
Döbelner Brauereien
- Wir wollen es mit dem historischen Rückblick nicht übertreiben, aber schon aus dem Jahr 1482 gibt es eine Urkunde mit einem Erlass der Kurfürsten Ernst und Albrecht, Herzöge in Sachsen, welcher festlegt, dass in und eine Meile um Döbeln nur Bier der örtlichen Braukommun ausgeschänkt werden darf.
- Der Erlass wird immer wieder gebrochen, gerade in den Wirren des Siebenjährigen Krieges und später der Befreiungskriege gestaltet sich die Situation der Döbelner Brauereien immer schwieriger. Die drei angestammten Brauhäuser geben am Beginn des 19. Jahrhunderts auf. Da Döbeln ohne Bier schlecht vorstellbar ist, werden in der Folge drei neue Brauereien gegründet: die Vereinsbrauerei A.G. in der Bäckerstraße, die Feldschlösschenbrauerei von Paul Fischer an der Waldheimer Straße und die Döbelner Unionsbrauerei e.G.m.b.H. in Großbauchlitz.
Vereinsbrauerei A.G.

- Die Vereinsbrauerei ist die Fortsetzung der alten Braukommun. Mitte der 1810er Jahre sucht und findet man ein neues Brauereigrundstück in der Bäckerstraße und eröffnet hier die neue "Stadtbrauerei".
- 1816 baut man ein Sud- und Malzhaus und verpachtet die Brauerei an den Sörmitzer Mühlenbesitzer Müller. Der baut 1819 ein langes Kellergebäude an der Brauhausgasse und bleibt ca. 20 Jahre Pächter.

- Nach Müller übernimmt die Braukommun das Geschäft selbst. Durch die bayrische Erfindung der Herstellung untergärigen Bieres erlebt die Branche große Veränderungen. In Döbeln wird das neue Brauverfahren 1847 eingeführt. In dieser Zeit baut man einen Felsenkeller in den Schloßberg, weil sich Müllers Keller an der Brauhausgasse nicht für die Lagerung von Bier eignet.
- Aus der Braukommun bildet sich 1860 die Braugenossenschaft, die 1880, nachdem 1873 das Brauurban vom Staat für 8000 Mark abgelöst wurde, in eine Aktiengesellschaft umwandelt wird.
- Die Anlagen der Brauerei werden immer wieder modernisiert und vergrößert. Als Quellwassergebiet nutzt man das obere Bärental. Das Wasser ist für die Herstellung von hellen wie auch dunklen Bieren gut geeignet. Als Spezialität werden auch Biere nach Münchner (Klosterbräu) und Pilsener Art (Ratsbräu) gebaut.
VEB Döbelner Brauerei
- Nach dem Krieg wird der Betrieb als VEB Döbelner Brauerei weitergeführt und versorgt die Bevölkerung mit Bier und alkoholfreien Getränken.
- 1958 erhält der VEB Döbelner Brauerei ein neues Sudwerk. Die seit 1897 bestehende Anlage wurde umgebaut und von Kohle- auf Gasbetrieb umgestellt.
VEB Getränkewerk Döbeln

- Der VEB Döbelner Brauerei geht 1983 mit mehreren anderen Betrieben im VEB Getränkewerk Döbeln auf. Der wird 1984 unter Verlust der juristischen Selbständigkeit in den VEB Getränkekombinat Leipzig eingegliedert. Das Kombinat unterstand dem Rat des Bezirkes Leipzig.
- Im Juli 1990 erfolgte die Umwandlung zur Getränkewerk Döbeln GmbH, zunächst im Aufbau, seit November 1992 in Liquidation. 2002 wurde die Gesellschaft im Handelsregister gelöscht.
- 1992 werden im Zuge der Innenstadtsanierung die alten Brauereigebäude abgerissen. Auf dem Gelände der ehemaligen Vereinsbrauerei befindet sich heute das Parkhaus an der Ritterstraße und die neu gebaute Einkaufpassage von der Ritter- zur Bäckerstraße.
Feldschlösschen-Brauerei

- Gegründet wird die Brauerei an der Waldheimer Straße von Theodor Eckelmann. Als der 1889 stirbt, führen seine Söhne den Betrieb weiter, verkaufen aber 1895 an Paul Fischer.
- Anfangs wird Einfachbier gebraut, nach einer technischen Modernisierung 1892 kommt Lagerbier und Bier nach böhmischer und bayrischer Brauart dazu.
- Fischer investiert weiter in die Brauerei, kauft Dampf- und Eismaschinen und lässt eine Licht- und Kraftanlage einbauen.

(1) Historische Postkarte von der Feldschlösschen-Brauerei in der Waldheimer Straße.
(2) Zahlreiche Gebäude sind bis heute erhalten. Bier wird hier allerdings nicht mehr gebraut.
- 1919 muss die Brauerei schließen. Die Gebäude werden von Max Habenicht gekauft, der hier Stickrahmen und Transportschachteln aus Sperrholz herstellt.
Döbelner Unionsbrauerei
- Als man 1840 plant eine zweite Brauerei in einem Haus der Beckschen Lederfabrik in der Staupitzstraße einzurichten, verweist die Braukommun auf ihre verbriefte Monopolstellung. Die neuen Bierbrauer weichen nach Großbauchlitz aus, wo das Brauurban nicht mehr angewendet werden konnte. Daniel Beck erbaut die Brauerei und der frühere Braumeister der Stadtbrauerei, Robert Kiesel, wird Betreiber.
- Nach einigen Jahren wird die Brauerei vergrößert. Seit Mitte der 1870er Jahre arbeitet sie mit Dampfkraft und stellt untergäriges Bier nach böhmischer Brauart her.
- Seit 1895 wird die Brauerei als Aktiengesellschaft geführt, die jedoch 1913 liquidiert werden muss.
- Nach einiger Zeit des Stillstands wird die Brauerei 1914 Genossenschaftsbesitz und firmiert unter dem Namen Unionsbrauerei Döbeln e.G.m.b.H.
- In den 1920er Jahren muss die Brauerei den Betrieb einstellen. Die Gebäude werden von der Armaturenfabrik Rudolph Neider übernommen.
© Michael Höhme, "Traditions- und Förderverein Lessing-Gymnasium Döbeln" e.V.
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