Wappenhenschstiftes.
K
Klosteraue, die; - Im Frühjahre 1330 wurde das Benediktinerinnenkloster Staucha nach Döbeln verlegt. 1540 erfolgte die Aufhebung. (Noch heute gibt es in Döbeln eine Klosterstraße, das Quartier wird als Klosterviertel bezeichnet.)
Klosterdrehe, die; - Stelle, wo sich die Mulde nach Westen wendet
Klostergärten, die; nordwestlich der Stadt - In den letzten Jahren für die Bebauung erschlossen. […] (schreibt Reinhold 1929) im Westen am Eichberge
Klostergut, das; nordöstlich der Stadt - Die Wirtschaft an der Klosterdrehe ist noch in Betrieb. Sie hat weitläufige, gute, z.T. vermauerte Felsenkeller.
Klosterkirchhof, der; östlich der Stadt - nordöstlich vorm Obertor, bebaut
Klosterwiesen - die; - eine, genannt die Sornewitzer, unter Hermsdorf, östlich der Stadt, eine an der Mulde, unterm Burgstadel, westlich der Stadt, 5 3/8 Acker, eine unterm Eichberge 1557 mit Weidicht und Gräserei. 1750 nordwestlich der Stadt [...] (Dieser Bereich wird noch heute als Klosterwiese bezeichnet.)
Kremisch, die; 1554, Kremische 1567, volksmundlich Krämsche, die. nördlich der Stadt. wendisch kremy das ist Kiesel, Quarz, kremenik das ist das Kiesellager, der Kieselboden, Rand des vorgeschichtlichen Muldenlaufs an der Gärtitzer Grenze […]
M
Mühlgraben, der; Ging unterirdisch vom Schloss nach der Niedermühle
Mühlweg, am; östlich der Stadt (Sörmitz)
Mulde, die; - ahd. Milda, mhd. Mulde, nicht wendischer Sprachstamm
N
Niedergottesacker, der und am; südlich der Stadt - wurde 1835 angelegt 44 Acker (Niederfriedhof)
O
Obergottesacker - Der älteste lag bei der Kirche St. Nicolai, der Niedergottesacker zunächst auf dem Niedermarkte bei St. Jakobi. Der Obergottesacker wurde dann vor das Obertor an die Kapella Maria Magdalena (im Bereich der heutigen Wappenhensch-Anlage) verlegt. 1859 kaufte die Kirchgemeine 3 Acker Land, die langen Beete genannt, zur Anlegung eines neuen Friedhofes für die Obergemeinde.
P
Pferdeberg, der; südlich der Stadt - Holzung mit Steinbruch. Waldweide für das Gut Greußnig, das mit einem gerüsteten Manne und Pferde verdient werden musste. Hinter- und Vorderpferdeberg.
Pulverberg, der; südlich der Stadt - hinter Dietrichs Steinbruch am Steinberg, Nordhang zur Bahn herunter
Pulverhaus, das; südlich der Stadt, Am Bahnhang. Döbeln seit 1709 Garnison
R
Ratsteich, der; westlich der Stadt - 1750 schon in Wiese verwandelt. An der heutigen Kasernen-Hauptwache, 1661 noch in Betrieb, es wird Schilf darin geschnitten. 1776 Kommunalland, Wiese
Reichenstein, der; westlich der Stadt - mhd. Riechen, d.h. mächtig sein. Auf ihm erbaute 1360 Ulman von Staupitz seine Burg. […]
Rößchengrund, der; südlich der Stadt - Wiese und Wald an der Grenze des Greußniger Gutes. ahd. und mhd. Ros = Streitross, Renner; die Stadt musste Greußnig mit einem Streitross verdienen, musste für herzogliche Reisen Lehnklepper halten. […] Ableitung auch möglich von
rozze, das ist eine Lache, in der Flachs eingeweicht und dann am Rande geröstet, getrocknet wurde. Der Zusammenhang mit Rose kommt kaum in Frage.
Rotes Kreuz, am; nordöstlich der Stadt - An der Wegegabel Gärtitzer und Pommlitzer Straße stand vielleicht früher ein Kreuz aus Porphyr, ein Hoheitszeichen des Rates 52 ¾ Acker Feld.
