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Armaturenfabrik Rudolph Neider

Niedermühle um 1900
  • 1897 wird in Leipzig die Firma Neider & Colberg gegründet. Sie stellt automatische Schmierapparate für Dampfmaschinen, wie Tropföler, Fettbüchsen, Dampfzylinderschmierapparate, sowie kleine Dampfarmaturen her.
  • Als Colberg 1898 stirbt, verlegt Rudolph Neider 1901 das Geschäft in seine Heimatstadt Döbeln. In der Niedermühle werden ihm von seinem Vater, der die Mühle besaß, Räume preiswert zur Verfügung gestellt. Zum Antrieb der Maschinen, mit denen man Armaturen für Maschinen und Dampfkessel herstellt, kann die Wasserkraft der Mühle genutzt werden. Neben diesen günstigen Faktoren sind auch die Lohnkosten in Döbeln niedriger als in Leipzig.
  • Nach dem Tod Rudolph Neiders übernimmt sein Bruder Alfred Neider die Firma. Er meldet 1906 ein Gewerbe zur Fabrikation von Metall und Eisenwaren an. In dieser Zeit werden 20 Arbeiter beschäftigt.
Briefkopf der Firma aus dem Jahr 1925 (Quelle: Stadtarchiv Döbeln)
Firmensitz des Unternehmens in Döbeln-Großbauchlitz (1948)
  • Alfred Neider und Willy Schmidt (Ehemann von Dorothea Neider) kaufen 1921 die Metallgießerei Teichmann und Co. Döbeln.
  • Das Unternehmen verlegt seinen Hauptsitz von der Schillerstraße (Gebäude der ehemaligen Lederfabrik Guido Becks) in die Leipziger Straße nach Großbauchlitz. Hier wird auch eine Drückerei eingerichtet.
  • Neben Schmierarmaturen und solchen für Dampfkessel werden auch Kleinarmaturen und Beschläge für Motorräder, Autos, Flugzeuge, Motorboote, Segeljachten und Motorpflüge hergestellt. Die Firma verkauft ihre Produkte in Deutschland, exportiert aber auch nach England, Spanien, Russland, Italien, Rumänien, Österreich Finnland, Schweden und Norwegen.
  • Zur Erfüllung der Reparationsleistungen werden die Maschinen der Fabrik ab Mitte Mai 1945 demontiert.

Der Standort an der Leipziger Straße gehört derzeit noch immer der Neider KG, ist aber größtenteils ungenutzt. (Fotos 2023)

Werbung für eine Viehselbsttränke (1948)
  • 1946 erhält das Unternehmen eine Wiederanlaufgenehmigung der sowjetischen Militäradministration und darf Armaturen, Bohr- und Stanzerzeugnisse sowie Metalldüsen herstellen.
  • 1960 kommt es zur Aufnahme einer staatlichen Beteiligung, 1972 wird die Firma verstaatlicht.
  • 1968 wird in Döbeln auf der Leipziger Straße 148 eine Gießereihalle gebaut. Deren Spezialität ist Messingguss aus getrockneten Sandgussformen.

Werbeanzeigen und -plakate der Firma (1960er Jahre)

  • 1988 kauft Jonny Schmidt (Sohn von Benno und Hildegard Schmidt) die Firma Metallgießerei Gierisch (Aluminiumkokillenguß) in Dresden.
  • 1990 stellt Benno Schmidt (Sohn von Willy Schmidt und Dorothea Neider) bei der Treuhand einen Antrag auf Rückübertragung der Firma Rudolph Neider KG.
Neuer Produktionsstandort der Firma im Gewerbegebiet Döbeln-Ost 1b.
  • 1992 wird die Metallgießerei Jonny Schmidt in die Rudolph Neider KG überführt.
  • 2002 feiert das Unternehmen sein 125jähriges Firmenjubiläum.
  • 2005 kauft die Firma ein Grundstück im Gewerbegebiet Döbeln-Ost 1b und baut hier eine Halle für die Aluminiumkokillengießerei inkl. zweier Wärmebehandlungsanlagen. 36 Mitarbeiter werden beschäftigt. 2008 wird auf dem Areal eine weitere Halle für die mechanische Bearbeitung errichtet.
  • 2015 renoviert man das Wohn- und Bürogebäude an der Leipziger Straße 143, dem alten Firmenstandort. Das Unternehmen beschäftigt 51 Mitarbeiter.
  • 2018 wird in Döbeln-Ost für die Gießerei und die CNC-Bearbeitung eine weitere Halle gebaut.

© Michael Höhme, "Traditions- und Förderverein Lessing-Gymnasium Döbeln" e.V.

Quellen:
Pressausschuss für das Heimatfest (Hg.): Aus der Heimat. Festschrift zum Heimatfest. Döbeln 20.-22. Juni 1914, S. 88f.
Stockmann, Gottfried: Die Stadt Döbeln als Standort der Industrie. Borna Leipzig 1928, S. 61ff.
Sparrer, Thomas: Produktionsbetrieb wird 100. DAZ 22.04.1997
Rudolf Neider KG (Hg.): Die Rudolph Neider KG im Wandel der Zeit. URL: https://www.rudolph-neider-kg.de/firmengeschichte.html (07.07.2023)

Bildnachweis:
Alle Abbildungen/Fotos ohne Vermerk stammen aus der „Sammlung Döbeln“ von Michael Höhme.