Hausschuh-Fabrik Döbeln
- 1945/46 gründen die Schuhmachermeister Paul Naumann, Hans Schirnitz und Kurt Stecher mit ihren 18 Gesellen in einem Hinterhaus Niedermarkt/Rudolf Breitscheid-Straße 4 eine Konsum-Schuhmacherei. Leiter der Konsum-Schuhmacherei ist der frühere Schuhhändler Otto Schulze. Der Betrieb führt Schuhreparaturen durch und fertigt neue Schuhe an, wenn die Kunden das Material (Leder und Textilien) mitbringen.
- 1950 wird die Firma Backofen Schuhfabrik Döbeln am Niedermarkt 20 geschlossen und von der Konsumgenossenschaft übernommen. Der Inhaber Backofen und sein Prokurist Borrmann waren im Rahmen der Entnazifizierung im Amtsgericht Döbeln in Haft genommen worden und fertigten im Auftrag des Konsums dort Holzschuhe und -pantoffeln.
- 1951 beginnt man mit der industriellen Herstellung von Hausschuhen und -pantoffeln und nennt die Firma 1952 Hausschuh-Fabrik Döbeln (K). Betriebsleiter sind Otto Schulze und Kurt Stecher.
- In den Jahren 1950-52 arbeitet man auch für die sowjetischen Besatzungstruppen. Für die Reparatur der Stiefel wird mit Naturalien bezahlt.
- 1954 schließt die Fa. Preuß & Heinrich in der Industriestraße 5. Die Immobilie wird von der Hausschuh-Fabrik übernommen. Man stellt mittlerweile nicht nur durchgenähte Hausschuhe, sondern auch wendegenähte Hallenturnschuhe mit textilem Oberstoff und Gummisohle her.
- Die Hallenturnschuhe werden in der DDR, aber auch in Westberlin verkauft. Ins Sortiment werden auch Hallenkunstturnschuhe aus Chevreauleder (feines Ziegenleder) mit einer Sohle aus Spaltvollleder aufgenommen. Mit diesen Schuhen wird 1964 die gemeinsame deutsche Olympiamannschaft in Tokio und 1968 die Olympiamannschaft der DDR in Mexiko ausgestattet.
VEB Döbelner Turn- und Sportschuhfabrik
- 1958 wird der Betrieb volkseigen und nennt sich VEB (K) Döbelner Turn- und Sportschuhfabrik. Betriebsleiter wird Herbert Hahn, technischer Leiter Kurz Stecher. 1962 erfolgt die Unterstellung unter die bezirksgeleitete Industrie.
- Anfang der 1960er Jahre übernimmt, die Schuhfabrik Neuruppin am See, die auf Einlaufschuhe spezialisiert war, die Produktion aus Döbeln. Hier spezialisiert man sich auf Hallenturnschuhe aus Leder und Textil. 5000 Hallenturnschuhe werden täglich produziert.
- Im Betrieb gibt es vier Brigaden: Zuschneiderei, Stepperei I und Stepperei II und Verwaltung. Zwischen der Tanzgruppe des Kreistheaters und der Stepperbrigade I "Freundschaft" wird am 15.01.1961 ein Freundschaftsvertrag geschlossen. So sollte die Verbundenheit der Kunstschaffenden mit dem Proletariat verdeutlicht werden.
- 1965 werden der VEB Hausschuhwerke Hartha, der VEB Hausschuhwerke Oschatz und der VEB Döbelner Turn- und Sportschuhfabrik zum VEB Vereinigte Hausschuhwerke Hartha zusammengefasst. Der Döbelner Betrieb wird fortan als Werk III des Stammbetriebs geführt.
- 1968 wird die Produktion auf die Herstellung von Schäften (Zuschneiden und Steppen) umgestellt. Der Betrieb beschäftigt 160 Mitarbeiter, 120 davon in der Stepperei. Der Maschinenpark besteht u.a. aus 48 Einnadel-Flachbett-Maschinen und acht Zweinadel-Flachbett-Maschinen der Firma Textima, aus 36 Nahtausreibern und sechs Öseneinsetzmaschinen. Auch aus dem Westen hat man Maschinen importiert. So kamen sechs Zwei-Nadelmaschinen der Fa. Pfaff, 18 Einfassmaschinen der Fa. Adler und 18 Kettelmaschinen der Fa. Strobel zum Einsatz.
Das Foto zeigte eine Arbeitsbesprechung in den 1970er Jahren. Rechts neben dem Original sieht man eine Bearbeitung, bei der das s/w-Foto mit Hilfe eines KI-Tools nachkoloriert wurde.
- 1989 arbeiten ca. 165 Mitarbeiter im Unternehmen.
- Am 01. Juli 1990 wird der Betrieb in die "intra Schuhfabriken GmbH" Hartha umgewandelt. Am 01.09.1990 versetzt man die Döbelner Belegschaft ins Hauptwerk nach Hartha und schließt die Produktionsstätte in der Industriestraße.
- Immobilie und Grundstück der Döbelner Produktionsstätte kommen am 26.06.2004 im Rahmen einer Sommerauktion der Deutschen Grundstücksauktionen AG unter den Hammer. Den Zuschlag erhält die Kitzbühler Gesellschaft Stern & Co.
© Michael Höhme, "Traditions- und Förderverein Lessing-Gymnasium Döbeln" e.V.
Quellen:
Materialsammlung Karlheinz Enzmann (nicht veröffentlicht)
Bildnachweis:
Foto Gebäude Hausschuhfabrik – Stadtarchiv Döbeln
Foto Arbeitsbesprechung - Kreiskommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung bei der SED-Kreisleitung Döbeln (Hg.): Im Zeichen unserer Epoche - Zur Geschichte des Kreises Döbeln 1961-1976. Leipzig 1979, S. 37
Alle Abbildungen/Fotos ohne Vermerk stammen aus der „Sammlung Döbeln“ von Michael Höhme.
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