Rümelei, die; südlich der Stadt - Garten, 4 Metzgen groß, Roßweiner Straße, am Viadukt. wendisch: Rumlin von Rublina oder Rüblina, d.i. der Platz am Kirchen- oder Leichenwege in der Dorfmark (der Deltzsch d.V.), wo nach alter wendischer Sitte bei der Rückkehr vom Begräbnis die Leitern vom Leichenwagen herabgenommen und hingelegt, liegen gelassen und aufgehäuft werden. […] Sollte dieser Brauch 1585 noch bekannt gewesen sein, dann wäre die Wahl dieses Ortes für den Niederfriedhof ein Meisterstreich des damaligen Pfarrers Grützner, altheidnische Sitte durch christlichen Brauch zu verschütten gewesen.
S
Sack, der; - westlich der Stadt - Niederung zwischen dem Großbauchlitzer Mühlgraben und der Mulden (Heute befindet sich hier die Fa. Rasoma, eine Kleingartenanlage und das Lok-Stadion)
Sandgrube, die; - östlich der Stadt – zwischen Dresdner und Sörmitzer Straße gelegen
Sauanger, der; südwestlich der Stadt - 8 Acker. Am Ausgang des Bärentales bei Turnhalle und Bachschenke.
Sauberg, der; südwestlich der Stadt - Schweineweide unter Buchen und Eichen, wahrscheinlich am Sauanger
Säuperei (Erläuterung siehe Deltzsche), die; südlich der Stadt - Sitz des wendischen Supanes, das ist der Gauälteste im Dörflein Deltzsche oder Thelschitz. Aus der Supanie wurde der Burgwart Doblin, aus diesem das Kirchspiel. […]
Schafholz, das; südlich der Stadt - Wald an der Westseite der Greußniger Flur, in dem der Greußniger Hirte die 700-800 Schafe weiden lassen durfte.
Schanze, die; westlich der Stadt, mhd. chanze = Schutzwall auf dem Niederburgstadel. Mörbitz 328: Mittagwärts vom Schwalbenufer ist auf dem Berg die Figur eines Winkelmaßes ausgegraben, welches man die Schanze nennt. Wahrscheinlich Standort der verfallenen Burg Reichenstein.
Schargrund, im; - mhd. Schar = scheren, auch allgemein Frondienste, enthalten im Worte Scharwerk. Vielleicht kleine Siedlung von Klosterfrönern. Dorf Scheergrund kommt auch als Schargrund vor.
Schießgraben, der; westlich der Stadt - Teil des Zwingers hinter dem Niedermarkt. Seit 1455 Übungsplatz der Bürgerschützen mit Armbrust und Bolzen.
Schießwiese, die; westlich der Stadt. Dort auf Dillichs Federzeichnung 1629 deutlich die Vogelstange zu sehen. Diese wurde 1882 für immer niedergelegt, weil beim Vogelschießen ein[...] zuschauende[r] Fischendorfer [...] tödlich verletzt wurde.
Schindgraben, im; östlich der Stadt - an der Zschackwitzer Grenze, die Schinderei oder Meisterei
Schindergraben, der; östlich der Stadt - Zugang von der Stadt durch die Ziegelstraße. Der Abdecker, welcher dem gefallenen Vieh die Haut abzog, hieß der Schinder von ahd. seintan, mhd. schinden, das ist enthäuten
Schloßgarten, der; südlich der Stadt - 1457 schenkte ihn Kurfürst Friedrich der Sanftmütige zur Verstärkung der südlichen Wehranlagen (südlich des Schlossberges).
Schwalbenufer, das; - Prallhang des Niederburgstadel, dort nisten wieder Uferschwalben
Staupitzberg, der; nördlich der Stadt - Mörbitz S. 11 „Allem Vermuten nach haben die alten Herren von Staupitz ein Dörflein oder einen Sitz auf diesem Berg gehabt, so her nachmals an andere Herren von Adel und endlich an die Stadt kommen, denn in E.E. Raths altem Stadtbuche findet man auf S. 33 und 34 folgende Registratur: […]
Steinberg, am; südlich der Stadt – […] Dieser 48 Acker große Hang aus Serizitgneis setzt westlich des Hirtenberges, der Hainichener Straße an, reicht bis ans kleine Bärental. Nach Dr. Clemens Pfau (Rochlitzer Heimatforscher) könnte man hier den Sitz eines Werkzeuge schaffenden Meisters der jüngeren Steinzeit annehmen, Steinspäne, Kernstücke, halb- und ganzfertige Äxte, Haken, Meisel, Schaber usw. finden. Bis jetzt ist noch nichts entdeckt worden. Werden Reste gefunden, dann kann man hier die allerersten menschlichen Siedlungen vermuten. Bis dahin hat der Steinbruch einen gewichtigen Anteil bei der Benennung des Berges.
T
Töpferbach, der; östlich der Stadt - An diesem, heute Zschackwitzer Bach, 1786, Gärten mit Kraut, Gemüse und Obst.
Töpferberg, der; südwestlich der Stadt - 12 ¾ Acker. Der Westabhang des Steinberges nach den Gottesauen (Bürgergarten) […] Töpfer-, Steinberg und die nahe Rümelei am Hirtenberg lassen uralte Kultstätten wenigstens vermuten.
V
Vogelstange, auf der; - Der Ausdruck „auf der“ nennt ein Flurstück auf der Schießwiese, westlich der Stadt. Alte Form 1554 bei der fogelstange. Nach dem Bornaer Stadtbuch waren 1455 die Döbelner beim Landschießen beteiligt. Die Feste der Bruderschaft hörten 1635 auf, setzten 1700 wieder ein und schlossen 1882 mit dem letzten Schießen nach dem Jahrvogel. Seitdem gibt es nur noch den Meisterschuss auf die Königsscheibe.
Vogelstrich, der; westlich der Stadt - Es ist eine mit Büschen und Bäumen eingefasste Wiese, die dort liegt, wo sich der Grund hinter der Ziegelei an der Waldheimer Straße nach Süd und West gabelt. Viel Vogelleben da. mhd. strichen – streichen = über etwas gleiten. Viel Zugvögel sind hier vorübergekommen zur Freude der Vogelsteller, die ihnen mit Sprenkeln (Schlingen) und Leimruten nachstellten.
W
Waldberg, der; westlich der Stadt - rechts die Waldheimer Straße, südlich der Tannengrund
Weinberg, der; nördlich der Stadt - im Norden hinter und über den Klostergärten, westlich der Eichberg angrenzend
Reinhold bezeichnet die Flurnamen als "Sprachdenkmale". Damit hat er Recht, zeugen die Flurnamen doch von "Land und Leuten", wie man so schön sagt.
Einige Beispiele sollen die bunte Vielfalt der Flurnamen zeigen. Sie berichten von:
vorgeschichtlicher Zeit (z.B. Stein- und Töpferberg)
slawischer Besiedlung (z.B. Bielbach in Sörmitz)
deutscher Landnahme (z.B. Schloßberg, Burg Reichenstein)
städtischer Verfassung Rat (z.B. Ratsteich, Ratswiese)
städtischer Gerichtsbarkeit (z.B. Galgenberg)
den Kirchen der Stadt (z.B. Gottesaue, Ebersbacher Kirchweg)
dem klösterlichen Leben (z.B. Klostergärten)
Verkehrswegen (z.B. am Roten Kreuz)
den Gewerbetreibenden der Stadt (z.B. Schindergrund, Brauerteich)
Ackerbau und Viehzucht (z.B. Weinberg, Rößchengrund, Eselswiese, Schafholz, Saumarkt)
Bürgerfamilien (z.B. Becksche Aue)
Schützen und ihrem Vereinsleben (z.B. Schützenplatz)
Kranken- und Bedürftigen (z.B. Hospitalfelder, beim Fernsiech)
der Garnison (z.B. Pulverberg)
der Lage der Flurstücke
am Wasser: z.B. Bachschenke, Hegeborn
auf der Höhe, am Hange: Beule
in der Tiefe: z.B. Amselgrund
Tieren (z.B. Eselswiese, Geyersberg)
Pflanzen (z.B. Eichberg)
Steinen und Erden (z.B. Steinberg, Sandgrube)
Michael Höhme
"Traditions- und Förderverein Lessing-Gymnasium Döbeln" e.V.
24.09.2024
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